Justiz Zeugin vor Landgericht: „Er saß im Garten wie ein Häufchen Elend“

Trier/Bitburg · Beim dritter Verhandlungstag vor dem Landgericht Trier um den Brandanschlag bei Bitburg sagen Nachbarn als Zeugen aus.

 Am Landgericht Trier geht es um Brandstiftung.

Am Landgericht Trier geht es um Brandstiftung.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Ein  lautstarker Streit in der Nachbarschaft, der sich am Abend des 20. Juli 2021 mehr und mehr steigerte, schließlich war ein  heftiger Knall zu hören. Danach stieg dichter Qualm aus dem Haus an der Brunnenstraße in einem kleinen Ort bei Bitburg, einige Anwohner wollen auch   Schreie gehört haben. Eine dramatische Situation an einem lauen Sommerabend.

Seit drei Verhandlungstagen verhandelt die Erste Schwurgerichtskammer des Landgerichts Trier gegen einen 65-jährigen Anlieger der Straße. Angeklagt ist der ehemalige Bahnbeamte wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Brandstiftung.

Wie berichtet soll er nach einem heftigen Streit mit der Nachbarin und deren Lebensgefährten rund 30 Liter Benzin im Keller des Nachbarhauses verschüttet und dann angezündet haben. Dies endete mit einer heftigen Explosion und einem Feuer. Ernsthaft verletzt wurde niemand, aber der Sachschaden wird auf über 46.000 Euro geschätzt.

Das Haus hatte der Mann nach dem Tod seiner Frau verkauft. Noch vor Zahlung der Kaufsumme waren mit seinem Einverständnis  die Käuferin und ihr Lebensgefährte dort eingezogen. Dann entzündete sich der Streit um das ausstehende Geld und den angeblich ungepflegten Garten nebenan.

Noch während der Löscharbeiten hatte der Angeklagte in ersten Polizeivernehmungen und gegenüber dem  Einsatzleiter der Feuerwehr  den Anschlag mit dem Benzin detailliert geschildert. Dies haben bisher zahlreiche Polizeibeamte und der Wehrleiter der Verbandsgemeinde als Zeugen bestätigt.

Doch der Angeklagte will sich vor Gericht nicht mehr so genau an alles erinnern können – er habe nur noch einen Rumms gehört und dann Schreie.

„Ich hatte kein normales Denken mehr, ich war außer Kontrolle“, sagte er am zweiten Verhandlungstag (der TV berichtete). 

Als Zeugen schildern am Donnerstag die Nachbarinnen und Nachbarn, die den Mann seit 40 Jahren kennen, wie sie den Abend erlebten und wie sie ihn als Mensch einstufen. Dabei werden in jeder Aussage drei markante  Faktoren erwähnt: Ein schrecklicher Autounfall Ende der 1990er-Jahre,  bei dem er seine  kleine Tochter verlor, in der Folge der Verlust seiner Arbeit als Lokführer wegen der psychischen Probleme  und später der Tod seiner Frau. „Er war immer ein guter, hilfsbereiter Nachbar und früher ein lebensfroher Mensch“, sagt eine Zeugin. Und ein anderer sagt: „Er hat durch alles den Halt verloren, zu viel Alkohol und dazu die Psychopharmaka.“

Nach der Explosion hätten sie ihn hinten weinend an seinem Gartenhäuschen gefunden. „Ich habe überreagiert, überreagiert“ habe er immer gerufen. Der nächste Nachbar: „Er saß da wie ein Häufchen Elend. Er tat mit leid.“

Fortsetzung des Prozesses ist am  Freitag um 9 Uhr.

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