Früher als geplant in Bitburg

Eine Entscheidung des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums sorgt in Prüm für Aufruhr: Denn schon im Jahr 2008 sollen die rund 80 Prümer Mitarbeiter des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum ihren Arbeitssitz nach Bitburg verlegen.

Prüm/Bitburg. "Das ist ein ganz schmerzlicher Verlust", sagt die Prümer Bürgermeisterin Mathilde Weinandy. Die Arbeitsplätze seien dann weg und sie geht davon aus, dass Prüm auch an Kaufkraft verlieren wird - einfach weil Menschen oft dort einkaufen, wo sie arbeiten.Und das werden rund 80 Menschen, die derzeit noch in Prüm arbeiten, ab Ende nächsten Jahres voraussichtlich nicht mehr tun. Denn dann soll das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR), das im Moment auf drei Standorte in Bitburg (Brodenheckstraße und Gerichtsstraße) und Prüm (Oberbergstraße) verteilt ist, in einem einzigen Gebäude "Am Westpark" in Bitburg untergebracht sein. Das teilte das rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerium gestern mit. Nach Wegzug des DLR aus Prüm sei geplant, dass die Katasterverwaltung in das Gebäude in der Oberbergstraße einzieht.

Ebenso wie für Weinandy kam die Mitteilung des Ministeriums auch für den Bürgermeister der VG Prüm, Aloysius Söhngen, überraschend. Mit einem so kurzfristigen Abzug habe er nicht gerechnet. Schließlich habe der damalige Staatssekretär Günter Eymael in Gesprächen zugesagt, dass die Abteilung "Ländliche Bodenordnung" des DLR noch bis über das Jahr 2012 hinaus in Prüm bleiben könne. "Es gab nie eine Zusage", heißt es hingegen vom Ministerium.

Als "unangenehm" beschreibt Rolf Greib vom Prümer DLR die Folgen für die Mitarbeiter, die nun weitere Strecken in Kauf nehmen müssen, insbesondere jene, die noch nördlich von Prüm wohnen. Er selbst habe seinen Wohnort so gewählt, dass er zu Fuß zur Arbeit gehen könne. Auch dass dies nicht mehr möglich sein wird, sei ärgerlich. "Aber nach Entscheidungen in der freien Wirtschaft muss man oft noch ganz andere Entfernungen in Kauf nehmen", relativiert er.

Auf dem Gelände des ehemaligen amerikanischen Flughafens sollen ab Ende 2008 alle 160 Mitarbeiter des DLR unter einem Dach arbeiten.

Ziel sei es, das DLR effizienter zu machen und Kosten zu sparen. Zudem sei, so der Staatssekretär Siegfried Englert, der neue Standort für die Landwirte besser erreichbar.

An diesen Vorteil glaubt Söhngen nicht: "In Prüm liegt das DLR mitten in der Innenstadt, in Bitburg auf der grünen Wiese." Da würden auch die für die Stadt positiven Nebeneffekte eines Amtsbesuchs wegfallen - wie der kleine Einkaufsbummel.

Ursache der Zusammenlegung ist eine Entscheidung des Landes, die bereits 2003 im Zuge einer Reformierung der Agrarverwaltung noch unter Minister Hans-Artur Bauckhage (FDP) gefällt wurde, die jedoch erst jetzt wirksam wird.

"Das Ministerium soll seine Entscheidung nochmals überdenken und sich an seine Zusage aus dem Jahr 2003 halten", fordert Söhngen - ein Wunsch, den Weinandy teilt. "Auf der einen Seite sagt das Land, die kleinen Städte müssten gestärkt werden", sagt Weinandy. "Aber so lässt man den ländlichen Raum ausbluten."

Meinung

1400 ärgerliche Kilometer

Es klingt durchaus plausibel, dass es weniger Geld kostet, eine statt drei Mieten zu zahlen. Auch, dass eine Behörde besser arbeiten kann, wenn die Abteilungen unter einem Dach vereint sind, ist wahrscheinlich. Zwei Gründe, die eine Entscheidung für die Zusammenlegung der drei DLR-Standorte verständlich machen. Dass der Standort am Bitburger Flugplatz allerdings besser erreichbar sein soll, ist nicht nachvollziehbar. Denn für die Prümer ist er das sicherlich nicht. Auch ein guter Teil der 80 Mitarbeiter muss in Zukunft täglich rund 70 Kilometer weiter fahren, das macht 350 Kilometer die Woche, 1400 im Monat. Das kostet nicht nur wertvolle Zeit und Geld, das geht auch zu Lasten der Umwelt. Und die Prümer müssen ohnehin mit ihrem Schicksal hadern. Mit dem Kreisstadt-Titel ging das Landratsamt flöten, es folgte die Landwirtschaftsschule, das Finanzamt ist nur noch eine Außenstelle und nun auch noch das DLR Verständlich, dass sie verärgert sind und sich Sorgen um die Zukunft machen. k.hammermann@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort