Fußgruppen statt aufwendige Wagen

Hütterscheid/Rittersdorf · Stirbt in der Eifel der Karneval aus? Gibt es bald weniger Züge? Oder läuft alles bestens? Das wollten wir von unseren Lesern wissen. Auf unseren Aufruf meldeten sich zwei Vereinsvertreter aus Hütterscheid und Rittersdorf.

 Die Mitglieder des Rittersdorfer Sportvereins geben die Wilden Kerke. TV-Foto: Archiv/Mandy Radics

Die Mitglieder des Rittersdorfer Sportvereins geben die Wilden Kerke. TV-Foto: Archiv/Mandy Radics

Hütterscheid/Rittersdorf. "Ihr Artikel "Eifeler Karnevalisten in Nöten" spricht uns aus der Seele", schreibt Irmgard Loscheider vom Karnevalsverein Hütterscheid. "In unserem kleinen Dorf in Hütterscheid mit rund 200 Einwohnern haben wir seit 37 Jahren einen Karnevalsumzug veranstaltet und eigens dafür einen Karnevalsverein gegründet. In den letzten Jahren ist die Beteiligung immer geringer geworden, während die behördlichen Auflagen stark angestiegen sind. Abgesehen vom Tüv sollten wir in den letzten Jahren eine Streckenbenutzungsgebühr zahlen sowie eine Straßensperrung beantragen. Wir haben uns entschlossen, in diesem Jahr keinen Umzug mehr durchzuführen! An anderen Karnevalsumzügen in der Nachbarschaft wollen wir uns noch beteiligen und hoffen, dass es denen nicht irgendwann genauso geht."
Burgnarren machen Kompromisse


Positiv in die Zukunft blickt Stephan Göbel, zweiter Vorsitzender des KV Burgnarren. Dennoch muss der Verein Kompromisse machen. Er schreibt uns: "Wir haben vor einem Jahr in Rittersdorf den Vorstand des KV Burgnarren übernommen und bereiten derzeit zum zweiten Mal die Fastnachtsveranstaltungen vor. Wir hatten das Glück, einen finanziell gut aufgestellten Verein übernehmen zu dürfen. Auch wir mussten und müssen mit den Vorschriften und Regelungen sowohl für die Saalveranstaltungen als auch für den Umzug leben. Ob uns das gefällt oder nicht. Da Rittersdorf keinen geeigneten Veranstaltungsraum hat, müssen wir mit einer Schulturnhalle leben. Das wussten wir vorher und haben im letzten Jahr das Beste daraus gemacht.
Wir haben uns dazu entschlossen den neuen technischen Vorschriften für die Wagen in der Form zu entsprechen, dass wir einen Schritt zurückmachen wollen und vermehrt durch Fußgruppen und kleine Wagen näher bei den Besuchern der Strecke sein werden. Im letzten Jahr haben wir dafür überwiegend Lob erhalten und denken, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Gerade Kleinkinder und viele ältere Leute empfanden das als angenehm.
Das Rittersdorf seit Jahren keine Kappensitzung mehr hat, liegt nicht nur am fehlenden Nachwuchs. Auch die älteren Semester sind zunehmend nicht mehr dazu bereit, sich in der Bütt zum "Narren" zu machen. Woher soll denn dann der karnevalistische Nachwuchs sich ein Beispiel nehmen und den Mut dazu haben aktiv zu werden? Wir haben zwei aktive Garden, in denen sich die Mädchen das ganze Jahr über auf ihre Auftritte vorbereiten. Ergänzt wird diese Gruppe nun noch durch die Bambini Garde, die schon die ersten Tanzschritte lernen. Jenseits von Twitter und Facebook gibt es ein Leben für die Jugend in Rittersdorf, übrigens auch in den anderen Vereinen.
Ein Problem ist in der Tat, das die alljährlichen Helferlisten sich nur sehr langsam füllen, und am Ende im Prinzip die gleichen Namen darauf zu finden sind. Aber das ist vermutlich in jedem Verein so und keine rein karnevalistische Erscheinung. Wir haben aber die positive Erfahrung gemacht, dass sich in Rittersdorf die Vereine das ganze Jahr über gegenseitig bei ihren Veranstaltungen und Festen unterstützen und somit diese personell auch zu stemmen sind. Alles in allem blicken wir vom Vorstand des KV Burgnarren positiv in die Zukunft und freuen uns auf die Veranstaltungen in diesem Jahr. In diesem Sinne, Kamelle und Helau! sn

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