Frisch Gezapftes und längst Geronnenes

BITBURG. (ttl) In Bitburg hat sie sich schon seit langem einen Namen in der Musikszene gemacht. Nun wird sie 25 Jahre alt: die Musik-Kneipe "Altes Kesselhaus" in der Güterstraße.

Das "Alte Kesselhaus" in Bitburg ist denjenigen ein Begriff, die zwar gern Musik hören, aber nicht von ihr übertönt werden möchten. Die Kombination aus gemütlichem Zusammensitzen und Live-Musik gehörte von Anfang an ins Kneipen-Konzept. Dieser Tradition bleibt der 51-jährige Kneipier Heribert Mertes bereits seit 25 Jahren treu. Angefangen hat alles Ende der 1970-er Jahre. Inspiriert durch die Musik der Rolling Stones, Beatles und Deep Purple sowie der fünf-köpfigen Band, der Mertes als Schlagzeuger angehörte, fassten er und Jürgen Paltzer, ebenfalls Band-Mitglied, den Entschluss, eine eigene Kneipe zu eröffnen. Zusammen suchten sie nach den passenden vier Wänden für ihren Traum. Ihre Wahl fiel auf die alte Molkerei in Bitburg. Bei der Besichtigung der Räume erinnerte noch alles an die Zeit, als dort noch Milch geschleudert, erhitzt und abgefüllt wurde: Ein tonnenschwerer Heizkessel stand mitten im Raum. Der hielt die beiden aber nicht von ihrer Entscheidung ab, gerade diese Räume zu mieten: "Von der Atmosphäre war die alte Molkerei einfach schöner als andere", erklärt Mertes.Die Vergangenheit hängt an der Decke

Heute zieren die Kesselteile die Kneipenwand. Aber das ist nicht alles, was die Musik-Kneipe zu einem Unikat macht. Noch ein anderes Kunstwerk erinnert an die Zeit, als die Kneipe noch Molkerei war: Lässt der Besucher seinen Kopf in den Nacken fallen, erblickt er eine Installation, die sich fast über die gesamte Decke ausbreitet. Wie ein sich windender Wurm schlängelt sich das Gebilde aus Käse- und Quarkformen durch den Raum und schafft ein uriges Ambiente. Nach seiner Ausbildung zum Fachwirt im Einzelhandel arbeitete Mertes hauptberuflich in der Kneipe. Der Entschluss, in die Gastronomie einzusteigen, war für den damals 26-Jährigen eine Kopfentscheidung: "Mit meiner Ausbildung hatte ich genug Sicherheiten in der Hinterhand." Fast 20 Jahre lang arbeitete er nur in der Kneipe. Mertes schmunzelt beim untertriebenen "nur". Wer denkt, ein Kneipier schlafe bis mittags und feiere die ganze Nacht, irrt. Der Arbeitstag begann um 11 Uhr, lästige Büroarbeit gehörte genauso zu seinem Berufssalltag wie der Getränke-Einkauf. Der Vorteil des Rund-um-die-Uhr-Geschäfts: Mertes hat die Gabe, zu jeder Tages- und Nachtzeit seelenruhig einschlafen zu können. Kesselhaus auch im WM-Fieber

Seit sechs Jahren arbeitet er mittlerweile ohne Jürgen Paltzer in der Kneipe. Seit vier Jahren ist auch für Mertes der Kneipen-Job zur schönen Nebensache geworden. Seitdem arbeitet Mertes in einem Bitburger Baumarkt. Seinem Motto aber ist er treu geblieben: Zwischen all den Großen im Jazz- und Rock-Geschäft, die im Kesselhaus spielten, zum Beispiel Michael Sagmeister (Jazz) und Jakob Hansonis (Gitarrist bei Herbert Grönemeyer), gibt er auch immer wieder Newcomern eine Chance. Geändert hat sich auch wenig an der Innenausstattung der Kneipe. Mertes: "Nur der Krimskrams, der hier so rumhängt, wurde weniger." Für die nahe Zukunft hat er sich aber etwas Besonderes ausgedacht. "In der Kneipe werden alle WM-Spiele übertragen. Die Öffnungszeiten werden dann entsprechend den Spielen angepasst." 25 Jahre "Altes Kesselhaus" - das soll gebührend gefeiert werden. Am Freitag, 21. April, wird es mit 70er- und 80er-Jahre-Musik nostalgisch. Am Samstag, 22. April, tritt die Band "Who´s next" (Live Pop- & Rock-Cover) auf. Am Sonntag, 30. April, spielen die Bands "Pants Divine" (Coverband) und "My Baby (...)".

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