Forelle Spangdahlemer Art

Philippsheim/Salmtal · Lange Zeit wussten die Angler der Nims, Salm und des Spanger Bachs nicht, ob die Fische in ihrem Gewässer mit dem Umweltgift PFT kontaminiert sind. Nun legt die SGD Nord Untersuchungsergebnisse vor. Einige Fischer sehen ihr Hobby vor dem Aus.

 Zum Themendienst-Bericht von Aliki Nassoufis vom 20. April: Wer Fisch grillen will, nimmt am besten einen mit einer eher fester Konsistenz - Forellen (hier im Bild), Sardinen, Lachs, Rotbarsch und Makrelen kommen da infrage. (Die Veröffentlichung ist für dpa-Themendienst-Bezieher honorarfrei.) Foto: Monique Wüstenhagen

Zum Themendienst-Bericht von Aliki Nassoufis vom 20. April: Wer Fisch grillen will, nimmt am besten einen mit einer eher fester Konsistenz - Forellen (hier im Bild), Sardinen, Lachs, Rotbarsch und Makrelen kommen da infrage. (Die Veröffentlichung ist für dpa-Themendienst-Bezieher honorarfrei.) Foto: Monique Wüstenhagen

Foto: Monique Wüstenhagen (dpa-tmn)

Seit 2011 ist bekannt, dass die Kyll mit den als krebserregend geltenden perfluorierten Tensiden verunreinigt ist (siehe Extra). Die Angler des Flussabschnitts unterhalb von Hüttingen dürfen seitdem pro Monat nur noch etwa eine Forelle, die sie dort gefangen haben, verzehren. Doch die Angler anderer Eifelflüsse blieben bislang im Ungewissen darüber, ob sie ihre Fische überhaupt essen dürfen (der TV berichtete).

Diese Woche, vier Jahre nach den Messungen in der Kyll, legte die Struktur- und Genehmigungsbehörde (SGD Nord) nun Messergebnisse für die Salm, die Nims und den Spanger Bach vor, die unterschiedlich stark belastet sind. Die Behörde ließ dafür aus jedem Fluss drei Bachforellen toxikologisch untersuchen.

Spanger Bach: Die höchste Belastung, 82 Mikrogramm pro Kilo Filet, weisen die Fische im Spanger Bach auf, der flussabwärts seinen Namen in Auelbach und später Kahlenbach ändert. Er mündet bei Philippsheim in die Kyll. Die Behörde empfiehlt den Fischern, pro Monat nicht mehr als eine Menge von 300 Gramm Forellenfilet aus dem Spanger Bach zu verzehren. Bei den Anglern handelt es sich jedoch nicht um Einheimische, sondern um Touristen aus den Niederlanden, Belgien und anderer Landstriche. Denn Pächter des Gewässers ist das Hotel Landhaus Biehl in Philippsheim. Ausschließlich Hotelgäste, die drei Übernachtungen buchen, dürfen in dem "hauseigenen Fließgewässer" fischen. Hotelier Dirk Biehl sieht die Schadstoffbelastung allerdings gelassen: "Die meisten Angeltouristen setzen die Fische nach dem Fang eh wieder zurück ins Wasser und lassen sie schwimmen."
Er werde die Touristen künftig vor der Buchung über das Umweltgift im Bach informieren, so Biehl. "Das ist fair. Ich befürchte aber nicht, dass deshalb weniger Angeltouristen kommen."

Salm: In den Fischen der Salm - unterhalb der Einmündung des Kailbachs - stellte das Labor im Vergleich zu den Forellen des Spanger Bachs nur durchschnittlich halb so viel PFT fest: 41 Mikrogramm pro Kilo. "Dieses Ergebnis muss als vorläufig gelten und noch überprüft werden", erklärt die Behörde.
Denn die Fische seien in einem höheren Maße belastet, als es die PFT-Konzentration des Wassers erwarten lasse, sagt Johannes Meyer, Laborleiter der Landesbehörde. Dennoch werde für die Salm keine Verzehrempfehlung herausgegeben, erklärt Joachim Gerke, Abteilungsleiter der SGD Nord. Denn eine solche Empfehlung solle nur dann veröffentlicht werden, wenn im Gewässer ein Fisch mit einer Konzentration über 100 Mikrogramm pro Kilo Filet gefangen werde. In der Salm sei das - im Gegensatz zum Spanger Bach - nicht der Fall gewesen. "Man sollte trotzdem eine Verzehrempfehlung herausgeben", fordert Norbert Backes, Vorsitzender des Angelclubs AC Salmbach in Salmtal, der 20 Mitglieder hat. "Denn die Fische sind doch vergiftet - wenn auch nur in geringerem Maße", so Backes. Er denke, dass die Fischerei an der Salm nun auch ohne Verzehrempfehlung nachlasse. Backes: "Man will ja nicht mit Absicht Gift verzehren."

Nims: Die glücklichen Gewinner der Untersuchungen an den drei Flüssen sind die Angler der Nims. Denn im Filet der Nims-Forellen unterhalb von Wolsfeld stellte das Labor nur eine durchschnittliche PFT-Konzentration von 4,5 Mikrogramm pro Kilo fest. "Die Fische sind nur gering belastet und hinsichtlich des Verzehrs unbedenklich", erklärt die Behörde. Dabei irritiert, dass die Fische flussaufwärts bei Rittersdorf mit 4,3 Mikrokramm nur unwesentlich geringer belastet sind.
Ob die Belastung der Nimsfische vom Bitburger Flugplatz stammt, wo jahrzehntelang PFT-haltiger Löschschaum versickerte, könne man aus der Untersuchung jedoch nicht ableiten, sagt Alfred Grunenberg von der SGD-Nord. Denn dafür hätte man zum Vergleich auch Fische aus weitaus nördlicheren Flussabschnitten testen müssen. "Da ist die Nims jedoch zu schmal, und die Fische haben nicht das für die Untersuchung erforderliche Mindestmaß", so Grunenberg. Winfried Tholl, Vorsitzender des Sportfischervereins Bitburg, ist das gleich. Er freut sich über das relativ saubere Ergebnis seines Vereinsgewässers. Tholl: "Ich werde die Fische weiter mit Genuss essen."

Das Umweltgift: Die Flughafenfeuerwehren auf dem US-Flugplatz Spangdahlem sowie der ehemaligen Airbase Bitburg mischten das Umweltgift PFT jahrzehntelang ihren Löschmitteln bei, bis es 2011 verboten wurde. Und gespritzt wurde damit nicht nur im Ernstfall, sondern auch bei zahlreichen Übungen der militärischen Wehren. Das Gift: Perfluorierte Tenside sind biologisch nicht abbaubar und belasten den Boden, das Grundwasser sowie umliegende Gewässer. PFT hat in Tierversuchen lebertoxische und krebserregende Eigenschaften gezeigt. Das Gift reichert sich im Fisch und im menschlichen Organismus an.

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