Fliegen Fledermäuse über Straßen?

Die B 51 wird zur Teststrecke: Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) hat eine Studie in Auftrag gegeben, die klären soll, ob es Fledermäuse stört, wenn Straßen breiter werden. Egal was dabei herauskommt, die zusätzliche Spur zwischen Helenenberg und Meilbrück wird gebaut.

Bitburg/Meckel. Fliegen Fledermäuse eigentlich über Straßen? Und falls ja, fliegen sie auch dann noch drüber, wenn die Straße um eine Spur breiter wird? Es ist erstaunlich, aber wahr - das weiß derzeit noch niemand. Der LBM will es nun herausfinden. Deshalb hat er das Trie rer Büro "Gessner Landschaftsökologie" mit einer mehrjährigen Studie beauftragt. "Teststrecke" ist die B 51 zwischen Helenenberg und Meilbrück. Eine erprobte Teststrecke, denn bereits vor Jahren hat der LBM dort erkundet, ob "Froschzäune" ein probates Mittel sind, um die Amphibien vor dem Tod unterm Reifen zu bewahren. Erkenntnisse sollen in spätere Planungen einfließen

Dass die B 51 nun erneut der Forschung dient, verdankt sie der Tatsache, dass sie in den kommenden Jahren verbreitert wird. Und der Tatsache, dass in den Wäldern zu ihrer Rechten und Linken Fledermäuse wohnen, darunter eine größere Kolonie der in Deutschland seltenen Bechsteinfledermaus. "Wir haben hier ein Schwerpunktvorkommen für die BRD", sagt die Biologin Birgit Gessner. Die Bechsteinfledermaus lebt im Sommer in Baumhöhlen. Im April und Mai versammeln sich die Weibchen zu sogenannten Wochenstuben, bringen ihre Jungen zur Welt und betreuen sie gemeinsam. Im August sind die Kleinen flügge. Weil die Tiere alle paar Tage ihr Quartier wechseln, muss der Wald ihnen einiges bieten. "Die Bechsteinfledermaus bevorzugt alte Eichen", sagt Gessner. Davon stehen rechts und links der B 51 einige. Außerdem gebe es dort feuchte Stellen, Wassertümpel und Totholz - kurzum "ein Top-Quartier", sagt die Biologin. Wäre da nicht die Straße. Für den genetischen Austausch sei es wichtig, dass die Tiere nicht nur auf einer Seite der B 51 bleiben. Zunächst versucht die Biologin unter Mithilfe weiterer Fledermausexperten herauszufinden, ob die Tiere die Straße überhaupt queren, und zwar bevor es mit den Bauarbeiten losgeht. An diesen Daten lässt sich dann später ablesen, wie die streng geschützten Säugetiere auf den Straßenausbau reagieren.Waldbesitzer sollen nichts am Bestand ändern

Um dem Geheimnis der Fledermäuse auf die Schliche zu kommen, werden sie in den Sommermonaten nachts in speziellen Netzen gefangen, beringt oder mit Nagellack markiert. Die auf der einen Seite bekommen einen roten Tupfer, die auf der anderen einen blauen. Erwischt Gessner dann eine auf der "falschen" Seite, weiß sie Bescheid. Bislang hat allerdings nur ein großes Mausohr die Straße überquert. Ganz egal, was bei dieser auf fünf Jahre angelegten Untersuchung herauskommt: "Auf den Ausbau der B 51 hat das keinen Einfluss", sagt Franz Peters, Leiter der Planungsabteilung beim LBM. Vielmehr sollen die Erkenntnisse einen Mosaikstein liefern, um bei künftigen Straßenplanungen besser auf die Fledermäuse eingehen zu können. Damit die rund 50 000 Euro teure Studie Erfolg haben kann, bittet der LBM Trier die Waldbesitzer rechts und links der B 51 darum, bis Ende 2008 nichts am Waldbestand zu verändern und die Biologen bei ihrer Arbeit zu unterstützen.

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