Gedanken zum Advent

BLEIALF. Erstmals im fünften Jahrhundert feierte man im Gebiet um Ravenna Advent. Inzwischen ist er im christlichen Abendland verbreitet. Der Advent gilt als Zeit der Besinnung, der Stille und des Wartens auf Weihnachten.

Was ist davon geblieben, was hat sich geändert? Fragen, die Dechant Karl Kneißl, Pfarrer der Pfarreien Maria Himmelfahrt Bleialf, St. Kornelius Brandscheid und St. Michael Winterspelt, beantwortet. Ist die Adventszeit noch identisch mit dem, was sie im christlichen Sinne einmal war?Kneißl: Für die Mehrheit der Menschen ist sie das sicher nicht mehr. Unsere herkömmliche Adventsauffassung tut so, als fehe es nur um die Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Grundgedanke der Adventszeit ist indes die Erwartung Gottes, der uns die Zukunft offen hält - im Gegensatz zur Zukunftslosigkeit unserer Zeit. Denken Sie an Arbeitslosigkeit, Armut, an die Menschen in der Dritten Welt, an Hunger, Krankheit, Krieg und menschenverachtende Gewalt. Hat der "moderne" Mensch angesichts eines immer hektischer werdenden Umfeldes Zeit und Muße zu vorweihnachtlicher Besinnung? Kneißl: Er hat sie nicht mehr, will sie auch nicht mehr. Es sei denn, es würde etwas Außergewöhnliches passieren. Wie ist unseren Kindern der Sinn der Adventszeit zu erklären, wenn hemmungsloser Kommerz und geschmacklose Werbung die Szene bestimmen, wenn sexy Engel herumschweben und anstelle traditioneller Advents- und Weihnachtslieder schrille Hits erdröhnen ?Kneißl: In zunehmendem Maße ist das nicht mehr möglich. Glaube spielt im Leben der Kinder keine Rolle mehr. Dabei lehnen sie ihn keineswegs ab. Im Gegenteil. Erst kürzlich habe ich an einer Schule erlebt, dass die Kinder selbst eine umfassende Befragung in Sachen Glauben angeregt hatten. Die Schweigespirale, was Glauben betrifft, mit der wir es überall zu tun haben, wäre durch eine konzertierte Aktion von Eltern, schulischem Religionsunterricht und Kirche zu überwinden. Kann die Adventszeit den Menschen auch heute noch Trost bringen, ihnen die Angst nehmen vor kaum noch abwendbarem Unheil wie Klimakatastrophe oder Überbevölkerung? Kneißl: Ja sie kann es. Gerade heute. Natürlich gibt es Dinge, die Angst machen. Es kann indes keiner behaupten, dass alles getan wird, was getan werden kann. Die Weltgemeinschaft erweist sich als hilflos. Kehrt um und glaubt an die Frohe Botschaft', mahnte Jesus die Menschen. Auch heute ist es noch nicht zu spät. * Das Gespräch führte unser Mitarbeiter Elmar Kanz.

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