Frisch gezapft: Wiersdorfer Landwirt nimmt erste Milchtanke des südlichen Eifelkreises in Betrieb

Wiersdorf · Wer als Landwirt einen Teil seiner Frischmilch selbst vermarkten will, muss investieren und hohe Auflagen erfüllen – was auch der Grund ist, warum es bislang nur ganz wenige Milchtanken im Kreisgebiet gibt. Bislang beschränkte sich das ohnehin knappe Angebot ausschließlich auf den Prümer Raum. Mit der Errichtung eines neuen Frischmilchautomaten in Wiersdorf hat sich das geändert.

Bernd hat diesen Job noch nicht sehr lange, doch an Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht. Mit geschwellter Brust steht er auf der Deichsel des Bauwagens und kräht, was das Zeug hält. In der Regel wird der Hahn dabei von einem Dutzend Hühner angehimmelt oder zumindest gackernd zur Kenntnis genommen.

Doch mit dem gefrorenen Schnee auf der Wiese wissen die Hühner nichts anzufangen. Weshalb sie sich derzeit lieber die meiste Zeit in dem umgebauten Bauwagen aufhalten und dort das machen, was sie am besten können: Eier legen.
Die Eier von gestern liegen heute in dem kleinen Kühlschrank mit der Glastür - wenn sie inzwischen nicht schon verkauft sind. Bei zwölf Hühnern kommt das Verhältnis von Angebot und Nachfrage leicht ins Wanken. Was aber nicht weiter tragisch ist.

Denn zum einen soll der Zuständigkeitsbereich von Bernd demnächst um ein paar Hühner erweitert werden, zum anderen sind die hofeigenen Eier ja nur ein zusätzliches Angebot.

Neben dem kleinen Kühlschrank steht nämlich noch ein großer Automat. Dort scheitert es definitiv nicht am Angebot. Und Christian Theisen hofft, dass das auch für die Nachfrage gilt. Der Landwirt aus Wiersdorf hat gemeinsam mit seiner Frau Tini Theisen vor wenigen Tagen die Wiersdorfer Milchtanke eröffnet. Dort können die Kunden nun rund um die Uhr die tagesfrische, naturbelassene Milch selbst zapfen.

Bislang gibt es nur eine Handvoll Betriebe im Eifelkreis, die einen Teil ihrer Frischmilch selbst vermarkten. Und die konzentrierten sich alle auf den Prümer Raum (siehe Extra). Mit dem neuen Frischmilchautomaten in Wiersdorf gibt es nun erstmals auch im südlichen Kreisgebiet ein solches Angebot.

Dass es so wenig Milchtanken gibt, hängt nicht zuletzt mit den hohen Auflagen zusammen. So gelten für Frischmilchautomaten sehr strenge Hygienevorschriften, deren Einhaltung vom Veterinäramt überprüft wird. Darüber hinaus darf die Frischmilch auch nur auf der Hofparzelle verkauft werden, auf der auch die Kühe stehen.

Es ist also nicht erlaubt, die Milchtanke an einem anderen Ort, zum Beispiel an einer stark befahrenen Straße oder aber neben einer Bäckerei zu errichten. Das im Kuhfell-Design angestrichene Wiersdorfer Häuschen mit der Tanke steht deshalb auch nur wenige Meter vom Stall entfernt. "Wir haben in dem Automaten einen 50-Liter-Tank, in dem die Milch maximal zwei Tage drin ist", erklärt Christian Theisen.

Der Automat werde also genauso oft geleert wie die Tanks, in denen die Milch für die Molkerei lande. Darüber hinaus werde die Milch mit ihrem natürlichen Fettgehalt von 4,3 Prozent im Automaten durchgehend auf maximal vier Grad Celsius gekühlt. "Sauberer und naturbelassener geht es nicht", sagt der Landwirt.

Die Bedienung des Automaten ist recht einfach. Man wirft das Münzgeld ein und füllt dann entweder das selbst mitgebrachte Gefäß oder aber eine der Milchflaschen, die es an der Tanke ebenfalls zu kaufen gibt.

Ein Euro kostet der Liter. Das entspricht in etwa dem, was Frischmilch auch im Geschäft kostet, und es ist mehr als das Dreifache von dem, was die Molkerei den Bauern für ihre Milch bezahlt. Je mehr Frischmilch gezapft wird, desto höher sind also die Einnahmen.
Ob sich die Investition aber wirklich lohnt, muss sich zeigen. "Wir hoffen natürlich, dass wir die Anlage irgendwann wirtschaftlich betreiben können", sagt Theisen. "40 bis 50 Liter pro Tag wären schon toll."

Letztendlich aber sei er schon zufrieden, wenn es reiche, um die Investitions- und laufenden Kosten zu decken. "Wir haben es vor allem gemacht, weil es gut zu unserem Hofkonzept passt", erklärt der Wiersdorfer und verweist auf den hauseigenen Schnaps, der ebenfalls selbst vermarktet werde, sowie die auf dem Hof liegenden Ferienwohnungen.

Der Schnaps wird in dem Milchtanke-Häuschen aber nicht verkauft. Das ist aus jugendschutzrechtlichen Gründen nicht erlaubt. Dafür aber werden dort zusätzlich auch Kartoffeln und Honig von regionalen Erzeugern sowie zukünftig auch saisonale Produkte verkauft.

Und nicht zuletzt eben die Eier. Die Hühner geben - genau wie die Kühe - ihr bestes. Und Bernd natürlich auch.

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