Gemeinsinn in Arzfeld: Alle Bürger sollen profitieren

Arzfeld · Nach Prüm und der Oberen Kyll ist auch die Verbandsgemeinde Arzfeld auf dem Weg zu einem Solidarpakt Windenergie - weil in der VG aber vor allem private Flächen in Betracht kommen, wird dort ein anderer Ansatz verfolgt. Bislang mit Erfolg.

Arzfeld. "Wir wollen am Ende sagen können: In der Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld profitieren wirklich alle unserer 9600 Einwohner von der Windenergie", gibt Andreas Kruppert, Bürgermeister der VG Arzfeld das klare Ziel beim neuen Flächennutzungsplan aus.
Dieser soll vor allem festlegen, wo künftig neue Windräder aufgestellt werden dürfen. Anders als beispielsweise an der Oberen Kyll (siehe Bericht oben) muss man die Pläne wegen des neuen Windatlasses nicht ändern, denn man sei ohnehin nur von einer Windhöffigkeit von mindestens sechs Metern pro Sekunde ausgegangen. Bislang stehen bereits 30 Rotoren auf den Höhen des Isleks. Insgesamt wird aus Wind, Sonne und Biomasse schon jetzt dreimal mehr Strom erzeugt, als in der VG verbraucht wird.
Allerdings hat ein Solidarpakt in der VG Arzfeld deutlich schwierigere Bedingungen als bei den Nachbarkommunen. Denn rund 95 Prozent der infrage kommenden Flächen für neue Windkraftanlagen sind in Privatbesitz. Für die VG bedeutet das, dass sie grundsätzlich keine Handhabe hat, einen Teil der Pachteinnahmen für einen Solidarpakt zu beanspruchen.
Eine Beteiligung war daher nur auf freiwilliger Basis zu erreichen. Darüber wurden laut Kruppert in den vergangenen Monaten mit den insgesamt 147 Eigentümern viele Gespräche geführt - mit Erfolg. Fast 90 hätten sich zu einer Vereinbarung bereiterklärt. Das zeige das große Entgegenkommen der Grundstücksbesitzer, sagt Kruppert. Auch diese wollten den Frieden in den Dörfern bewahren und keine Neid-Debatten aufkommen lassen. "Damit haben wir uns jetzt rund 60 Prozent der Flächen vertraglich gesichert", sagt Kruppert.
Das in der VG verfolgte Solidarmodell sieht so aus, dass die Verwaltung die Grundstücke von den Eigentümern pachtet. Dann, sagt Kruppert, könnte die VG selbst über die Islek-Energie Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) die neuen Windkraftanlagen betreiben. "Oder aber wir suchen uns dafür über ein Interessenbekundungsverfahren einen Partner", sagt Kruppert. Das sei die realistischere Variante angesichts der begrenzten Ressourcen in der Verwaltung.
Einnahmen für die Gemeinden



Die Einnahmen aus dem Betrieb sollen zu einem Drittel den jeweiligen Sitzgemeinden zugutekommen, ein weiteres Drittel über den Solidarpakt an alle Gemeinden verteilt werden. "So wollen wir es schaffen, dass alle Einwohner auch die positiven Effekte spüren", sagt Kruppert. Die Dörfer hätten dank der zusätzlichen Einnahmen entweder mehr finanziellen Spielraum oder weniger Schulden.
"Deshalb sollten wir diesen Weg gemeinsam weitergehen", sagt Kruppert. Einhellige Unterstützung gibt es dafür vom VG-Rat. "Wir stehen voll hinter dem Solidarprinzip", sagt Rainer Hoffmann, Sprecher der SPD-Fraktion. "An dem guten Konzept sollten wir auch nicht mehr rütteln", sagt CDU-Sprecher Gerhard Kauth. "Das Projekt ist zu wichtig und darf jetzt nicht an irgendwelchen Kleinigkeiten scheitern", betont Wolfgang André (Grüne). Die genauen Flächen für die Windkraft will der Rat in der Sitzung am 12. Dezember festlegen. ch

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