360-Millionen-Euro-Projekt Geplantes Logistikzentrum in Bitburg: Wann die britische Frasers Group wohl den Bauantrag stellen wird

Bitburg/Shirebrook · Vor etwas mehr als einem Jahr wurde bekanntgegeben, dass die britische Frasers Group in Bitburg ein Logistikzentrum bauen will. Mittlerweile sind die rechtlichen Grundlagen für das millionenschwere Projekt geschaffen.

Frasers-Investition Bitburg: Wann das Logistikzentrum gebaut wird
Foto: Portaflug

Drei Jahre wurde hinter verschlossenen Türen verhandelt und nichts drang nach außen bis schließlich vor etwas mehr als einem Jahr die Bombe platzte: In einer großen Pressekonferenz in der Bitburger Stadthalle wurde bekanntgegeben, dass eine 52 Hektar große Fläche auf dem Gelände des ehemaligen Rollfeldes am Flugplatz Bitburg an den britischen Textilriesen Frasers Group verkauft wurden. Das Unternehmen will dort in naher Zukunft ein Logistikzentrum für die Belieferung seiner europäischen Filialen und Geschäfte bauen. Bis aber tatsächlich der erste Beton auf das Gelände geliefert werden kann, gilt und galt es noch immer einige Hürden zu überwinden.

Die Planung: Die Frasers Group hat im November 2021 das 52 Hektar große Grundstück gekauft, um dort in zwei Bauphasen ein Logistikzentrum aufzubauen. In einem ersten Schritt sollen so Arbeitsplätze für etwa 800 Menschen geschaffen werden. Nach einem Ausbauschritt könnten, in dem fertigen 225.000 Quadratmeter großen Bau bis zu 2500 Mitarbeiter am Standort arbeiten. Zur Vorstellung des Projekts rechnete die Frasers Group mit einer Gesamtinvestition von 360 Millionen Euro in der Eifel.

Der Erstkontakt: Makler des Aktienunternehmens besuchten 2018 die Expo Real in München, die europaweit größte Messe für Immobilien und Investitionen. Dort stieß man auf die Präsentation des Zweckverbands Flugplatz Bitburg und der der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz. Ihr Vorstandssprecher Ulrich Dexheimer begrüßte im TV-Gespräch kurz nach der Bekanntgabe der Ansiedlung, „dass wir dabei den Kontakt mit der Frasers Group herstellen und so zu einer der größten Ansiedlungen der letzten Jahre in Rheinland-Pfalz beitragen konnten“. Dass die Briten in München unterwegs waren dürfte auch ein direktes Resultat des Brexits sein. Gerade der Online-Handel, eines der Standbeine, in denen die Gruppe auch in Deutschland bereits aktiv ist, litt unter den neuen erschwerten Bedingungen im europäischen Warenversand.

Seitdem die Abspaltung des Vereinigten Königreichs von der Europäischen Union 2020 offiziell zum tragen kam, gründeten immer mehr britische Unternehmen Standorte auf dem Festland.

Der Konzern: Während das Unternehmen im Vereinigten Königreich schon seit vielen Jahren eine feste Größe ist, blieb es außerhalb des Internethandels in Deutschland bisher noch relativ unbekannt. Der Keim des heutigen Börsenunternehmens wurde westlich von London 1982 in der Kleinstadt Maidenhead gepflanzt. Der heutige Multimillionär Mike Ashley öffnete dort unter dem Namen „Mike Ashley Sport“ seinen ersten Laden. Zur Jahrtausendwende betrieb Ashley, mittlerweile unter dem Namen Soccer Sports, 50 Geschäfte und wagte den Sprung über den Ärmelkanal nach Belgien, wo er mit einem Sporthändler eine Kooperation einging. Im November 2006 ging der Konzern an die Börse, löste sich vom reinen Sportmarkt durch verschiedene Ankäufe und ist seitdem auf Expansionskurs.

Die Vorbereitung: Nach der Bekanntgabe des Grundstückverkaufs galt es für den Zweckverband Flugplatz Bitburg, die Stadt, die angrenzenden Gemeinden und den Eifelkreis in die konkreten Vorbereitungen zu gehen. Bevor nämlich auf dem Gelände irgendwas passieren kann, galt es erst mal die rechtliche Grundlage dafür zu schaffen: ein überarbeiteter Flächennutzungs- und auch ein neuer Bebauungsplan mussten her.

