Gebaut auf Nächstenliebe

Bitburg/Prüm/Daun · Ohne Ehrenamtliche gäbe es ihn wohl nicht: Der Caritasverband Westeifel feiert sein 70-jähriges Bestehen. Künftig soll das Angebot vor allem in der Altenpflege ausgebaut werden.

Gebaut auf Nächstenliebe
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Bitburg/Prüm/Daun. März 1946: Der Zweite Weltkrieg hat Zerstörung zurückgelassen. Städte und Dörfer sind verwüstet, Menschen stehen vor dem Nichts, überall herrscht Hunger und Elend. Gelitten hat auch die Eifel. Bomben haben Prüm in eine Trümmerstadt verwandelt. Eine Frau namens Margarethe Heinelt organisiert dort die Hilfe vieler Menschen: Es ist der Beginn des Caritasverbands in der Westeifel.
Was mit der Idee von Nächstenliebe angefangen hat, ist heute, genau 70 Jahre später, zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen geworden, das aus der Region nicht mehr wegzudenken ist: Fast 400 Menschen arbeiten hauptberuflich in Voll- oder Teilzeit an den Standorten im Eifelkreis Bitburg-Prüm und im Vulkaneifelkreis - in der Geschäftsstelle Gerolstein, den Dienststellen Bitburg, Prüm und Daun oder den vier Sozialstationen.
Hinzu kommen, schätzt die stellvertretende Caritasdirektorin Andrea Ennen, etwa 450 ehrenamtliche Mitarbeiter. "Ohne sie", sagt sie, "könnten wir kein Caritasverband sein." Sie unterstützen nicht einfach nur die Arbeit oder "fangen etwas auf, was wir nicht leisten können", sagt Andrea Ennen, im Gegenteil: Sie gestalten die wesentliche Arbeit mit, denn Sorge zu tragen für den Nächsten sei Aufgabe aller Christen. "Die Ehrenamtlichen sind ein Teil der Identität des Caritasverbands." So ist das lateinische Wort "caritas" auch zu übersetzen mit: Nächstenliebe und Hochschätzung.
Auf 70 Jahre blickt der Caritasverband Westeifel zurück. Die Caritas-Sozialstation Südeifel wurde vor 40 Jahren als Sozialstation Bitburg in Speicher gegründet.
Und die drei Jubiläumsfeiern in den kommenden Monaten (siehe Extra) wird der Verband auch dafür nutzen - einmal Dankeschön zu sagen an seine vielen freiwilligen Helfer.
Denn die helfen auf fast allen Gebieten mit: Sie besuchen schwerkranke Menschen und beraten ihre Angehörigen, besonders entlasten sie die Familien Demenzkranker, sie übernehmen Patenschaften für Grundschüler oder begleiten Flüchtlinge durch den noch unbekannten Alltag und bringen ihnen die deutsche Sprache bei, sie helfen im Mehrgenerationenhaus Gerolstein oder in der ambulant betreuten Wohngemeinschaft für Senioren in Kyllburg mit oder verteilen Lebensmittel an Bedürftige, zum Beispiel bei der Prümer Tafel.
Not der Menschen im Blick


Der Caritasverband steht nicht nur Alten und Kranken, Menschen mit Behinderung oder in schwierigen Lebenssituationen tatkräftig zur Seite, sondern er ist auch Ansprechpartner - zum Beispiel für Schwangere, Suchtkranke oder Verschuldete. Wer nicht mehr weiter weiß, findet dort jemanden, der zuhört - und einen Rat hat. Finanziert wird das alles "aus einem Mix aus verschiedenen Dingen", wie Caritasdirektor Winfried Wülferath sagt, unter anderem aus öffentlichen Zuschüssen und Kirchensteuermitteln. Als Wohlfahrtsverband "machen wir keine Gewinne", sagt Wülferath.
Es gehe darum, auskömmlich zu arbeiten - nicht zuletzt, um das stemmen zu können, was dem Caritasverband auch in Zukunft wichtig sei: "Einen klaren Blick zu behalten für die Not der Menschen". Heute sei die Flüchtlingsfrage zwar eine dominierende, aber Notsituationen, das zeige ja auch die eigene Geschichte des Verbands, veränderten sich beständig.
Besonders beim Thema Pflege "sehen wir uns in der Region in der Verantwortung", sagt Wülferath. "Wir sind in jedem Dorf in der Westeifel tätig, und das soll auch in Zukunft so sein."
In den kommenden Jahren werde man deshalb in der Altenhilfe weitere betreute Angebote und Wohngemeinschaften schaffen, die ambulante Pflege ausbauen und Fachkräfte ausbilden. "Das ist das Kernthema der nächsten Jahre schlechthin. Wir wollen da sein für die Menschen."Extra

Der Caritasverband Westeifel feiert … … in Daun: am Sonntag, 19. Juni, rund um die dortige Dienststelle. Los geht es um 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst in der St.-Nikolaus-Kirche, von 13 bis 17 Uhr gibt es in der Mehrener Straße 1 Mitmachzirkus, Luftballonkünstler und Musik. … in Bitburg: am Sonntag, 4. September, in der Bahnhofstraße 31. Neben einem bunten Programm ab 13 Uhr gibt es um 16 Uhr auch eine Tombola: Zu gewinnen gibt's unter anderem ein E-Bike, eine Fahrt im Heißluftballon oder VIP-Karten für ein Bundesligaspiel. Jedes Los kostet 1 Euro, der Erlös geht an Familien mit Kindern in Not. … in Prüm: Der krönende Abschluss des Jubiläumsjahres ist die Eine-Million-Sterne-Aktion am Samstag, 12. November. Es handelt sich dabei um eine bundesweite Solidaritätsaktion des internationalen Caritas-Netzwerks, die jedes Jahr zur Vorweihnachtszeit in Europa ein Zeichen für eine solidarische Gesellschaft und eine gerechtere Welt setzt: durch Illuminationen von bedeutenden Plätzen und Gebäuden - in Prüm wird es die Basilika sein. Anschließend: Fest-Gottesdienst mit dem Trierer Bischof Stephan Ackermann in der Basilika, 19 Uhr. eib Weitere Informationen unter www.caritas-westeifel.de

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