Frau, Mann, Augenblick

ÜXHEIM. Von Üxheim hält sie Rückschau auf ihr Leben und dort schmiedet sie Pläne für die Zukunft: Die pensionierte Lehrerin Barbara Hundgeburt-Grabow lebt in einem alten Haus in dem Eifelort, wo sie auch ihr drittes Buch verfasst hat, das sie am Samstag, 13. August, in Adenau vorstellt.

Die graublauen Augen fallen zuerst auf. Darauf hat die zierliche Frau ihren Pulli, den sie zum bodenlangen Jeansrock trägt, abgestimmt. Ihre Füße sind barfuß. Sie lädt ein zum Rundgang durch ihr Haus in der Heerstraße in Üxheim. Am Telefon hatte sie erklärt: "Sie erkennen es am Brunnen im Hof." An der Rückseite liegt ein Bauerngarten, in den ihr Blick vom Schreibtisch aus fällt. "Ich schreibe an jedem Tisch des Hauses, aber das hier ist mein Schreib-Schreibtisch," sagt Barbara Hundgeburt-Grabow. Sie spielt gerne mit Sprache. "Von Kind an wollte ich alles, was mich anrührte, aufschreiben", sagt die pensionierte Grundschullehrerin, die zusammen mit ihrem Sohn und Mischlingshund "Noah" ihre "Arche" in der Eifel besiedelt. "Zwei Zentimeter in 20 Jahren", sagt Barbara Hundgeburt-Grabow und deutet auf die Schreibmaschinenseiten und zwei kleine bibliophile Buchausgaben. Obenauf liegt das Manuskript ihres dritten Buchs. Es heißt "Tagebuch eines Augenblicks" und erzählt in Traumbildern die Geschichte des ersten Moments der Begegnung eines Mannes und einer Frau. Die Struktur des Prosawerks ist vielschichtig: In einem Vor- und Nachspann entwickelt die Autorin einen Dialog zwischen zwei Freunden; die Träume der beiden Protagonisten sind in eine kursiv gesetzte Rahmenhandlung eingebettet. Der letzte Satz geht über zehn Zeilen und umfasst auf einmalige Weise alle Elemente, alle Sinne, alle Zeiten. "Gestern habe ich es an einen Bonner Germanistikprofessor geschickt", erzählt die Autorin. "Ich bin gespannt auf seine Einschätzung. Und dann suche ich einen Verlag." Für ihre ersten beiden Bücher ("Spiegelbilder", 1985, und "Lichtspuren", 1989) hatte sie nicht nach einem Verleger suchen müssen. Als seinerzeit nach Krankheit und Genesung das Schreiben in den Mittelpunkt ihres Lebens gerückt war, hatte der erste Kontakt mit einem Verlag Erfolg: Hans Lippmann aus Passau gefielen die Gedichte und Prosastücke der Grundschullehrerin aus dem Siebengebirge auf Anhieb. In den Folgejahren wurden ihre Gedichte in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht; einige Texte sind in englischer, französischer und kroatischer Übersetzung erschienen. Sie reiste zu Lesungen durch ganz Deutschland. Die Spuren des Lebens sichtbar machen

Beim Schreiben komme sie sich vor wie eine Archäologin, sagt die 1943 in Prag geborene Wahl-Eifelerin. "Ich schaffe Sand und Steine weg, um Spuren meines Lebens sichtbar zu machen." Nach Üxheim kam Barbara Hundgeburt-Grabow 1994. In der Zeitung hatten sie und ihr Mann vom Verkauf der alten Schule gelesen. "Ich hatte das Gefühl, schon mal hier gewesen zu sein. Ich wusste sofort, es ist genau das richtige Haus, um Kunst und Literatur zu präsentieren." Doch die persönliche Lebensgeschichte gestaltete sich anders, und als sie die alte Schule alleine nicht mehr tragen konnte, erwarb sie ein altes Handwerkerhaus in der Heerstraße. "Ich wollte auf alle Fälle in Üxheim bleiben. Ich bin dankbar für die Offenheit der Menschen, mir gefällt ihr Geist und ihr Humor." Pläne hat die 62-Jährige jede Menge: Sie will gemeinsam mit dem Fotografen Theo Broere aus Bad Münstereifel einen Foto-Gedichtband gestalten. Sie schreibt an einem neuen Buch, in dem ungelöste Kriegs- und Kindheitstraumata literarisch umgesetzt werden. Zudem will sie Lesungen veranstalten. Am Samstag, 13. August, liest Barbara Hundgeburt-Grabow im Rahmen der Jubiläumsausstellung des Kunstfördervereins "Eifel-Art" (der TV berichtete) um 20 Uhr in der "Periferia" im historischen Stadtviertel "Buttermarkt" in Adenau unveröffentlichte Gedichte sowie Passagen aus dem "Tagebuch eines Augenblicks".

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