Geschäftsführung von Christen & Laudon in Malbergweich: "Standort steht nicht zur Diskussion."

Malbergweich · Experten prüfen, wie gravierend die Schieflage von Christen & Laudon in Malbergweich (Eifelkreis Bitburg-Prüm) ist. Die Geschäftsführung plant die Sanierung.

 Wie geht es weiter mit Christen & Laudon? Die Geschäftsführung in Malbergweich-Staffelstein plant die Sanierung.

Wie geht es weiter mit Christen & Laudon? Die Geschäftsführung in Malbergweich-Staffelstein plant die Sanierung.

Foto: Moeris Christian

"Die gesamte Belegschaft ist nach dem Wochenende wieder geschlossen zur Arbeit erschienen", sagt Hermann Hermes, Geschäftsführer des Kunststoff-Apparatebauers Christen & Laudon. Erst am Freitag hatte das Unternehmen aus Malbergweich, das 150 Menschen beschäftigt, verlautbart, dass es in eine schwierige Lage geraten sei .

Um das Unternehmen zu retten und zu sanieren, habe man beim Amtsgericht Bitburg ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt, sagt Hermes. Das Amtsgericht habe dem Vorschlag der Geschäftsführung zugestimmt und ein vorläufiges Verfahren eröffnet. Sachwalter und Fachanwalt für Arbeits- sowie Insolvenzrecht Thomas B. Schmidt prüfe nun, ob das Eigenverwaltungsverfahren (siehe Extra) tatsächlich eröffnet werde.

Ungeachtet dessen, welches Ergebnis die Prüfung liefere, werde in Kooperation mit den Rechtsanwälten Frank Kreuznacht, Thore Voß und dem Sachwalter ein Sanierungsplan aufgestellt, sagt Hermes. "Unser Ziel ist es, das Unternehmen vor einer echten Insolvenz und einer Zahlungsunfähigkeit, die derzeit definitiv nicht besteht, zu bewahren", sagt Hermes. "Wir sind uns aber bewusst: Wenn wir keinen Umstrukturierungsprozess anstoßen, laufen wir in der aktuellen Wettbewerbssituation Gefahr, in eine echte Insolvenz zu geraten."

Wie ist das Unternehmen überhaupt in die Schieflage geraten? "Kohlekraftwerke waren mal unser Hauptmarkt für Kamine und Kanäle. Aber durch die Energiewende ist er eingebrochen und so nicht mehr existent", erklärt Hermes.
Wie will das Unternehmen wieder auf Kurs kommen? "Wir haben Märkte und Kunden analysiert und wollen uns neu ausrichten", sagt Hermes. Als Kunststoff-Apparatebauer sei Christen&Laudon zwar deutschlandweit die Nummer eins, "aber nicht in den anderen EU-Ländern wie Frankreich, wo wir künftig verstärkt Geschäfte generieren wollen. Dafür müssen wir uns aber im Vertrieb anders positionieren". Droht durch die Sanierung ein Stellenabbau? "Es ist noch zu früh, um über personelle Veränderungen zu sprechen", sagt Hermes, "aber der Standort steht nicht zur Diskussion. Unsere Gesellschafter stehen hinter uns und wollen auch in Zukunft investieren." Für Ortsbürgermeister Heinz Engler wäre die Schließung des Werkes eine Katastrophe. "Wenn wir in Malbergweich keine Arbeitsplätze mehr vorhalten können, dann kommt sich hier wohl kaum jemand noch ein Baugrundstück anschauen", sagt Engler.

Die Gewerbesteuereinnahmen seien mit derzeit rund 200?000 Euro aber schon lange nicht mehr so hoch, wie sie mal gewesen seien, verrät der Ortsbürgermeister. "Wir hatten mal bis zu 700?000 Euro im Jahr und damals fast so viele Arbeitsplätze, 300 an der Zahl, wie Einwohner." Derzeit leben in Malbergweich rund 380 Menschen.
Dabei freut sich Engler, dass wieder reger Betrieb auf dem ehemaligen Firmengelände des Eifelwerks herrscht, das im Jahr 2013 Insolvenz angemeldet hatte. Dort hat sich unlängst die Prümer Wäscherei Buchholz angesiedelt.
Was ist eine Eigenverwaltung?

Im Gegensatz zu einer normalen Insolvenz, die auf die Abwicklung eines Unternehmens zielt, behält die Geschäftsführung bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung die Kontrolle über das Unternehmen und auch die Möglichkeit, über die Insolvenzmasse unter Aufsicht eines Sachwalters zu verfügen. Anstelle eines Insolvenzverwalters, der bei einer Insolvenz normalerweise die Kontrolle übernimmt, bestellt das Gericht bei der Eigenverwaltung einen Sachwalter, der das Unternehmen lediglich berät. Um die Eigenverwaltung zu erhalten, muss der Schuldner das Gericht allerdings überzeugen, wozu meist die Expertise von Sanierungsberatern nötig ist.

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