Gemeindehaus zu verkaufen

Die Ortsgemeinde Lünebach stellt ihr in die Jahre gekommenes Gemeindehaus zum Verkauf. Befürchtungen, Vereine stünden dadurch künftig auf der Straße, weist Ortsbürgermeister Karl-Heinz Krost als unbegründet zurück.

 45 Jahre jung und wieder zu haben: Das Lünebacher Gemeindehaus in der Dorfmitte soll einen neuen Eigentümer finden. TV-Foto: Marcus Hormes

45 Jahre jung und wieder zu haben: Das Lünebacher Gemeindehaus in der Dorfmitte soll einen neuen Eigentümer finden. TV-Foto: Marcus Hormes

Lünebach. Die Grundsatz-Entscheidung, sich bei einem entsprechenden Angebot vom Gemeindehaus zu trennen, traf der Lünebacher Rat schon im Herbst 2006 — allerdings in nichtöffentlicher Sitzung. Im Dorf kochte daraufhin die Gerüchteküche. Zeitweise hieß es, das Gebäude sei praktisch schon verkauft. Manche Bürger und Vereinsvertreter waren verunsichert und fühlten sich übergangen.Erst im Mai druckte die Gemeinde ihre Verkaufsabsicht im Mitteilungsblatt der Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld — ohne Erläuterung. "Wir hätten uns gewünscht, dass betroffene Vereine frühzeitig informiert werden", sagt Wolfgang Gieretz, Vorsitzender des Musikvereins Eifelecho Lünebach.

Im Gespräch mit dem TV nennt Ortsbürgermeister Karl-Heinz Krost zwei Gründe für den Verkaufsplan:

den Platzmangel im Gebäude und auf dem Grundstück (230 Quadratmeter)

den Renovierungsbedarf (Sanitäranlagen müssten komplett erneuert werden).

Freiwillige Ausgaben im Haushalt gestrichen

"In fünf bis zehn Jahren stehen eventuell andere Gebäude im Dorf zur Verfügung. Wer ein solches Objekt wie ein Gemeindehaus verkaufen will, muss früh genug anfangen", erklärt Krost. Einen großen Neubau kann sich die Gemeinde bei einem Haushalts-Defizit von fast 400 000 Euro nicht leisten: "Wir haben sparsam gewirtschaftet und freiwillige Ausgaben gestrichen. Wir fühlen uns von der Politik im Stich gelassen." Doch welche Optionen gibt es für die Zukunft?

Jugendheim: In dem Gebäude der Pfarrgemeinde neben der Kirche turnt regelmäßig eine Senioren-Gymnastikgruppe. Nach einer Neugestaltung könnte sich die Ortsgemeinde als Mitnutzer an laufenden Kosten wie Strom, Heizung und Wasser beteiligen. "Wir haben lockere Pläne gemacht und wegen des Umbaus einen Antrag ans Bistum gestellt", berichtet Pater Norbert Tix. Eine Antwort steht noch aus. Auch die Kirchengemeinde sucht einen Käufer für eine Immobilie: Das große Pfarrhaus steht seit dem Ruhestand von Pastor Karl Spangenberg leer.

Saal Bonefas: "Wir ziehen im Februar 2008 nach Weinsheim um und nutzen das Gelände in Lünebach noch zum Direktverkauf und als Lager", sagt Klaus-Peter Bonefas von der Firma Getränke Bonefas. Im großen Saal waren über die Jahre Hunderte von Tanzveranstaltungen, Festen und Kappensitzungen. Die Gemeinde will prüfen, ob es für eine Renovierung Fördermittel im Rahmen der Dorferneuerung geben könnte. Der Saal — ein Stück Lünebacher Kulturgut — bliebe in privater Hand, wäre jedoch über einen langfristigen Vertrag für Gemeinde und Vereine nutzbar.

Sportplatz-Gebäude: Neben dem Fußballplatz steht ein Wohnhaus im Besitz der Ortsgemeinde leer. "Der Jugendraum wird nicht genutzt, weil die Betreuung der Jugendlichen nicht gewährleistet ist", sagt Krost. Die Gemeinde erwägt, das Haus zu verkaufen. Der kleine Anbau mit veralteter Umkleide des Sportvereins könnte ebenso abgerissen werden wie die SV-Holzhalle daneben. An dieser Stelle erwägt die Gemeinde einen Neubau mit Umkleide, Sanitäranlagen und Schankraum — erhebliche Eigenleistungen des Sportvereins vorausgesetzt. Kosten und Fördermöglichkeiten werden ermittelt.

Grundschule: Da aktuell nur noch 27 Kinder die Grundschule besuchen, ist einer von drei Klassenräumen ungenutzt. "Das müssten wir bei Bedarf mit der VG als Eigentümer abstimmen", erklärt Krost.

Mitglieder des Musikvereins haben das Gemeindehaus ehrenamtlich innen angestrichen. Die im Gegenzug zugesagten neuen Klapptische will die Gemeinde nach Finanzierungsproblemen in zwei Etappen anschaffen. Krost: "Die ersten Tische kommen noch 2007."

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Meinung

Miteinander reden hilft

Von Marcus Hormes

"In Lünebach ist immer was los", behauptet ein Liedtext. Zuletzt hing der Haussegen etwas schief, und das völlig unnötig. Fast jede mindestens mittelgroße Gemeinde im Kreis hat sich inzwischen ein Gemeindehaus gebaut oder ein bestehendes Gebäude (oft alte Dorfschulen) für diesen Zweck umgenutzt. Die Lünebacher waren mit ihrem Haus damals früh dran, deshalb überrascht der heutige Sanierungsbedarf nicht. Die Ratsmitglieder müssen sich ihren Grundsatzbeschluss zum Verkauf reiflich überlegt haben. Warum das aber hinter verschlossenen Türen geschah, Bürger und Vereine weder vorher noch nachher eingebunden wurden, bleibt ein Rätsel. Sollten alle vor vollendete Tatsachen gestellt werden? Inzwischen arbeiten offenbar beide Seiten an einer besseren Verständigung. Das Dorf muss nach vorne schauen und aus bescheidenen Finanzmitteln das Beste machen. Immerhin gibt es mehrere Optionen. Die sind jedoch alle so vage, dass die langfristige Lösung des Raumproblems noch aussteht. Eines jedenfalls wird sich kein Lünebacher wünschen: Dass die Grundschule im Ort eines Tages dicht gemacht wird. m.hormes@volksfreund.deHintergrund Mitten in Lünebach (580 Einwohner) steht das 1962 gebaute Gemeindehaus. Das obere Geschoss (93 Quadratmeter) besteht aus einem Hauptraum plus Toiletten. Dort proben der Musikverein und Tanzgruppen der Karnevalsgesellschaft. Hinzu kommen Sitzungen des Gemeinderats, der Jagd- und Fischereigenossen sowie Jahreshauptversammlungen. Die Garage im unteren Geschoss wird als Stellplatz für den Gemeindetraktor genutzt, der Raum daneben als Lager. Die Pläne für ein Haus der Jugend im Zentrum scheiterten ebenso wie die für eine multifunktionale Lösung zusammen mit der Feuerwehr am Sportplatz oder auf dem Gelände Köppen. Weil letzteres Projekt die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde überstiegen hätte, zog die VG den Gerätehaus-Bau für die Feuerwehr alleine durch (der TV berichtete). (cus)

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