Franzosen kaufen Eifeler Eiche für Weinfässer

Bitburg · Von Wirtschaftskrise keine Spur: Das Geschäft mit dem Wald läuft gut. Besonders mit Holz für Fässer lassen sich hohe Preise erzielen. Diese Woche ist ein Holzfass-Produzent aus dem französischen Bordeaux zu Gast im Bitburger Stadtwald Bedhard gewesen, um dort Eichen für Weinfässer zu kaufen.

Bitburg. 1812: Die Erstauflage von Grimms Märchen erscheint, Beethoven vollendet seine siebte Sinfonie, Napoleon greift Russland an und erlebt drei Jahre später sein "Waterloo", während im englischen Middleton die erste Zahnradbahn ihren Betrieb zum Kohletransport aufnimmt. Bitburg wird von den Franzosen verwaltet und geht 1815 zurück an die preußische Rheinprovinz. In dieser Zeit sprießen in der Eifel die Eichen aus dem Boden, die diese Woche Stamm an Stamm zum Verkauf im Bitburger Stadtwald Bedhard liegen.
Bis zu 550 Euro pro Festmeter


25 bis 30 Meter hoch waren die rund 200 Jahre alten Bäume, bevor sie geerntet wurden. "Das Holz, das hier liegt, stammt aus Orten der Verbandsgemeinde Bitburg-Land, von Ehlenz bis Idenheim, aus Neuerburg und Mettendorf, etlichen Privatwäldern und auch aus Bitburg", sagt Otmar Koch, Leiter des Gemeinschaftsreviers Bitburg-Fließem-Steinborn, der die Eichen im Auftrag der Kommunen seines Reviers verkauft.
Bei der Vermarktung bedienen sich die kommunalen Reviere wie auch die Privatwaldbesitzer der Hilfe des Forstamts und der Eifel Wald und Holz Management GmbH.
"Das Eifeler Eichenholz hat einen sehr guten Ruf", sagt Detlef Rating von der Zentralstelle der Forstverwaltung in Neustadt. Er hat den Kontakt zum Kunden aus dem französischen Bordeaux hergestellt. Der Kunde ist ein Küfer, ein Fasshersteller. In den Eichenfässern reifen vor allem Rotweine, die dadurch den typischen Barrique-Geschmack bekommen, aber auch Spirituosen wie etwa Whisky. Nicht jede Eiche ist zur Fassherstellung geeignet. Der Küfer wünscht möglichst gerade, astfreie Stämme mit feinen Jahresringen. Fassholz muss höchsten Ansprüchen genügen, weshalb es mit rund 450 bis 550 Euro pro Festmeter (siehe Extra) auch deutlich mehr kostet als Brenn- oder Industrieholz sowie die meisten Sägeholzsegmente.
Der Küfer aus dem Bordeaux begutachtet Stamm für Stamm, misst, welche Abschnitte er als Fassholz gebrauchen kann, und gibt die Maße an die Mitarbeiter von Landesforsten durch. Rund 250 Festmeter liegen zur Prüfung im Bedhard bereit - davon etwa ein Zehntel aus dem Bitburger Stadtwald. Knapp 200 Festmeter sagen dem Kunden zu.
Der Rest wird später als Sägeholz verkauft - für Schreiner und Parketthersteller. "Seit etwa 15 Jahren liefern wir Eichen-Fassholz", sagt Revierförster Koch. Obwohl mit dem Fassholz hohe Preise zu erzielen sind, lassen die Kommunen deshalb nicht gleich alles abholzen.
"In alten Beständen raten wir immer nur dann zu ernten, wenn sich der Bestand auf der anderen Seite gerade durch Samenabfall selbst verjüngt. Wir brauchen die alten Bäume für diese natürliche Verjüngung. Deshalb sollten in alten Beständen Verjüngung und Ernte immer Hand in Hand gehen."
Die Forstbetriebe bewegen sich längst im Spannungsfeld zwischen Ökologie und Wirtschaft. Einerseits geht es darum, einen Naturraum zu erhalten und zu pflegen, und andererseits ist es ein Geschäft, das sich ums Geld dreht.
"Der Holzpreis ist an die Konjunktur und den Bedarf der Sägewerke gebunden", sagt Koch. So hätten die Holzpreise etwa nach dem Überangebot durch den Sturm Kyrill stark nachgelassen. Auch die Finanzkrise hat sich 2008 durch eine stark rückläufige Nachfrage auf dem Holzmarkt bemerkbar gemacht. Vergangenes Jahr hingegen haben die Preise für Industrie- und Sägeholz sogar um zehn bis 15 Prozent angezogen. "Von Wirtschaftskrise spüren wir im Moment nichts", sagt Koch. Auch wenn das Fassholz nur einen geringen Teil des gesamten Holzverkaufs ausmacht, freut es Koch dennoch, das auch diesmal die Qualität der Eichen aus seinem Revier den Ansprüchen des Küfers genügten: "Ich mag den Barrique-Geschmack auch selbst. Aber ob der Rotwein in Fässern aus Eifeler Eiche gereift ist, würde ich natürlich nicht rausschmecken."
Ein Video zu dem Thema gibt es unter
volksfreund.de/videosExtra

Das Gemeinschaftsrevier der Kommunen Bitburg, Fließem und Steinborn umfasst 1650 Hektar Wald. Davon gehören 900 Hektar der Stadt Bitburg, 650 Hektar Steinborn. Für 2012 ist ein Verkauf von gut 11 000 Festmetern Holz geplant. Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter fester Holzmasse ohne Zwischenräume, also einem Holzwürfel mit einer Kantenlänge von einem Meter. Geplante Verkäufe: Verteilt auf die einzelnen Holzsegmente planen die Kommunen des Reviers 2012 folgende Verkäufe: Industrieholz: 4600 Festmeter. Dieses Holz wird beispielsweise zur Herstellung von Papier sowie für Span- und USB-Platten verwendet. Dafür muss das Holz nicht besonders hochwertig sein, bringt aber auch im Verkauf nur 35 bis 50 Euro pro Festmeter. Brennholz: 2100 Festmeter; bringt 50 bis 85 Euro je Festmeter - je nachdem, ob es als Stamm am Wegesrand oder bereits auf einen Meter zugeschnitten als Scheitholz verkauft wird. Die Nachfrage nach Brennholz steigt mit dem Ölpreis. Der Brennholzpreis ist in den vergangenen fünf Jahren um etwa 15 Euro pro Festmeter gestiegen. Sägeholz: 4600 Festmeter; dieses Holz wird für Bretter und Bohlen, als Bauholz, für Fußböden und Möbel verwendet. Die niedrigsten Preise werden für die schnell wachsende Kiefer mit 60 bis 70 Euro pro Festmeter gezahlt. Die höchsten Preise erzielt Eichenholz mit 120 bis 550 Euro - je nach Qualität. Fassholz: rund 25 Festmeter, die rund 12 500 Euro eingebringen. Gewinne: Die Stadt Bitburg kalkuliert aus der Forstwirtschaft mit einem Reingewinn von 46 000 Euro aus dem Geschäft mit dem Wald. In Steinborn sind es sogar 60 000 Euro wegen der guten Sägeholzqualität, und Fließem erwirtschaftet 15 000 Euro. scho

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