Geballte Fahndungsmacht im Grenzgebiet

Zum fünften Mal seit der Premiere im Jahr 2003 haben Polizeikräfte in der Großregion bei einem grenzüberschreitenden Kontrolltag Verkehrsteilnehmer und ihre Fahrzeuge unter die Lupe genommen. Der TV war beim Spezialeinsatz auf der A 60 dabei.

Winterspelt. Donnerstagmorgen am Grenzübergang Steinebrück. Wer über die E 42 von St. Vith in Richtung Prüm fährt, muss seine Geschwindigkeit nach der Ourtalbrücke stark drosseln. Mit Tempo 20 schleichen alle Fahrzeuge von der Autobahn ab und über den großen Parkplatz. Dort weisen Polizeibeamte die Fahrer zur Seite in eine lange Reihe, wo Kollegen mit ihrer Befragung beginnen."Wir gehen nach dem integrativen Ansatz vor: Kriminalitätsbekämpfung und Verkehrssicherheit gehören zusammen", erklärt Ulrich Müller, Sachbereichsleiter Verkehrsfragen bei der Polizeidirektion Wittlich, im Gespräch mit dem TV. "Kriminelle fallen oft auch als Verkehrssünder auf — und umgekehrt."Allein im Dienstbezirk des Polizeipräsidiums Trier sind weit mehr als 200 Einsatzkräfte zahlreicher Dienststellen beteiligt: vom Landeskriminalamt bis zur Bundespolizei, von der Finanzkontrolle Schwarzarbeit bis zur mobilen Kontrollgruppe des Zolls. In Steinebrück arbeiten zudem einige belgische Kollegen auf deutscher Seite, während deutsche auf belgischer Seite mitmachen. "Das hilft zum Beispiel bei Sprachproblemen", sagt Müller. "Wir sind auf einem guten Weg, den Vertrag von Prüm umzusetzen." Zur Erinnerung: Der damalige Innenminister Otto Schily, Justizministerin Brigitte Zypries und deren sechs Kollegen aus den Nachbarländern unterzeichneten 2005 in Prüm das internationale Abkommen zur Bekämpfung der Kriminalität mit intensivem Datenaustausch.Angesichts der geballten Fahndungsmacht mit mehr als 40 Beamten in Steinebrück reagieren die meisten Auto- und LKW-Fahrer überrascht, aber verständnisvoll. "Solche Kontrollen sind sinnvoll. Bei uns war alles in Ordnung", sagt ein lächelnder Belgier bei der Weiterfahrt.160 Liter Diesel im Kofferraum

"Das ist ein Riesenaufwand, es muss irgend einen Hintergrund haben", vermutet ein Trierer.Am späten Vormittag nach dem Ende des Berufsverkehrs herrscht eine weitgehend entspannte Atmosphäre. Freundliche Gespräche über Herkunft und Ziel der Fahrt münden in die Überprüfung von Führerschein und Fahrzeugschein, Warndreieck und Verbandskasten. Treten Verdachtsmomente auf, schauen sich die Beamten auch schon mal ganz genau den Kofferraum und mögliche Verstecke auf der Suche nach Drogen und großen Bargeldsummen an.Typische Fälle an diesem Tag: gefälschte Ladepapiere und Lenkzeit-Überschreitung bei LKW-Fahrern, 160 Liter Diesel in Kanistern im Kofferraum, Fahren ohne Führerschein. Wer eine Alkoholfahne hat, muss "blasen". Das kommt zu dieser Tageszeit allerdings äußerst selten vor. EXTRA Einen dicken Fang machten die Fahnder schon vor dem Interregio-Kontrolltag: Am Samstag entdeckten sie bei einem 29-jährigen Autofahrer auf der A 60 am Grenzübergang Steinebrück 36 Gramm Heroin und zwei Gramm Kokain. Der Mann hatte sich die Päckchen mit dem Rauschgift rektal eingeführt. Die Methode soll verhindern, dass Beamte die Drogen beim Durchsuchen von Fahrzeug und Kleidung finden. "Wir haben den Verdächtigen vorläufig festgenommen und der Zollfahndung übergeben", berichtet Werner Thiel, Leiter der Mobilen Kontrollgruppe Bitburg des Zolls. (cus)

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