Ganz Gondorf heizt künftig ohne Gas und Öl

Gondorf · Das Nahwärmenetz in Gondorf nimmt konkrete Formen an. Die Finanzierung steht und bald werden die Rohre im Zuge der Bauarbeiten an der Kreisstraße 43 verlegt. Anschließend werden die Häuser an das Blockheizkraftwerk angeschlossen und können künftig ohne Öl und Gas auskommen.

Gondorf. Nach Gondorf werden die Tankwagen künftig weniger Heizöl liefern. Rund 300 000 Liter weniger. Grund dafür ist das geplante Nahwärmenetz. Im Zuge der Sanierung der Kreisstraße 43 werden neben Straßenbelag auch Rohre verlegt, die bald Wärme an die angeschlossenen Haushalte liefern. "Wir werden rund 46 Haushalte, Hotels und Betriebe beliefern", sagt Ortsbürgermeister Ottmar Kaufmann.
Als klar war, dass rund 1,2 Kilometer der Straße erneuert werden würden, haben Bürgermeister und Gemeinderat die Idee ins Spiel gebracht, gleich die Grundlage für ein Nahwärmenetz mit in den Boden zu verlegen (wir berichteten). "Während einer Bürgerversammlung entstand der Wunsch, das Projekt auf breite Füße zu stellen" sagt Kaufmann rückblickend.
Aus dem Wunsch wurde Wirklichkeit: Im Dezember 2013 gründeten die Bürger die Versorgungsgesellschaft Gondorf mbH & Co.KG (BVG). "Das ist ein Novum. Die Bürger werden Teilhaber und Abnehmer", sagt Kaufmann und freut sich über den Coup, der den Gondorfern da gelungen ist.
Wie groß der Wunsch nach Energie aus nachwachsenden Rohstoffen ist, lässt sich an einigen Parametern ablesen. Lokale Genossenschaften wie die Südeifel Strom e.G. und die Eifel Energiegenossenschaft traten der BVG bei und auch die rund 100 Mitarbeiter große elm-plastic aus dem benachbarten Dudeldorfer Industriegebiet schloss sich dem Wärmeverbund an. Insgesamt konnte die Gondorfer Versorgungsgesellschaft 650 000 Euro Eigenkapital einsammeln. Weitere 600 000 Euro fließen aus öffentlichen Fördertöpfen und ein weiteres Novum rundet die Investition ab. "Das Projekt kostet rund drei Millionen Euro. Die Lücke in der Finanzierung haben die Volksbank Bitburg und die Kreissparkasse Bitburg-Prüm gemeinsam in Form von Krediten geschlossen", erklärt der Ortsbürgermeister die finanzielle Ausstattung.
Finanziert wird von diesem Geld ein Blockheizkraftwerk, das neben Wärme auch Strom produziert, dieser wird in das Netz eingespeist. Die Erlöse aus der Stromproduktion fließen in das gemeinschaftliche Unternehmen zurück.
Zusätzlich wird eine Hackschnitzelheizung installiert. "Die soll im Winter die Spitzenlasten abfedern" erklärt Michael Hauer, dessen Firma "H2 Erneuerbar Versorgt" begleitet die Gondorfer bei ihrem ehrgeizigen Projekt. "Ich bin sehr froh, dass wir gemeinsam mit der Ortsgemeinde Gondorf dieses Nahwärmenetz verwirklichen können. In Bayern und Baden-Württemberg sind solche Projekte gang und gäbe. "Ich hoffe, dass das Gondorfer Modell auch bei uns weiter Schule machen wird", sagt Hauer. Die Öllieferanten wird das gar nicht freuen. jör
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 In Gondorf werden Strom und Wärme bald auschließlich aus Holz produziert. Auf Öl und Gas kann dann verzichtet werden. Foto: Privat

In Gondorf werden Strom und Wärme bald auschließlich aus Holz produziert. Auf Öl und Gas kann dann verzichtet werden. Foto: Privat

Nahwärme bedeutet, dass die Heizung warm wird, weil die Wärme über eine kurze Strecke zu den Heizkörpern transportiert wird. Deshalb braucht das eigene Haus dann keinen Heizkessel und keinen Öltank mehr. Die Wärme kommt von einem Blockheizkraftwerk. Ein solches Kraftwerk besteht aus normalen Motoren wie in einem Auto. Die Motoren werden durch Gas angetrieben. Das Gas wird durch das Verbrennen von Holzschnitzeln erzeugt. Der so angetriebene Automotor erzeugt Strom und Hitze. Durch die Hitze wird Wasser erwärmt und über Rohre im Boden zu den Häusern gepumpt. Im Haus angekommen, fließt das heiße Wasser in die Heizkörper und erhitzt sie. So bleibt es immer mollig warm, wenn die Heizung aufgedreht wird. jör

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