Freundschaft auf den zweiten Blick

Bitburg-Mötsch · Im Jahr 1250 nach Mötscher Gründung erinnert der Förderverein bei der Jubiläumsfeier mit Fotos und Geschichten an die gemeinsamen Jahre von Mötschern und Amerikanern. Eine Ausstellung zeichnet am 8. und 9. September die Entwicklung einer zunächst holprigen Freundschaft nach.

 Eine Ausstellung historischer Fotos soll bei der 1250-Jahr-Feier im September an den Beginn der Freundschaft von Eifelern und Amerikanern erinnern. Weitere Aufnahmen werden noch gesucht. Foto: privat

Eine Ausstellung historischer Fotos soll bei der 1250-Jahr-Feier im September an den Beginn der Freundschaft von Eifelern und Amerikanern erinnern. Weitere Aufnahmen werden noch gesucht. Foto: privat

Bitburg-Mötsch. Die Mötscher waren wie alle Eifeler ein kriegsgeplagtes Volk. Armeen überquerten und besetzten das stille Hügelland jahrhundertelang immer wieder. Und stets standen die Bauern gerade für die Versorgung auch der deutschen Truppen im strategisch bedeutsamen "Preußisch Sibirien." Niemand, auch nicht die Alliierten beider Weltkriege, hatten einen Vertrag mit etwaigen Rechten der Menschen.
So beschlagnahmten die französischen und luxemburgischen Besatzer schon Häuser und Wohnungen, Haushaltsgegenstände und Kleidung, vor allem aber Nahrung und Land.
Im Mai 1951 sind es 136,5 Hektar landwirtschaftliches Nutzland und 42,2 Hektar Wald. Und im April 1951 war es amtlich geworden. Die Flugplätze Bitburg und Spangdahlem sind beschlossene Sache. Die Angst, beim nächsten Krieg erstes Angriffsziel zu werden, geht um im Bitburger Land.
Die Amerikaner treffen Anfang 1952 auf Gefühle der Ohnmacht und des Misstrauens. In Mötsch, der neuen Heimat des 36. Düsenjäger-Geschwaders, wird notiert: "Man erfährt, dass die Garantie des Eigentums im Grundgesetz hier nicht viel zu bestellen hat. Die Bevölkerung in Mötsch muss sich mit einem Gefühl völliger Rechtlosigkeit abfinden, das sie seelisch zermürbt und den Glauben an Recht und Gerechtigkeit verlieren lässt." Kein Wunder: Mötsch verliert am Ende ein Drittel seiner Fläche. Doch man arrangiert sich. Allmählich. Arbeiter aus der Region finden ihr Einkommen auf den Baustellen der Alliierten. Und nicht nur für die Mötscher erweisen sie sich als gute Einnahmequelle. Als Mieter, Arbeitgeber, Kunden und Gäste
"Hier in Mötsch hätte so mancher ohne Amerikaner nicht gebaut", erinnert sich die 90-jährige Cilli Berg und versinkt in Erinnerungen: "Die Amerikaner waren unsere Befreier. Sie waren am Anfang manchmal übertrieben hart und zogen einfach bei uns ein. Sie behandelten uns aber besser als die Franzosen oder Luxemburger." Die Mötscher profitieren am meisten vom amerikanischen Nachbarn. Auf der Mötscher Straße entstehen Tankstellen, Geschäfte, Auto- und Möbelhandlungen, Kneipen. Mit der Zeit entwickelt sich ein gesellschaftliches Miteinander der Kulturen. Gemeinsame Vereine werden gegründet Auf zahlreichen Festen findet, wer sich finden will. Verlässliche Beziehungen entstehen - auch zwischen den Feuerwehren oder Sicherheitskräften beider Seiten. "Ohne die Hilfe der Flughafenfeuerwehr und der Geräte der Amerikaner hätten wir manches Mal alt ausgesehen", sagen die Mötscher. Sie erinnern sich aber auch mit Schrecken an Flugzeugunglücke, die alle gemeinsam auf Trab hielten. Heute bedauert mancher Mötscher die Schließung des Flugplatzes. Was kommen wird, ist ungewiss. Dass aber die Amerikaner bis heute Friedensgarant für das kriegsgeplagte Mötsch waren und sind, bleibt gewiss. Ebenso die Tatsache, dass das gesamte Bitburger Land sich ohne die Treue der neuen Freunde lange nicht so rasch so positiv entwickelt hätte. red

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