Geichlinger drücken die Daumen

Großes Ereignis für einen kleinen Ort in der Südeifel: Jens Lehnertz, ein 22-jähriger Zimmermann aus Geichlingen will sich in den Geschichtsbüchern der Motorrad-Weltmeisterschaft verewigen. Gemeinsam mit seinem erfahrenen Schweizer Piloten Jakob Rutz startet der junge Mann aus der Eifel in der Seitenwagen-Weltmeisterschaft.

 Von Geichlingen aus will er Europas Motorrad-Rennstrecken erobern: Jens Lehnertz.TV-Foto: Jürgen C. Braun

Von Geichlingen aus will er Europas Motorrad-Rennstrecken erobern: Jens Lehnertz.TV-Foto: Jürgen C. Braun

Geichlingen. Die Osterfeiertage waren für Jens Lehnertz nicht gerade sehr erholsam, sondern eher aufreibend. Da galt es, seine sieben Sachen zu packen, alles herzurichten für die Abfahrt ins französische Magny-Cours und sich auf die größte sportliche Herausforderung seines jungen Lebens einzustellen. Vom kommenden Wochenende an wird der junge Zimmermann, der zudem noch mitten in den Vorbereitungen auf die Meisterprüfung steckt, auf den bedeutendsten europäischen Rennstrecken als Co-Pilot in der Seitenwagenklasse antreten.
Eigentlich war dem 1,95 Meter langen "Lulatsch" eine Karriere als Fußballer bestimmt gewesen. Wäre da nicht der verflixte Motorsport und sein Chef Rolf Schmitz gewesen, mit dem er seine ersten Rennen auf dem "heißen Sitz" in einem Motorrad-Gespann bestritt. Und da Jens "schon immer das, was er angepackt hat, ganz oder gar nicht macht", wie seine Mutter Karin es schildert, war es vor drei Jahren mit der Kickerei vorbei. Von da an hatte ihn der Virus Motorrad-Rennen gepackt.
In Geichlingen hat sich das ebenso seltene wie aufregende Hobby des jungen Mannes aus dem eigenen Dorf längst herumgesprochen. Jens Lehnertz ist Gesprächsthema, wie auch Ortsbürgermeister Johann Groben bestätigt. Er sieht den sportlichen Weg des aufstrebenden Weltmeisterschafts-Piloten aus seiner Gemeinde mit einem weinenden und einem lachenden Auge: "Der Jens war ja einer unserer talentiertesten Fußballer. Bis er dann sein Herz für den Motorradsport entdeckt hat. Aber wir Geichlinger sind natürlich stolz auf ihn und drücken ihm die Daumen für seine Rennen. Immerhin trägt er ja auch den Namen unserer Gemeinde hinaus auf die großen Motorrad-Rennstrecken der Welt." Jens Lehnertz geht seine Aufgaben mit aller Konsequenz an: Meisterschule, Arbeit, Motorrad-Weltmeisterschaft. "Manchmal wäre es gut, wenn der Tag 30 Stunden hätte", beteuert er lachend. Dennoch denkt er schon voraus.
"Wenn alles gutgeht, dann bin ich noch in diesem Jahr mit der Meisterschule fertig." Zeit, mit den Kumpels mal ein wenig "um die Häuser zu ziehen", bleibt da nicht. "Mein bisschen Freizeit geht komplett für die Rennerei drauf. Aber entweder ich mache es richtig, oder ich lasse es sein." Wenn der junge Mann dennoch mal im Freundeskreis zusammensitzt, "kommt das Gespräch schon meist auf meine Motorrad-Geschichten."
Nur eines hat er bisher (noch) nicht geschafft. Nämlich dass sich Mutter Karin mal eines seiner Rennen vor Ort angesehen hat. "Ich wollte sie immer mal mitnehmen. Aber gelungen ist es mir bisher noch nicht. Sie sieht sich die Rennen dann lieber nachher auf dem Laptop an. Dann weiß sie, dass es gutgegangen ist."
Dass sie selbst dem schnellen Hobby ihres Sohnes mit einer gewissen Skepsis gegenüber steht, will sie nicht verhehlen. "Aber wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er das auch durch." Etwas Stolz schwingt da bei aller Sorge jedoch schon mit.

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