Fliegende Putzkolonne: Windräder werden mit dem Helikopter gereinigt

Ormont · Im Windpark bei Ormont hat die Schweizer Firma HES mitten im Eifelsturm ein neues Verfahren präsentiert. Dabei werden mit einem Helikopter und einer Dampfstrahlanlage die Rotoren der Anlagen geputzt.

 Der Hubschrauber am Windrad. TV-Foto: Stephan Everling

Der Hubschrauber am Windrad. TV-Foto: Stephan Everling

Es ist schon ein ungewöhnlicher Ort, um eine Weltneuheit zu präsentieren: kein roter Teppich, der Champagner fehlt, und angesichts des stürmischen Windes hält sich auch das Blitzlichtgewitter der Pressevertreter in Grenzen. Dafür stehen die Gäste bis zu den Knöcheln im Matsch des Windparks in Ormont, der Schauplatz der Neuvorstellung ist. Eine Frau im weißen Pelz büßt dies schnell mit breiten Lehmstreifen auf ihrem Mantel.
Anlass der Präsentation ist ein revolutionäres Verfahren zur Säuberung von Windkraft-Rotoren. Mit einem Helikopter und einem Dampfstrahlgerät wird der Dreck weggeblasen, der die Leistung der Anlagen herabsetzt. Auf diese Weise werden schon seit Jahren die Isolatoren von Hochspannnungsleitungen entstaubt. Nur bei Windrädern wurde das Verfahren noch nicht angewendet.

Erstaunlich ruhig steht der Hubschrauber im Sturm. Pilot Urs Aechli kontrolliert die Maschine so perfekt, dass ein Mitarbeiter aus dem Helikopter heraus die Rotorblätter säubern kann. "Wir wollen damit Kunden gewinnen", sagt Johann Ruthe von der Firma Heli-Energyservices aus der Schweiz.

Damit erinnert das Ganze an die Zeiten, als noch Staubsaugervertreter durch die Lande reisten, um mit ihren Wunderwerken die Auslegware potenzieller Kunden zu reinigen. Nur macht das fliegende Werkzeug noch mehr Wind als einst die Staubsauger.

So eine Helikopterstunde kostet schlappe 3000 Euro. Betreiber von Windkraftanlagen sind es, die Interesse an dem Angebot haben sollen, zumal die Reinigung eines Rotors per Helikopter nur eine Stunde dauert statt normalerweise zwei Tage.

Ob sich das rechnet, ist offen. Bei der Frage, ob die Leistung sich nach der Reinigung um ein oder gar drei Prozent verbessert, ist sich die anbietende Firma selbst nicht sicher. 55 Kilowatt seien das bei so einer Anlage wie der in Ormont, meint jedenfalls Ruther. Und alle fünf Jahre sei eine derartige Reinigung fällig.
Im Sturm, der über die Ardennen tobt, mischt sich das Reinigungswasser in den Nieselregen. Ob am Ende die Auftragsbücher prall gefüllt sind, ist nicht bekannt. Um die dreckigen Schuhe und Autos des Premierenpublikums sorgte sich jedenfalls niemand. sev

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