Geschenkte Zeit

Bekanntermaßen und statistisch nachgewiesen werden die heutige Generation und die Neugeborenen älter. Zurzeit erreichen Männer fast 77 und Frauen über 82 Jahre. Von daher könnte oder sollte man sich die Frage stellen: Was mache ich mit der geschenkten "Mehr-Zeit"?



Es gab Zeiten, da betrachtete man das eigene Leben als Geschenk Gottes, das man zu nutzen hatte, um Gott selber die größere Ehre zu geben. Das zu tun, was Gott von mir erwartet - einem solchen Lebensziel stimmen heute nicht mehr alle Menschen zu. Unsere Zeit ist eine Zeit der Selbstverwirklichung. Dem Prestige und dem Status hat vieles zu dienen: Beruf, Einkommen, Besitz. Doch hat es dies schon zu allen Zeiten gegeben. Demnach ist die jetzige Zeit nicht besser und nicht schlechter als frühere Zeiten.

Was hat das mit der "Mehr-Zeit" zu tun? Wenn wir inzwischen fast achtzig Jahre leben und nur einmal in der Woche Gott eine Stunde die Ehre geben, kommen über 4000 Stunden zusammen oder zusammengefasst: Ein halbes Jahr, Tag und Nacht Beten. Verschenkte Zeit? Mönche und Ordensfrauen haben im Stundengebet eine uralte Erfahrung wach gehalten, wem wir eigentlich unsere Zeit verdanken. Eine Geschichte in der Bibel ist die von Simeon und Hanna, jenen Alten, die im Tempel verharren, um dort ihre Lebenszeit zu beschließen, in der Hoffnung auf ein von Gott erfülltes Leben durch den Tod hindurch. Heute wendet man sich Fitness und Wellness zu, um das diesseitige Leben zu gestalten und möglichst zu verlängern.

Es ist und es sollte keine Frage des Alters sein, sich daran zu erinnern, wem wir "unsere Zeit" verdanken.

Wenn wir deutlich länger leben als die Menschen früherer Tage, haben wir auch deutlich mehr Zeit, an Gott zu denken - wenn wir wollen.

Manfred Sohns

Dekanatsreferent des Dekanates St. Willibrord Westeifel

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort