Geschichte einer eiskalten Liebe

Bitburg · Es war die erste Demo in Bitburg. 1980, als junge Leute für die Eishalle auf die Straße gingen - mit Erfolg. Für vier Millionen Mark wurde die Eishalle gebaut. Nun, nach 30 Jahren, steht eine Dachsanierung an. Doch das Land hält sich nicht an die Zusage, Bitburg dabei mit einem 50-prozentigen Zuschuss zu unterstützen.

Bitburg. Es war Leidenschaft. Von Beginn an. Jahre, bevor Bitburg eine Eishalle hatte, gab es in der Stadt viele begeisterte Schlittschuhläufer und einen Eissportverein. Der Vorsitzende dieses Vereins, Martin Zehren, damals Schulrektor in Rittersdorf, organisierte Ende der 1970er Jahre Fahrten zur Eishalle ins luxemburgische Beaufort. Hunderte von jungen Leuten aus der Eifel beteiligten sich Wochenende für Wochenende an diesen Fahrten. Damit hat alles angefangen. Die Leidenschaft fürs Schlittschuhlaufen war entflammt.
Vom Eisweiher zur Eishalle


Die Eishallenfreunde hatten einen prominenten Unterstützer: Brauerei-Chef Thomasz Niewodniczanski. Früher, als die Brauerei noch Eisweiher für die Bierkühlung hatte, wurde dort im Winter Schlittschuh gelaufen. Die Verbindung Brauerei - Eis - - Kufen hat in Bitburg also Tradition. Und so entstand die Idee, die Brauerei könnte auch die Kälte für eine Eishalle liefern. "Für die Brauerei war dieses Angebot ein Beitrag zum sozialen Engagement", erzählt Günter Jankoviak. Der heute 74-Jährige war damals Prokurist des Unternehmens. Er wurde als Verwalter der Eishalle vorgeschlagen - und dann über fast 30 Jahre immer wieder gewählt. Ein Ehrenamt, das für Jankoviak eine Herzensangelegenheit war: "Mir ging es um die Jugendlichen. Die sollten in unserer Stadt auch in der sauren Gurkenzeit was geboten bekommen." Doch bis es so weit war, diskutierten die Bitburger leidenschaftlich das Für und Wider einer Eishalle.
Gerd Wanken, heute Leiter des Hauses der Jugend, erinnert sich an diese Anfänge: "Es war die Zeit, als wir auch für das Haus der Jugend gekämpft haben. Für junge Leute gab es nicht viel. Jugendarbeit steckte noch in den Kinderschuhen." Im November 1980 zogen dann mehr als 800 Menschen für die Eishalle in einem Schweigemarsch durch die Stadt. Es war Bitburgs erste Demo der Nachkriegszeit.
Damals verhandelte der Stadtrat hartnäckig mit dem Land. Bitburg wollte mehr Zuschüsse für den Bau der Halle, die am Ende rund vier Millionen Mark gekostet hat. Mit 1,6 Millionen Mark trug die Stadt den Löwenanteil, das Land eine Million, der Kreis rund 450 000 und der Eissportverein finanzierte knapp eine Million Mark über ein Darlehen. 100 000 Mark spendeten Bitburger Bürger und Firmen. Im September 1981 war Baustart. Günter Jankoviak war auch Ansprechpartner für die Architekten: "Selbst unsere Techniker waren zunächst skeptisch, ob das mit den Leitungen für die Kälte funktioniert." Es hat funktioniert.
Feuchtigkeit im Dachgebälk


