Gemütlich plaudern bei Tante Emma

Nachdem es in Herforst kein Lebensmittelgeschäft mehr gibt, denkt der Gemeinderat an die Gründung eines Dorfladens. Bei einer Einwohnerversammlung wurden die Bürger über die Möglichkeiten informiert.

Herforst. (lyv) Alteingesessene Lebensmittelgeschäfte schließen, auf der "grünen Wiese" sprießen Supermärkte wie Pilze aus dem Boden. Die Mobilität in der heutigen Zeit macht es möglich, dass man zum Einkaufen mal eben in den nächstgrößeren Ort fährt. Doch nicht alle Menschen sind mobil. "Ich bin 78 Jahre alt und kann nicht mehr fahren", sagt Clemens Bohlen aus Herforst. Ein Dorfladen wäre für ihn wünschenswert. Aber nicht nur ältere Herforster interessieren sich für das Dorfladen-Projekt: Denn mit rund 30 Bürgern war die Einwohnerversammlung gut besucht, darunter auch viele Jüngere. Die Vorgeschichte: Bei einer Gemeinderatssitzung im März hatte die CDU-Fraktion an den Ortsbürgermeister einen Antrag auf Einrichtung eines Dorfladens gestellt. Von den damals anwesenden 16 Ratsmitgliedern wurde der Antrag einstimmig angenommen. Die Einwohnerversammlung war Bestandteil des Antrags nach der Gemeindeordnung. In dem Ratsmitglied Gerd Seemann fand Ortsbürgermeister Wolfgang Faber einen Präsentator.Gute Bilanz trotz anfänglicher Turbulenzen

Seemann informierte sich gemeinsam mit anderen Ratsmitgliedern in Klausen, Rascheid bei Hermeskeil, Sargenroth in der Nähe von Simmern und Metterich über Situation, Organisation, Aufbau und Rechtsform der dort bereits existierenden Dorfläden. Seemanns Präsentation sollte "kein schlüssiges Konzept" vorlegen, sondern erst einmal aufzeigen, welche Möglichkeiten in Herforst bestehen. Im Vordergrund der Überlegungen stand dabei "die fehlende Versorgung der nicht mobilen Mitbürger vornehmlich mit Lebensmitteln", sagte Seemann. Alle besuchten Dorfläden liegen unweit größerer Orte oder Städte. Alle laufen, manche nach anfänglichen Turbulenzen, heute recht gut. Das bestätigte auch Rainer Wirtz, Ortsbürgermeister von Metterich. Dort haben sich 50 Einwohner zu einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) zusammengeschlossen, mit Anteilen zu je 150 Euro. Sonderaktionen wie Blumenverkauf im Frühjahr und Herbst, Advents-Ausstellungen und die Bewirtung beim Sportfest erwirtschaften einen Überschuss von zurzeit 1500 bis 3000 Euro jährlich. "Man muss mit Herzblut dabei sein", sagte Wirtz. Mindestens ein Beteiligter müsse kaufmännischen Sachverstand haben. Wie in Metterich, so sind auch in den anderen Orten die Dorfläden zu Kommunikationstreffpunkten der Bewohner geworden. Ob es in Herforst so weit kommt, soll eine Fragebogenaktion zeigen. Denn bei der Informationsveranstaltung wurden Bögen ausgeteilt, um zu erkunden, wie ernst es den Herforstern mit dem Dorfladen ist. Der Fragebogen soll auf Vorschlag von VG-Bürgermeister Rudolf Becker auch im "Bletchen" veröffentlicht werden. Anklang fand die Idee allemal: "Ein Dorfladen ist wichtig", sagte Pia Pallien, "wir haben nur ein Auto, und hier könnte ich schnell das Notwendige kaufen". "Ich bin dafür", sagt Elfriede Gerten, "es gibt viele ältere Leute, die selbst nicht mehr die Möglichkeit haben zu fahren. Auch, wenn man beim Großeinkauf mal etwas vergessen hat, wäre ein Dorfladen nicht schlecht."

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