Frohe Botschaft für Luzia

Gelungene Präzisionsarbeit: In Kerschenbach sind am Wochenende zwei neue Glocken für die Luzia-Kapelle entstanden vor den Augen vieler Bürger.

Kerschenbach. (fpl) Der Dorfplatz am Samstagnachmittag: Die Glockengießer Hermann Schmitt, sein Sohn Christoph und Geselle Lukas Kopel richten alles für den entscheidenden Moment her. Das tun sie bereits seit den Morgenstunden: Sie haben die Glockenformen aus Brockscheid mitgebracht und für den Guss in der Grube mitten im Dorf vorbereitet. "Das ist allerhand Arbeit - mein lieber Mann!", sagt Christa Zierden, Küsterin in Kerschenbach.

Die Arbeit - erheblich aufwendiger als in der Gießerei - wird zudem noch ein bisschen spannender gemacht: Der erste, ungeplante Guss kommt nämlich von oben. Ein kräftiger Regenschauer geht über dem Oberen Kylltal nieder. In der Grube hat sich ohnehin bereits Wasser gesammelt, der Regen hilft da nicht unbedingt. "Solche Bedingungen hatten wir noch nicht", sagt Christoph Schmitt. Aber man lerne eben ständig dazu. Das Wasser wird abgepumpt, die Arbeit kann weitergehen.

Den ganzen Tag über versammeln sich Menschen am Dorfplatz, schauen den Glockengießern zu, wie sie die Formen in die Grube absenken, alles wieder mit Erde verfüllen (unterstützt von Ortsbürgermeister Walter Schneider mit dem Frontlader), den eigens für diesen Tag gebauten Ofen anwerfen und die schweren Bronze-Barren, eine Legierung aus Kupfer und Zinn, hineinlegen.

"Wenn Sie zugucken, verpassen Sie gar nichts, dann können Sie hinterher die Glocken selber machen", scherzt Hermann Schmitt mit einer Zuschauerin. Dann wird es ernst: Der Guss steht bevor. Dabei müssen die drei Männer sekundengenau abgestimmt arbeiten - vor den Augen von rund 200 Bürgern aus Kerschenbach, den Nachbarorten und vielen Feriengästen.

"Eine einmalige Sache", sagt Pastor Siegfried May. "Ich habe so was noch nicht erlebt, und ob ich es nochmal erleben darf, ist die große Frage."

Am Sonntagnachmittag dann ein weiterer spannender Moment: Die Glocken werden aus der Erde befreit. Kurz darauf dürfen der Pastor und sein Vorgänger in der Pfarrei, Joachim Waldorf, den Glockenmantel abschlagen. Zum Vorschein kommen zwei wunderschöne neue Handwerks-Kunststücke, die jetzt noch vom Staub befreit werden müssen. "Davon machen wir jetzt noch Aschenkreuze", sagt Walter Schneider. "Die kosten dann einen Euro."

Ein Scherz vor ernstem Hintergrund: Denn die Pfarrei braucht noch Geld, um die 45 000 Euro teure Sanierung ihrer Kapelle zu Ende zu finanzieren. "Wir haben noch eine Durststrecke vor uns", sagt May am Ende des Hochamts in der Dorfmitte. "Aber das schaffen wir auch noch. Weil wir Vertrauen haben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort