Für Schwarzkittel einfach zu weiß

Temperaturen im zweistelligen Minusbereich, gefrorener Boden, eine leichte Schneedecke, wenig Eicheln und dazu noch Vollmond: Wer ein Wildschwein ist, hatte es die vergangenen Nächte besonders schwer. Vor allem im Rittersdorfer Revier.

 Vier Nächte hintereinander war Jäger Herbert Mischkulnig erfolgreich, musste dafür allerdings bei eisiger Kälte auch bis zu elfeinhalb Stunden ununterbrochen auf dem Hochsitz verbringen. TV-Foto: Uwe Hentschel

Vier Nächte hintereinander war Jäger Herbert Mischkulnig erfolgreich, musste dafür allerdings bei eisiger Kälte auch bis zu elfeinhalb Stunden ununterbrochen auf dem Hochsitz verbringen. TV-Foto: Uwe Hentschel

Rittersdorf. Schlimmer als die Kälte ist nur der Harndrang. Und der kommt zwangsläufig, wenn man bei bis zu Minus 17 Grad über elf Stunden auf dem Hochsitz verbringt. Für den Jäger Herbert Mischkulnig aus dem österreichischen Kärnten ist das die bislang kälteste Nacht in diesem Jahr. Doch am Ende hatte sich auch diesmal das Warten gelohnt: Gegen 3.25 Uhr taucht endlich ein Wildschwein auf. Wenige Sekunden später liegt es tot am Boden.

Vier Tage hintereinander ist Mischkulnig erfolgreich, besteigt jeden Nachmittag um 16 Uhr im Rittersdorfer Wald den Hochsitz und verlässt ihn erst wieder, nachdem der ersehnte Schuss gefallen ist. Zwei Mal dauert es mehr als fünf Stunden, einmal bis kurz vor Mitternacht und das andere Mal eben bis 3.25 Uhr.

Die Augen des Jägers strahlen, wenn er davon erzählt. Die Augen des Revierpächters auch. "So etwas hatten wir hier bislang noch nicht", sagt Klaus Striemitzer, Tischlermeister aus Rittersdorf, Jäger und seit mehr als 20 Jahren Pächter des Reviers "Rittersdorf I". Wildschweine haben es hier in diesen Tagen nicht leicht. Und anderswo auch nicht.

"Die Strecke sieht bis jetzt sehr gut aus", sagt der Bitburg-Prümer Kreisjagdmeister Helmut Ringelstein. Er rechne damit, dass am Ende dieser Jagdsaison bis zu 3500 Schwarzkittel erlegt sein dürften. "Die Witterungsjagd ist im Moment besonders günstig", und das, obwohl im Eifelkreis vergleichsweise wenige Wildschweine unterwegs seien.

Doch die niedrigen Temperaturen erschweren die Nahrungssuche der Wildschweine, nachdem diese in den vergangenen Jahren von den klimatischen Veränderungen profitiert hatten.

Denn der Abstand zwischen den Mastjahren, also den Jahren, in denen Bäume wie Eichen und Buchen Früchte tragen und verlieren, wird immer kürzer. Da aber im vergangenen Jahr nur wenig Mast vorhanden war, müssen sich die Schweine wieder mehr Mühe geben, in der Erde buddeln - was sich als mühsam erweist, da der Boden gefroren ist.

Das wissen auch die Jäger, die entsprechend Futter auslegen, um so die Wildschweine anzulocken. Und für optimale Rahmenbedingungen sorgen schließlich noch der helle Mond und die reflektierende Schneedecke. Wildschweine haben es in diesen Tagen wirklich nicht leicht. Extra Weniger Nahrung - mehr Wildunfälle "Die Umstände kommen der Jagd sehr entgegen", sagt Erhard Bäder, Geschäftsführer des Landesjagdverbands Rheinland-Pfalz. "Wir haben regional immer noch erhöhte Bestände und sind deshalb jetzt mit Feuereifer dabei." Doch nicht nur die Jäger seien derzeit viel unterwegs, sondern auch das Wild. Da kaum Nahrung im Wald liege, müsse das Schwarzwild weitere Strecken zurücklegen und dabei auch vermehrt Straßen überqueren. Und das habe zur Folge, dass die Zahl der Wildunfälle in diesem Winter besonders hoch sei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort