Geblieben sind nur ein paar Geschichten

Schwirzheim · 100 Meter lang, 50 Meter breit: Die Burg Hartelstein oberhalb von Schwirzheim muss eine imposante Anlage gewesen sein. Heute jedoch muss der Betrachter schon genau hinschauen, um die verbliebenen Mauerreste zu erkennen. Doch war es wirklich ein verschwenderischer Ritter, der für den Verfall der Burg verantwortlich ist, wie es eine Sage erzählt?

 Verfallen: Von der einst 100 Meter langen und 50 Meter breiten Burganlage in Schwirzheim sind nur noch wenige Mauerreste übrig. TV-Foto: Archiv/Stefanie Glandien

Verfallen: Von der einst 100 Meter langen und 50 Meter breiten Burganlage in Schwirzheim sind nur noch wenige Mauerreste übrig. TV-Foto: Archiv/Stefanie Glandien

Schwirzheim. Nur noch wenige Mauerreste sind heute noch von ihr erhalten. Bis ins 18. Jahrhundert thronte auf einem Dolomitkegel am Ortsrand von Schwirzheim die langgestreckte Burganlage Hartelstein. Dorf Geschichte(n)

Die Burg selbst ist verschwunden. Geblieben aber sind recht viele Sagen in der Volksüberlieferung, von dem blutrünstigen Christenverfolger Rictiovarus, von Strauchdieben und Raubrittern und von morallosen und verschwendungssüchtigen Grafen. "Der gebrochene Eid" ist eine davon: Der Ritter von Hartelstein hielt sein Geld und sein Vermögen zusammen. Doch sein einziger Erbe war das genaue Gegenstück seines Vaters. Er liebte den Aufwand und den Prunk, lebte in Saus und Braus und ließ es sich mitsamt seinen Trink- und Spielkumpanen auf Kosten des Vaters gutgehen. Das Geld rann dem verschwenderischen Burschen wie Wasser durch die Finger.Darüber grämte sich der alte Vater sehr. Und als er spürte, dass sein Tod nahe war, bat er seinen Sohn zu sich an sein Sterbebett. Dort nahm er sein Sterbekreuz, hielt es seinem Jungen hin und sagte mit leiser und schwacher Stimme: "Sohn, ich fühle die Hand des Todes bereits an meinem Herzen. Du wirst nun Herr hier auf Hartelstein und ein stolzes Erbe antreten. Lege deine Hand auf dieses Kreuz und schwöre bei dem Blute Christi, dass du gut zu deiner Dienerschaft sein und gerecht über deine Untertanen herrschen wirst. Vor allem, bewahre das väterliche Gut, gehe sorgsam damit um und sei sparsam. Meide übertriebenen Aufwand, Völlerei und Schwelgerei. Vergeude nicht, was alle deine Vorfahren mühsam erworben."Der Sohn legte seine Hand auf das Kreuz und schwor bei Gott, die Worte seines Vaters zu beherzigen. Doch kaum hatte der alte Hartelsteiner seine Augen für immer geschlossen, da wollte der treulose Sohn nichts mehr von seinem Eid wissen. Die Trauermusik wandelte sich in ausgelassene Tanzmusik, Karten kreisten, Wein und Schnaps flossen in Strömen. Mit Schmuck und Gold wurden lockere Weibsbilder belohnt, und der junge Burgherr lebte wie eine Made im Speck, ohne Gedanken, ohne Gewissen.Und es kam, wie es kommen musste. Es waren noch nicht einmal eine Handvoll Jahre verstrichen, da waren Kisten und Truhen leer, Wälder und Felder versteigert und verschleudert. Tanz, Spiel und Schwelgereien verschwanden aus den Mauern der Burg, genauso wie sich auch keine Freunde und Kumpane mehr bei dem völlig Verarmten einfinden wollten.Der junge Hartelsteiner musste bei Nacht und Nebel seine Burg verlassen, um nicht von den Häschern in den Schuldturm geführt zu werden. Noch längere Zeit sah man ihn, aller Habe bar, sich an den Türen seiner einstigen Untertanen das Brot erbetteln. Danach verlieren sich alle Spuren, und niemand kann sagen, wie und wo der Meineidige endete.Extra

"Villa Suerdesheim", so schrieben Mönche 943 den damaligen Namen des Orts und wiesen nach, dass sich das heutige Schwirzheim sehr früh im Eigentum der Abtei Prüm befand. Über dem Ort erhob eine große Burg ihre Mauern und Zinnen; 1279 wurde sie urkundlich erwähnt. Vermutlich hatten die Prümer Mönche sie auf einem Dolomitkegel am Nordostrand der Gemeinde erbauen lassen, um mit ihr den Handelsweg zwischen Hillesheim und Prüm schützen und kontrollieren zu können. Graf Hartard von Schönecken ließ sie im Jahr 1340 neu erbauen und gab ihr seinen Namen: Hartelstein. Die folgenden Jahrhunderte blieb diese Burg im Lehnsbesitz der Schönecker Herren. Der Kurfürst Johann VII. von Schönenberg (1581-1599) wurde in der Schwirzheimer Burg geboren. Die reiche Fürstabtei Prüm war den Trierer Kurfürsten stets ein Dorn im Auge. Jahrzehntelang stritten sie sich, bis Trier gewann, die Abtei Prüm unterwarf und sie sich aneignete. So gelangte auch 1712 die Burg Hartelstein in Trierer Verwaltung. Allerdings legte sie keinen großen Wert auf die Erhaltung der Bastion. So verfiel sie im 18. Jahrhundert immer mehr. Die Bauern in den umliegenden Ortschaften nutzten ihre Steine als Baumaterial. avi

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