Fusionieren - muss das sein?

Feilsdorf/Usch · Einen Gemeinderat bilden, die eigenen Kosten decken: Sehr kleine Gemeinden haben oft Schwierigkeiten, ihren Aufgaben nachzukommen. Dennoch stehen Bürgermeister und Bevölkerung Fusionen meist kritisch gegenüber.

Feilsdorf/Usch. Was tun, wenn ein Dorf immer kleiner und kleiner wird? Diese Frage stellt sich momentan in einigen Eifelorten, denn 15 Orte in der Verbandsgemeinde Bitburger Land haben weniger als 100 Einwohner.
"Früher oder später wird uns nichts anderes übrig bleiben, als mit einer Nachbargemeinde zu fusionieren", meint Martin Winter, Ortsbürgermeister von Feilsdorf. "Das wäre allerdings eher eine Notlösung." Einen Gemeinderat zu bilden werde beispielsweise immer schwieriger. Sechs Ratsmitglieder sieht das rheinland-pfälzische Landesrecht für einen Ort dieser Größe vor.
Gemeindefusionen haben oft zum Ziel, für die einzelnen Orte Kosten und Aufwand zu reduzieren. Für kleine Dörfer kann es nicht nur schwierig werden, wichtige Posten wie Bürgermeister und Gemeinderat zu besetzen: Oft lohnt es sich für die Gemeinden nicht, eigene öffentliche Einrichtungen zu betreiben. Nach einem Zusammenschluss teilen sich die fusionierten Orte beispielsweise die Kosten für Gemeindehaus oder Spielplätze.
Lieber freiwillig als gezwungen


Wie viel mit einer Gemeindefusion erreicht werden kann, kommt jedoch auf den Einzelfall an. "Fusionen machen nur Sinn, wenn man konkret etwas damit bewegen kann", meint der Etteldorfer Bürgermeister Norbert Crames. Besonders wichtig sei es, die Bürger genau darüber zu informieren, welche finanziellen Einsparungen möglich würden.
Theodor Dimmer, Ortsbürgermeister von Usch, spricht sich für Fusionen aus, sieht jedoch Schwierigkeiten in der Umsetzung. Beispielsweise seien Fusionen oft nur über Kreisgrenzen hinweg sinnvoll. So läge für Usch ein Zusammenschluss mit dem Nachbarort Densborn nahe, was allerdings im Landkreis Vulkaneifel liegt.
Auch der Wettlinger Bürgermeister Oswald Hankes schließt eine Fusion grundsätzlich nicht aus: "Da wir nur noch etwa 50 Einwohner haben, sind wir jetzt schon stark an den Nachbarort Bettingen gebunden." Der kleine Ort gehöre zum Beispiel schon zur Pfarrei Bettingen. Trotzdem sei es ihm lieber, wenn Wettlingen eigenständig bliebe: "Wir haben so eine gute Gemeinschaft hier im Dorf."
Den anderen Gemeinden geht es ähnlich. Trotz der praktischen und finanziellen Vorteile, die der Zusammenschluss mehrerer Gemeinden unter Umständen haben kann, hängen viele Orte an ihrer Selbstständigkeit.
So wäre es Martin Winter bei einer Fusion wichtig, dass einige Zuständigkeiten, beispielsweise Jagdangelegenheiten, in der Hand der Feilsdorfer blieben. Daher sei ihm ein freiwilliger Zusammenschluss lieber als eine Zwangsfusion: "Bei einer freiwilligen Fusion ist es einfacher, Kompromisse auszuhandeln. Die Interessen der kleineren Gemeinde werden sonst schnell vernachlässigt." Einen Zusammenschluss könne er sich am ehesten mit Baustert vorstellen, momentan sei aber noch nichts Derartiges geplant.
Die Bewohner zu motivieren, sich ins Dorfleben einzubringen, sei in kleineren Orten leichter, findet Norbert Crames: "Nach Zusammenschlüssen sind die Gemeinden oft so groß, dass der einzelne Bürger anonym wird." In Usch beobachtet Theodor Dimmer bei der Bevölkerung deutliche Reaktionen: "Die Mehrheit ist eindeutig gegen eine Fusion. Den Bürgern ist es extrem wichtig, eigenständig zu bleiben." jdExtra

346 Einwohner hat die durchschnittliche Gemeinde in der VG Bitburger Land. Knapp 19 Prozent der Gesamtbevölkerung leben in den vier Gemeinden, die über 1000 Einwohner haben. 15 Orte haben unter 100 Einwohner und machen knapp 4 Prozent der Bevölkerung aus. Insgesamt leben 24 944 Menschen in den 72 Gemeinden der VG. jd

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