Gleich dreimal ging der Entwurf des Bebauungsplans in die Offenlage, also den Prozessschritt, in dem alle betroffenen Einrichtungen und auch Privatpersonen Einwände oder Kommentare zu den Planungen einreichen konnten. Immer wieder wurde der Entwurf angepasst und dann schließlich Ende November vom Zweckverband angenommen. Sowohl der Rat der Stadt Bitburg als auch der Rat der Verbandsgemeinde Bitburger Land votierten schließlich im Dezember auch für die Annahme des gemeinsamen Flächennutzungsplans. „Er ist die Grundlage dafür, dass der Bebauungsplan wie wir ihn nun vorgelegt haben, auch rechtsverbindlich ist“, erklärte damals der Verwaltungsleiter des Zweckverbands Helmut Berscheid.

Der kommende Schritt: Mit der Verabschiedung des Flächennutzungsplans und des Bebauungsplans haben die betroffenen Gremien den Weg für die Frasers Group freigeräumt. Landrat Andreas Kruppert nach dem Beschluss im November: „Wir haben unsere Hausaufgaben nun gemacht und alles so vorbereitet, dass die Frasers Group nun einen Bauantrag stellen kann.“ Nach TV-Informationen ist das noch nicht passiert. Allerdings wies Kruppert bereits in der Sitzung des Zweckverbands darauf hin, dass mit dem Antrag erst im Frühjahr gerechnet werde. Die Entwickler der Frasers Group müssten nun ja auch erstmal ihre konkreten Pläne entwerfen und schauen, was sie da überhaupt konkret bauen wollen.“

Die Skeptiker: Aus Richtung Wirtschaft und Politik wurden die Planungen in der Regel begrüßt. Allein die große Herausforderung, in einer Region, die letztlich auf eine Vollbeschäftigung blicken kann, ausreichend Arbeitskräfte zu finden, wurde immer wieder geäußert. Heribert Wilhelmi, Chef der Agentur für Arbeit in Trier, wartet auf die detailierten Planungen und sagte im TV-Gespräch dazu: „Natürlich ist es in einer solchen Region mit einem ohnehin schon sehr hohen Fachkräftebedarf eine Mammutaufgabe, so viele Mitarbeitende zu rekrutieren.“ Sobald die Frasers Group formulieren könne, was für Fachkräfte sie brauche, könne man aktiv werden und gemeinsam mit den Kammern Qualifizierungsprogramme anstoßen, um etwa Gabelstaplerfahrer, Lageristen oder Logistiker zu finden.

Dass der Verkehr auf der Bundesstraße 51 wiederum einknicken könnte, räumte Harald Enders, Leiter des Landesbetriebs Mobilität Gerolstein aus. Die Sorge sei unberechtigt, sagte er im Sommer. Die B51 fasse ausreichend viel Verkehr und sei mit der Frasers Group nicht an der Belastungsgrenze.

Nicht glücklich mit der Ansiedlung eines Logistikzentrums am Flugplatz sind die Vertreter des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) Deutschland. Nachdem der Stadtrat Bitburg den Flächennutzungsplan im Dezember einstimmig angenommen hatte, zeigte sich Agnes Tillmann-Steinbuß, Vorsitzende der Kreisgruppe Bitburg-Prüm des BUND, geknickt. Zu viel sei einfach unkritisch durchgewunken worden. Der BUND hat mittlerweile bei der zuständigen Umweltbehörde SGD Nord Widersprich gegen die Befreiung zur Beseitigung von mageren Flachland-Mähwiesen eingereicht.

Die Altlasten: Das Gelände des Flugplatzes Bitburg ist wie die Airbase Spangdahlem in Teilen mit sogenannten PFAS-Verbindungen belastet (siehe Info). Der aktuelle Plan sieht vor, die im Verdacht Krebs zu errengenden Chemikalien abzutragen und in einem vom Wasserkreislauf abgeschlossenen Bauwerk zu binden.

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