Freibad Stadtkyll: Doch kein Geld vom Land

Jünkerath/Stadtkyll · Das Freibad in Stadtkyll wartet seit 2003 auf seine Sanierung (der TV berichtete). Doch da die Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll zu hoch verschuldet ist, hat das Land seine Förderzusage zurückgezogen. Auch bei den Fusionsgesprächen scheint das Bad eher hinderlich zu sein. VG und Ortsgemeinde möchten die Freizeiteinrichtung jedoch wenigstens erhalten und hoffen auf eine Beteiligung von privater Seite.

Jünkerath/Stadtkyll. Noch ist die Badesaison weit entfernt. Auch eine Lösung für das sanierungsbedürftige Stadtkyller Waldfreibad scheint in die Ferne gerückt. Schon längst bedeutet der erste Platz auf der Prioritätenliste der Großprojekte des Vulkaneifelkreises nicht mehr viel. Momentan steht der Schuldenabbau ganz oben, bevor es um neue Projekte geht. Deshalb schwindet in der VG auch die letzte Hoffnung, das 3,5 Millionen teure Schwimmbad-Projekt noch über die Bühne zu bekommen.
Die Kommunalaufsicht hatte der Finanzierung zugestimmt unter der Bedingung, dass 60 Prozent der Kosten durch Zuschüsse gedeckt sein müssen. Doch nun zieht das Land seine Förderzusage in Höhe von 50 Prozent zurück mit der Begründung, die Haushaltslage der VG sei zu schlecht. Außerdem habe sich auch das Land dem Sparen verschrieben. Die selbst auferlegte Schuldenbremse habe zur Folge, dass wünschenswerte Projekte nicht realisiert werden können, heißt es.
Eine schwierige Situation für Diane Schmitz, Bürgermeisterin der VG Obere Kyll. "Wir hatten noch ein Fünkchen Hoffnung, dass wir im Rahmen einer Fusion mit einer anderen Verbandsgemeinde noch bedacht werden." Doch in den Fusionsgesprächen stellte sich das Bad "als Klotz am Bein" heraus. In Gerolstein gibt es ein renoviertes Schwimmbad, und der Kronenburger Stausee ist nicht fern. Die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement in Köln, die die Fusionsgespräche begleitet, stellt das Schwimmbad sogar komplett infrage.
Dringend: Lösung gesucht


Aktuell kostet der Betrieb des Bades die VG 100 000 Euro und die Ortsgemeinde 70 000 Euro im Jahr. Eine Sanierung würde die Belastung durch Tilgung und Abschreibung noch erhöhen.
Während die Sanierung also vom Tisch zu sein scheint, geht es Diane Schmitz nun darum, das Bad überhaupt weiter betreiben zu können.
In nichtöffentlicher Sitzung beschloss der VG-Rat deshalb, dass die VG mit allen Kräften nach einer Lösung für die Erhaltung des Freibads suchen soll, damit es in den nächsten zwei Jahren betrieben werden kann.
Diese Zeit solle dazu genutzt werden, das Fortbestehen des Freibads gegebenenfalls durch Dritte, zum Beispiel den nahe gelegenen Landal Green Park, zu sichern.
"Mit dem Ferienparkbetreiber haben wir bereits Gespräche geführt. Für eine definitive Lösung sind aber noch weitere Gespräche nötig", dämpft Diane Schmitz zu hohe Erwartungen.
Auch die sogenannte Hochzeitsprämie, die es im Rahmen einer Fusion geben wird, dient ausschließlich zur Reduzierung der Schulden.
Und die sind in der VG hoch. 5,6 Millionen Euro Investitionskredite und nach neuesten Rechnungen 11,4 Millionen Euro Kassenkredite machen die VG nahezu handlungsunfähig. Verteilt man nur die Liquiditätskredite auf die rund 8500 Einwohner hat jeder Bürger durchschnittlich 1340 Euro Schulden. Die durchschnittliche Verschuldung liegt in Rheinland-Pfalz bei 245 Euro pro Einwohner. "Das muss man den Leuten jetzt mal bewusst machen", sagt Diane Schmitz. "Wir sind hier auch Griechenland."
Der Stadtkyller Ortsbürgermeister Harald Schmitz gibt sich kämpferisch: "Seit 2003 warten wir auf die Modernisierung des Bads. Ich werde alle Anstrengungen unternehmen, um das Schwimmbad zu erhalten." Er könne auch mit einer "kleinen Lösung" leben. "Ich bin grundsätzlich dagegen, oben ein Becken zuzuschütten, um unten ein neues Loch zu buddeln", sagt er.
Meinung

Ein Wort ist kein Wort
Mal hü, mal hott. Die Stadtkyller sind nicht zu beneiden. Schon mehr als neun Jahre hängen sie mit ihrem Schwimmbad in der Luft. Versprechen über Versprechen schüren immer wieder neue Erwartungen, dass ihr marodes Freibad schön hergerichtet wird. Der ehemalige Innenminister Karl Peter Bruch hatte den Stadtkyllern versprochen, dass sie Geld für die Sanierung bekommen. Und nun gibt es weder die zugesagte Förderung noch darf die VG Obere Kyll nach der Fusion die Hochzeitsprämie für das Schwimmbad verwenden. Stattdessen steht das ganze Bad auf der Kippe. Dass die VG Obere Kyll hoch verschuldet ist, war nie ein Geheimnis. Doch statt mal knallhart die Wahrheit zu sagen, werden lieber Hoffnungen geschürt. Das zeigt: All die schönen Versprechungen, die der Minister damals auf seiner Werbetour für die Kommunalreform gemacht hat, zählen heute nicht mehr. s.glandien@volksfreund.deExtra

Im Mai 2010 berichtete der Trierische Volksfreund: "Sehr gute Nachrichten für das Waldfreibad in Stadtkyll hatte Bürgermeisterin Diane Schmitz bei der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderats Obere Kyll zu vermelden. Das neue Nutzungskonzept, das Innenminister Karl Peter Bruch bei seinem Besuch eingefordert hatte, überzeugte. Es sollte eine Vorplanung erstellt werden, wie das Bad Stück für Stück modernisiert werden kann. "Die entsprechenden Mittel hierfür sind uns zugesagt worden", sagte Diane Schmitz. Im Juni 2010 heißt es: "Die Zusage kam schnell, die Umsetzung kann dauern: Bis zur Sanierung des baufälligen und technisch veralteten VG-Freibads in Stadtkyll werden einige Jahre ins Land gehen. Innenminister Karl Peter Bruch hatte bekanntlich Ende Januar die Parole ausgegeben, die Anlage müsse erhalten bleiben. Und kräftige Landeshilfe in Aussicht gestellt für das Vorhaben, das rund vier Millionen Euro teuer werden kann." sn

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort