Fliegen Ufos über Bitburg?

Drei Bitburger haben auf einer Wiese bei Mötsch ein mysteriöses Flugobjekt beobachtet. Der TV ist der Sache auf den Grund gegangen.

Bitburg. Später Nachmittag. Eine Wiese bei Bitburg-Mötsch. Auf einer kleinen Straße fährt Annette von Hiller mit ihren beiden Söhnen bergan Richtung Abendrot. Die drei Bitburger haben einen Ausflug gemacht und sind nun auf dem Weg nach Hause. Doch dort, wo die Sonne sich anschickt unterzugehen, taucht am Himmel plötzlich etwas auf, das den zwölfjährigen Hanns-Martin irritiert. Was seine scharfen Augen da erspähen, kann er nicht einordnen. Völlig geräuschlos steigt vor ihnen ein großes längliches Flugobjekt in extrem steilem Winkel auf und beschreibt langsam eine Bahn Richtung Südosten. Die Mutter hält an, damit die Jungen aussteigen und Fotos machen können. Denn die mehrfachen Jugend-Forscht-Gewinner haben ein Faible für Flugzeuge. Doch war dies überhaupt ein Flugzeug? Erstens sah das Ding aus wie eine Rakete. Zweitens gibt es dort, wo es soeben gestartet zu sein scheint, keinen Flughafen, denn Luxemburg liegt im Südwesten und Spangdahlem im Osten. Drittens: Warum machte es keine Geräusche, wie all die anderen Flugzeuge, die über diese Wiese fliegen? Annette von Hiller ist selbst neugierig geworden und wendet sich an den TV."Bisher hat sich alles aufklären lassen"

Der hat mit Ufos sonst wenig am Hut. Und um nichts anderes handelt es sich zunächst: ein Unidentifiziertes Flug-Objekt. Doch Recherche ist Recherche. Ihre erste Station führt zur Flugsicherung am Flughafen Hahn. Auch wenn deren Radarüberwachung nicht bis Bitburg reicht, sind die Auskünfte von Michael Schwartz, dem Leiter der Flugsicherung, interessant.Ein- bis drei- mal im Jahr werde er von Leuten angerufen, die ein "Ufo" gesehen haben. "Bisher hat sich allerdings alles aufklären lassen", sagt er. Zuletzt waren es vom Wind verwirbelte Feuer-Ballons, die ihren Beobachter kräftig verwirrt hatten. Der Mann war offensichtlich keiner der Hochzeitsgäste, für die das Schauspiel gedacht war. Ein richtiges Ufo sei ihm noch nicht untergekommen, sagt Schwartz amüsiert und bedauernd zugleich. "Irgendwie hoffe ich immer noch darauf, dass irgendwann mal jemand vorbeikommt. Sie nicht?"Auch sein Kollege Axel Raab von der deutschen Flugsicherung hatte noch keinen Kontakt mit Außerirdischen - dafür jedoch Zugriff auf die gespeicherten Radardaten von ganz Deutschland. Er verspricht, der Sache nachzugehen - und Bingo.Einen Tag später präsentiert er des Rätsels Lösung. Datum, Uhrzeit, Ort, Flugrichtung und -winkel, einfach alles passt: Was die drei Bitburger da gesehen haben, waren sehr wahrscheinlich weder Außerirdische noch eine Rakete. Glaubt man dem Radar, war es ein amerikanischer Kampfjet, der in Spangdahlem gestartet ist, um kurz darauf einen Bogen zu fliegen, nach Südosten abzudrehen und dann "steil wie eine Rakete" auf 19 000 Fuß zu klettern. Dass kein Geräusch zu hören war, läge daran, dass der Jet so hoch flog. "Die Leute haben hauptsächlich den Abgasstrahl gesehen, der von der untergehenden Sonne beleuchtet wurde", sagt Raab und verwandelt so ein Ufo mit nur wenigen Worten in ein Ifo (Identifiziertes Flugobjekt). Kampfjets seien laut, zumal, wenn sie starten, sagen jedoch die drei Bitburger - und die Fotos seien erst entstanden, als das Flugobjekt schon sehr hoch gestiegen war… Für sie ist das Rätsel nicht restlos gelöst.Hintergrund Was hinter Ufos steckt: Die Gesellschaft zur Erforschung des Ufo-Phänomens hat in den vergangenen 30 Jahren reichlich Erfahrungen mit mysteriösen Erscheinungen gesammelt. In 94 Prozent der Fälle fand sich eine logische Erklärung: Lichteffektgeräte: 17 Prozent, Modell-Heißluftballons: 13 Prozent, Flugzeuge/Hubschrauber: 11 Prozent, Sterne, Planeten und Mond: 6 Prozent, Ballons: 6 Prozent, Meteore und Feuerkugeln: 5 Prozent, Satelliten: 4 Prozent. Immerhin drei Prozent der Augenzeugen hatten Vögel oder Insekten für ein Ufo gehalten, rund zwei Prozent Zeppeline und Wolken. Psychologische Ursachen hatten die Ufos in einem Prozent der Fälle, und ebenso viele Flugobjekte wurden schlicht erschwindelt. Bleiben mysteriöse sechs Prozent "mit wesentlichen anomalen Merkmalen", von denen ein Prozent "auch unter extremen Bedingungen wahrscheinlich nicht bei herkömmlichen Erscheinungen auftreten" könne, heißt es auf der Internetseite der Ufo-Forscher. (kah)

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