Folklore-Festival: Ohne Festumzug, dafür mit Freibier (Fotos)

Bitburg · 30 Grad und es wird noch heißer: Bei bestem Wetter haben Tausende am Sonntag das Bitburger Folklore-Festival gefeiert. Drei Stunden lang gab es Freibier. Dafür fiel aber der Umzug aus. Das hat nicht allen gefallen.

Folklore-Festival: Ohne Festumzug, dafür mit Freibier (Fotos)
Foto: Klaus Kimmling (Kik) ("TV-Upload Kimmling"

Ein blonder Junge steht auf einer Säule. Mit einer Hand hält er sich fest. Die andere liegt schützend über den Augenbrauen - wie bei einem Pirat im Krähennest. Und auch er blickt über ein Meer: ein Meer aus Köpfen. Es müssen Hunderte sein. Aber warum? Gibt's da was umsonst, oder was? Allerdings: und zwar Bier. Aber nicht irgendeines, sondern ein Bitburger Jubiläumspils. Denn die Brauerei ist in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden. Anlässlich des Folklore-Festivals fließt der Gerstensaft deshalb drei Stunden lang aus dem Brunnen gegenüber der Römermauer. 250 Liter werden pro Stunde aus den Fässern unter der Brauerei gesaugt. Um den hat sich bereits um 11 Uhr eine Menschentraube gebildet. Im Sekundentakt wechselt ein Mitarbeiter die Humpen unter dem Zapfhahn. Trotzdem stehe man hier bis zu einer halben Stunde für ein Freibier an, sagt ein Mann in der Schlange. Mit der richtigen Strategie geht es offenbar schneller.
"Wenn du von links außen kommst, hast du dein Glas in zwei Minuten voll", verrät Peter Michels. Der 24-Jährige kommt aus Koblenz. Mit dem Großraumtaxi sind er und seine elf Freunde hergekommen. Fahrtkosten plus Trinkgeld: 390 Euro. Ob sich das lohnt? "Wenn man genug trinkt, schon", meint Michels. Na dann: Prost!

Auch ein junger Mann am Petersplatz hat heute wohl noch so einiges vor. "Ich bin noch nicht besoffen genug hierfür", meint er. Dabei kann man der komplizierten Choreografie selbst nüchtern kaum folgen: Mal laufen die jungen Männer und Frauen im Kreis, dann wieder durcheinander, mal drehen sie sich, mal klatschen sie in die Hände. "Das sind Österreicher", sagt eine Zuschauerin. Ihre Freundin nickt: "Ja, ganz sicher. Oder Serben." Naja, fast. Es sind Letten, zu erkennen an ihren Trachten: Lange rot-schwarze Kleider, glitzernde Hütchen. Bei 30 Grad im Schatten und knallender Sonne - vielleicht nicht das ideale Outfit. In Grobina, der Heimatstadt der Gruppe Spararats, ist es jetzt nicht einmal halb so warm. Die Serben von Gusle Kikinda sind schlauer. Sie treten ohne Trachten in schwarzen T-Shirts auf. Aber nicht nur am Petersplatz ist was los: Am Spittel steppen die Italiener, in der Trierer Straße werfen sich die Belgier Flaggen zu und am Festplatz machen die Ungarn einen Ringelpiez.

Wenn die Darbietungen vorbei sind, ziehen die Besucher weiter. So ist überall in der Stadt Bewegung. Die meisten Gäste bedauern es trotzdem, dass diesmal kein Festumzug durch die Straßen zieht (Siehe Umfrage). Spaß haben sie trotzdem, lachen mit der Sonne um die Wette. Kinder schlecken Eis, Eltern schlecken Eis, Großeltern schlecken Eis. Großeltern trinken Bier, Eltern trinken Bier, Kinder trinken, äh, Malzbier. Bis 14 Uhr bleibt der Brunnen jedenfalls die Hauptattraktion. Drei Stunden und sieben Pils später steht Peter Michels immer noch dort:"Warum sollten wir hier weg? Wir haben Bier und einen Tisch." Nicht mehr lange. In ein paar Minuten ist der Brunnen aus. Und dann? "Ab in den Biergarten!"Folklore-Festival Extra: POLIZEIPROTOKOLL VOM FOLKLORE-FESTIVAL

 Richtig volllaufen lassen: Alle zehn Sekunden muss Michael Nösges den Humpen wechseln. Dabei geht kaum was daneben. Man sieht: Der Brauerei-Mitarbeiter macht das nicht zum ersten Mal.

Richtig volllaufen lassen: Alle zehn Sekunden muss Michael Nösges den Humpen wechseln. Dabei geht kaum was daneben. Man sieht: Der Brauerei-Mitarbeiter macht das nicht zum ersten Mal.

Foto: (e_eifel )
 Nicht nur die Schotten haben Dudelsäcke. Auch die Bretonen von „Bagad Dor Vras“ haben vom Tuten und Blasen eine Ahnung.

Nicht nur die Schotten haben Dudelsäcke. Auch die Bretonen von „Bagad Dor Vras“ haben vom Tuten und Blasen eine Ahnung.

Foto: Klaus Kimmling (kik) ("TV-Upload Kimmling"
 Ein erhebendes Gefühl: Die Ringelschlingel bringen dem kleinen Julian Haus (7) das Fliegen bei.

Ein erhebendes Gefühl: Die Ringelschlingel bringen dem kleinen Julian Haus (7) das Fliegen bei.

Foto: (e_eifel )
 Ein bisschen warm für Trachten: Die Letten von Sparatas tanzen bei 30 Grad am Petersplatz.

Ein bisschen warm für Trachten: Die Letten von Sparatas tanzen bei 30 Grad am Petersplatz.

Foto: Klaus Kimmling (kik) ("TV-Upload Kimmling"


Die Nacht von Freitag auf Samstag: Unbekannte beschmieren den Wagen eines Schaustellers, zwei Stromkästen und eine Mauer. Alle Graffitti findet die Polizei rund um den Bedaplatz. Samstag, 21.45 Uhr: Ein 29-Jähriger beginnt eine Prügelei mit einem Musiker. An der Konrad-Adenauer-Anlage schlägt er ihm mit der Faust an den Kopf. Samstag, 2.20 Uhr: Ein 23-Jähriger Mann randaliert vor einer Gaststätte in der Trierer Straße. Als die Polizisten eintreffen, stellen sie fest: Der junge Mann ist stark betrunken. Sie nehmen ihn in Gewahrsam. Später bringt das Rote Kreuz ihn ins Krankenhaus. Samstag, 2.30 Uhr: Zwei Brüder geraten in der Schakengasse in Streit. Es wird handgreiflich. Die Polizei greift ein und schlichtet die Auseinandersetzung. Ansonsten verlief das Fest ruhig, ohne größere Zwischenfälle, teilt Wolfgang Zenner von der Bitburger Polizei mit: "Alles wie immer."

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