Freiwillig verzichten

BITBURG. Der Verein muslimischer Mitbürger in Bitburg steht für Aufklärung und Dialog. In diesen Tagen feiern seine Mitglieder den Fastenmonat Ramadan.

Mit Jeans, kariertem Hemd und islamischer Kopfbedeckung steht A. Helmut Gehrmann, Sekretariats-Leiter des Vereins zur Betreuung muslimischer Mitbürger, bereits an der Tür des Islamischen Zentrums in Bitburg. Im Innern des Gebetsraums haben sich einige Gläubige versammelt. An ihnen vorbei schiebt sich ein Mann mit Staubsauger. Der Boden und auch teilweise die Wände sind mit Teppichen im orientalischen Stil ausgestattet. Arabische Schriftbänder zieren den Raum. Weiß auf grünem Grund.Schiiten und Sunniten beten gemeinsam

Grün gilt als die Farbe der Hoffnung und des Friedens. Männer huschen in Socken vorbei. Einige haben sich sitzend auf dem Teppich niedergelassen. Meditative Gesänge und leises Gebet erfüllen den Raum. Es ist der Monat Ramadan, jedem Muslim ist vorgeschrieben zu fasten. Täglich zwischen erstem Morgenlicht und Sonnenuntergang nehmen Muslime keine Nahrung zu sich. Doch es werden auch Ausnahmen gemacht. "Kranke werden von der Fastenpflicht ausgenommen", sagt Gehrmann. Der kleine Gebetsraum der Vereinsmoschee auf dem Stock in Bitburg ist gut besucht. Etwa 30 Männer unterschiedlichen Alters sind zum Freitagsgebet erschienen. Die Gläubigen kommen aus ganz unterschiedlichen Ländern: Aus Deutschland, dem Libanon, dem Irak und aus afrikanischen Ländern. Das scheint der Einheit des Vereins aber nicht zu schaden. Selbst so unterschiedliche Konfessionen des Islam, wie Schiiten und Sunniten, sitzen und beten brüderlich nebeneinander. Was global nur schwer zu vereinen scheint, wird in der Vereinsmoschee als nicht außergewöhnlich betrachtet: "Wir machen keine konfessionellen Unterschiede", betont Gehrmann dann auch. Er ist es auch, der nach der arabischen die deutsche Lesung spricht. Dabei streicht er vor allem die Funktion des Fastens für gläubige Muslime heraus: "Es geht uns beim Fasten um einen freiwilligen Verzicht. Dabei sollen uns die Augen für die sozialen Probleme der Welt geöffnet werden", sagt Gehrmann seinen Zuhörern. Gehrmanns Weg zum Islam war kein gradliniger. Als Katholik getauft, konvertierte er 1969 zum Islam. Das hat er sich genau überlegt. Nachdem er sich über verschiedenen Religionen informiert hatte, überzeugte ihn besonders die Lehre des Islam. "In Bitburg gab es aber zu jener Zeit keine Moschee. Da musste ich schon nach Aachen fahren", erklärt er. Als er dort sein Glaubensbekenntnis vor Zeugen aussprach, wurde er automatisch in die islamische Glaubensgemeinschaft aufgenommen. "Ich habe den Namen Achmat gewählt", sagt er. Neben ihm hat Ali Rekik, der zweite Vorsitzende des Vereins, Platz genommen. Ende der sechziger Jahre kam er aus Tunesien nach Deutschland. "Ich war damals sehr neugierig", erklärt er seine Entscheidung, in einem fremden Land zu leben. Rekik trägt ein blütenweißes Gewand mit farblich passender Mütze. Das lässt den Betrachter in die Ferne schweifen. An Basare und an Tausendundeine Nacht denken. Rekik zerschlägt dieses westliche Klischee von einem mystischen, fremden Islam mit einem freundlichen Lächeln: "Ich möchte für das Gebet einfach feierlich angezogen erscheinen", sagt er. In der Vereinsmoschee des Islamischen Zentrums, auf dem Stock in Bitburg, wird am Sonntag, 6. November, von 15 bis 17 Uhr der "Tag der offenen Moschee" stattfinden. Im Vordergrund wird dabei ein Referat zum Thema "Der Glaube der Muslime" stehen. Weibliche Gäste werden gebeten, aus Gründen der Pietät beim Betreten des Gebetsraums ein Kopftuch zu tragen.

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