Geschichte des Wolfes Wie die graue „Bestie" die Eifel prägte

Prüm · Einst haben die Menschen in der Eifel gegen die „Bestien" gekämpft; Auch ohne dass Wölfe in freier Wildbahn in der Region lebten, erinnerte schon immer vieles an die Tiere.

Mancher Wanderer wundert sich manchmal über viele Flurnamen, die auf ein einst gefürchtetes Tier hinweisen, wie Wolfskaul, -graben, -pesch, -wald, -seiffen, -busch, -berg und -loch. Und es finden sich Feldkreuze, die zum Dank für die Abwehr eines schrecklichen Wolfes errichtet wurden. Etliche Gruselgeschichten vom reißenden Werwolf, mehrere Kinderreime und viele Redewendungen erinnern an den Wolf: „Eier raus, Speck heraus, oder ich schick' dir den Wolf ins Haus!", „Er hat Hunger wie ein Wolf", „Komm' von der Straße, sonst holt dich der Wolf!", „Ein Wolf im Schafspelz".

In Sagen und Märchen wird er gerne Isegrim genannt (von "isen" = Eisen und "grinen" = knurren) und verkörpert Bösartigkeit und teuflische Hinterlist. Und in der Fantasie stellt man sich ein riesengroßes Tier vor. Doch in Wirklichkeit sind sie klein. In der Eifel hat es schon vor 2000 Jahren Wölfe gegeben. Sie tauchen schon in berichten aus der Römerzeit auf. Im Jahr 906 erwähnt der Prümer Abt Regino Wolfsjäger und jährliche Bittprozessionen „zur Abwendung reißender Wölfe". Diese gab es im Trierer Land bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.

Durch all die Jahrhunderte gehörte der Wolf zum Tierbestand in den dichten Forsten. In der kurtrierischen „Waldt-, Forst-, Jagdt-, Waydtwerks- und Fischereiordnung" von 1721 waren Jagden angeordnet, an denen sich alle Männer ab 25 Jahre zu beteiligen hatten - mit Beilen und Äxten. Auch die Bauern durften sich zum nächtlichen Schutz von Pferd und Vieh mit einer Kugelbüchse bewaffnen. Für jeden erlegten Wolf wurden Prämien gezahlt. Sie betrugen 1728 für einen erwachsenen Wolf und eine Wölfin einen Reichstaler und für einen dem Nest entwachsenen Wolf einen Florin.

Die napoleonischen Kriege sowie die ungünstigen klimatischen Verhältnisse im 18. und 19. Jahrhundert förderten eine verstärkte Zuwanderung von Wölfen aus den Ardennen in den Eifelraum. Es kam zu einer regelrechten "Wolfsplage". Die völlig ausgehungerten Tiere verließen nachts den Schutz der Wälder und rissen Ziege, Schafe und Rinder. Auch kann der Tod von einigen Menschen nachgewiesen werden, die aber meist Opfer von tollwütigen Wölfen wurden.

Die preußische Verwaltung ordnete regelrechte Vernichtungsfeldzüge an. Die arme Landbevölkerung folgte gerne dem Aufruf zu Wolfsjagden und der Aussicht auf finanzielle Vergütung. Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, mit Gewehren, Mist- und Heugabeln, Knüllen oder Sensen ging man gegen die "Bestie" vor. So wurden im Forstrevier Prüm allein 1824 mehr als 50 Wölfe in den Orten gefangen, mit der Axt totgeschlagen oder erschossen. Lobend erwähnte die Regierung die Namen und die Prämien: Ackerer Peter Schommers aus Daleiden schoss einen alten Wolf (10 Taler), ebenso Ackerer Nikolaus Weires von Elcherath, und Ackerer Franz Philipsen aus Oberüttfeld fing vier Welpen (16 Taler), und so weiter.

1888 soll der letzte Eifel-Wolf in der Nähe des Dorfes Auel bei Gerolstein erlegt worden sein. Ein ausgestopfter Vertreter seiner einstigen Verwandten kann noch im Museum „König" in Bonn bestaunt werden. Dort ist das zwischen 1850 und 1860 bei Birresborn geschossene Tier mit furchterregend bleckendem Gebiss zu betrachten. Inzwischen gehen Experten davon aus, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Wolf sich wieder in der Eifel ansiedelt.

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