Fotografische Blicke zurück im Zorn

BITBURG. Anhand von Fotos wird derzeit im Bitburger Haus Beda dokumentiert, wie mit historischer Bausubstanz in Bitburg und in Gemeinden des Südkreises umgegangen wird. Die Ausstellung wurde bereits 1993 gezeigt, ist aber nach wie vor aktuell.

Grund für einen Blick zurück im Zorn gebe es heute genug, sagt Marie-Luise Niewodniczanska, wenn sie sich die Vergleichsbilder der Ausstellung ansieht, die derzeit im Haus Beda in Bitburg zu sehen sind. Für die engagierte Professorin und ihre Mitstreiter hat deshalb der Ausstellungstitel "Was alte Fotos erzählen - Blick zurück im Zorn oder Photographien lügen nicht" nichts an Aktualität verloren. Auch wenn die Foto-Dokumente in dieser Form bereits vor zwölf Jahren zu sehen waren."Abgerissen und verschandelt"

Die Bilder zeigen, wie es früher im alten Bitburg und in einigen Dörfern im Altkreis Bitburg ausgesehen hat. "Es ist geradezu furchtbar, was da alles abgerissen und verschandelt wurde", sagt sie. Gemeinsam mit Manfred Kottmann vom Geschichtlichen Arbeitskreis Bitburger Land und dem derzeit erkrankten Fotografen Heinz Drossard stellte man deshalb Anfang der 1990er Jahre eine Ausstellung auf die Beine, die 1993 zu sehen war. Gleichzeitig informierte man in den vereinseigenen "Beiträgen zur Geschichte des Bitburger Landes" über das Thema, das damals für viele Menschen nicht so richtig wichtig war. Zwölf Jahre später wurden die Ausstellungstafeln wieder aus dem Magazin des Hauses Beda geholt. Grund dafür war für die Ausstellungsmacher unter anderem die Ausstellung "Zeitraffer". Diese in den Schaufenstern der Stadt Bitburg zu sehende Dokumentation zeigte anhand alter Aufnahmen, wie Bitburg vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ausgesehen hatte (der TV berichtete).Der Spittel im Wandel der Zeit

Man habe noch einmal gesehen, dass das Interesse an der Baugeschichte groß sei, sagen Niewodniczanska und Kottmann. Hinzu sei gekommen, dass der Ruf nach einer Neugestaltung des Postplatzes derzeit sehr laut sei. Passend zum Thema zeigen deshalb unter anderem Bilder, wie es früher auf dem Spittel aussah und was darauf nach dem Krieg und der Nachkriegszeit daraus geworden ist. "Bei einigen Bildern müsste man noch ein aktuelles Bild dazu hängen", sagt die Professorin. Bei vielen anderen hat sich die bauliche Situation in den vergangen Jahren aber nicht verbessert, manchmal sogar noch verschlechtert. Niewodniczanska: "Was sieht das heute teilweise schrecklich aus!" Anhand der ausführlichen Begleittexte zu den rund 150 Bildern wird zudem deutlich, dass nicht allein der Krieg immer Grund für die Bausünden gewesen ist. Nach dem Krieg sei viel alte Bausubstanz - wenn auch oft nur notdürftig - wieder aufgebaut worden, sagt die Professorin. Erst viel später rückten die Bagger an, um Platz für oft lieblose Beton-Klötze und Prestige-Projekte zu machen. Besonders leicht fiel den Bitburgern der Gang zum Abrissunternehmer in den 70er und 80er Jahren, als man sich in anderen Städten seiner baulichen Geschichte bereits bewusst geworden war. Zu besichtigen sind die Ergebnisse der Liebe zum Beton beispielsweise im Bereich Annenhof - wo früher einmal mehrere kleine Häuser standen - oder in der unteren Trierer Straße. Erst später hat auch in Bitburg ein Umdenken eingesetzt. Die Häuser im Bereich der Adrig und im Graben sind aber nach Ansicht von Niewodniczanska ein Zeichen dafür, dass alt nicht immer schlecht heißen muss. Ziel der neuen/alten Ausstellung sei es, Besucher für das Bewahren historischer Bausubstanz zu gewinnen. Zu sehen ist die Foto-Dokumentation bei freiem Eintritt voraussichtlich bis Freitag, 22. April, im Foyer des Hauses Beda. Das Haus ist werktags mit Ausnahme des Montagnachmittags geöffnet in der Zeit von 8 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. An den Wochenenden sind die Bilder nur während der Veranstaltungen im Haus Beda zu sehen.

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