Noch heute liefert die Brauerei die Energie. Das bringt etwa eine Kostenersparnis von mehr als 100 000 Euro im Jahr, schätzt Martha Degens, Geschäftsführerin des Vereins Funpark, der die Halle heute betreibt. Dennoch muss die Stadt Jahr für Jahr Verluste von rund 120 000 Euro ausgleichen. Hinzu kommt: Die Halle müsste saniert werden.
So ist über die Jahre Feuchtigkeit in die Dachkonstruktion eingedrungen. Deshalb können Statiker nicht mehr garantieren, dass das Dach hält, wenn Schneemassen darauf drücken. So musste die Halle 2010 zweimal für je eine gute Woche schließen.
Obgleich der Stadtrat im August eine rund eine Million Euro teure Sanierung beschlossen hat, ist offen, wie es weiter geht. Denn das Land ist offenbar nicht bereit, 50 Prozent der Kosten zu übernehmen - obgleich das der damalige Innenminister Karl Peter Bruch 2010 zugesagt hat (siehe Extra). "Es ist wichtig, den Jugendlichen diese Einrichtung zu erhalten", sagt Horst Hamdorf, Eishockeytrainer und Eismeister der ersten Stunde. Er saß auf dem Eishobel, als die Eishalle am 16. Oktober 1982 erstmals ihre Türen öffnete - und war mehr als 20 Jahre in der Eishalle, in der er auch die Eishockeymannschaft trainierte, aktiv. Heute fahren seine Enkel dort Schlittschuh.
Das 30-jährige Bestehen feiert die Bitburger Eishalle am Samstag, 29. September, mit einer großen Party, ab 14 Uhr.
Meinung

Versprechen gebrochen
Wenn ein Minister verspricht, dass das Land die Sanierung der Bitburger Eishalle mit einer 50-prozentigen Förderung unterstützt, dann muss dieses Wort gelten. Es kann nicht sein, dass die einstige Zusage von Karl Peter Bruch null und nichtig ist, nur weil in der Zwischenzeit ein neuer Landtag gewählt wurde. Dass die Ratsfraktionen in Bitburg über das Zurückrudern der Mainzer verärgert sind, ist mehr als verständlich. Nun gilt es, zumindest eine 40-prozentige Förderung zu erkämpfen. Das wäre zwar weniger als einst versprochen, aber genug, um mithilfe des Kreises und Sponsoren die Halle wieder für die nächsten 30 Jahre fit zu machen. Das hat die Freizeiteinrichtung, für die Menschen 1980 auf die Straße gingen, verdient. Sonst braucht Bitburg wohl eine zweite Demo. d.schommer@volksfreund.deExtra

Der Beschluss: Im August 2012 hat der Stadtrat einstimmig beschlossen, das Dach der Eishalle für eine Million Euro zu sanieren, wenn das Land 50 Prozent der Kosten trägt. Das hatte Ex-Innenminister Karl Peter Bruch versprochen. Die Wende: Nun teilt das Ministerium mit, dass man "bemüht ist, den Regelsatz von 40 Prozent einzuhalten". Doch auch 40 Prozent sind nicht sicher. Zunächst wird geprüft, welche Kosten förderfähig sind. Zudem verlangt das Land einen Nachweis, dass dies keine unzulässige Beihilfe nach EU-Recht ist. Der Weg: Laut Bürgermeister Joachim Kandels lässt sich die Stadt von Wirtschaftsfachleuten beraten. Noch im Oktober soll der Förderantrag stehen. Die Möglichkeiten: Die Stadt baut bei der Finanzierung auf Unterstützung des Kreises. Landrat Joachim Streit bestätigt, dass die Stadt dies beantragt hat. Im Kreis werde die Bedeutung der Eishalle erkannt. Stadtrat und Bürgermeister können sich auch vorstellen, einen Teil des Geldes über Spenden zu finanzieren. Das Land: Entscheiden kann das Land über die Höhe des Zuschusses erst, wenn ein "prüf- und entscheidungsfähiger Antrag" vorliegt. Frühestens berücksichtigt werden könne das Projekt im Haushalt 2014/15. Die Reaktionen: Die Fraktionen im Stadtrat sind enttäuscht. "Wir haben eine Zusage für eine 50-Prozent-Förderung. Es kann nicht sein, dass das Land so einknickt", sagt Peter Wagner (CDU). "Wir haben uns auf das Ministerwort verlassen. Das muss auch für den Nachfolger gelten", sagt Rudolf Rinnen (Liste Streit). "Das Land hat uns 50 Prozent in Aussicht gestellt, hier geht es ums Prinzip", sagt Manfred Böttel (FBL). "Wir sollten bei unserem Beschluss bleiben", sagt Peter Berger (Grüne). "Wir werden die Eishalle nicht fallen lassen. Da müssen wir eine Lösung finden", sagt Stephan Garçon (SPD). "Uns allen liegt die Halle am Herzen. Es wäre wünschenswert, wenn auch der Kreis einspringt. Zudem müssen wir Sponsoren um Hilfe bitten", sagt Marie-Luise Niewodniczanska (FPD). scho

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