Gespenster, Lacher und eine Schlange

Wittlich · Daniel Kehlmann hat mit einer Lesung aus seinem Roman "F" in der Wittlicher Stadthalle Eventum 1100 Besucher in seinen Bann gezogen. Der internationale Erfolgsautor beeindruckte beim Eifel-Literatur-Festival durch seinen lebendigen Vortrag und seine offenen und humorvollen Ausführungen über das Schreiben.

 Daniel Kehlmann begeistert das Wittlicher Publikum mit seiner Lesung. TV-Foto: Anne Heucher

Daniel Kehlmann begeistert das Wittlicher Publikum mit seiner Lesung. TV-Foto: Anne Heucher

Wittlich. Daniel Kehlmann ist der Welterfolg seines Romans "Die Vermessung der Welt" offenbar nicht zu Kopf gestiegen. Der meist-übersetzte deutsche Gegenwartsautor, dessen Bestseller aus dem Jahr 2006 sechs Millionen Mal verkauft wurde, gibt sich beim Eifel-Literatur-Festival in Wittlich am Freitagabend freundlich und offen, er gibt Anekdoten zur Entstehung seines neuesten Buches "F" zum Besten, beteiligt sich an dessen Interpretation, als sei er einer unter vielen Lesern und plaudert zugewandt mit den zahlreichen Gästen, die zum Signieren Schlange stehen.
Hochstaplerische Brüder


Ob der Welterfolg für einen solch jungen Autor Fluch sei oder Segen, wollte Festival-Leiter Josef Zierden wissen. "Ich habe das Geschenk einer großen Freiheit bekommen", erzählt Kehlmann, der gar nicht erst versuchen möchte, seinen historischen Erfolgsroman zu wiederholen.
Der Erfolg ermögliche ihm, mit Neuem zu experimentieren. Bei "F" habe er sich selbst überraschen lassen von der Geschichte und anfangs nicht gewusst, wo die drei Brüder, deren Geschichte der Roman erzählt, einmal landen werden.
"F" steht für Familie, für Fälschung, Finanzkrise, Fatum (Schicksal), Fiktion. Jeder der drei Brüder ist ein Hochstapler: ein Priester, der nicht an Gott glaubt, ein Vermögensverwalter, der Bilanzen fälscht, und ein Maler, der Bilder unter falschem Namen herausbringt.
Ob ihr Schicksal, das sich während der Finanzkrise im Jahr 2008 dramatisch zuspitzt, Zufall ist oder zwangsläufig - das lotet dieser Roman aus.
Dabei spielen magische Kräfte eine große Rolle: Hypnose, Fresssucht, Paranoia. "Man sollte nicht an Gespenster glauben", versichert Daniel Kehlmann über die dämonischen Seiten seines Buches, "aber vielleicht gibt es ja doch welche".
Den Dämonen zum Trotz lacht das Publikum in Wittlich viel - das liegt an den pointiert vorgetragenen witzigen Dialogen, die Kehlmann für die Lesung ausgewählt hat, und auch an mancher Anekdote, die er über die Entstehung von "F" zum Besten gibt. Zum Beispiel die von seiner Begegnung mit einem gebildeten, sprachgewandten Herrn in einem mexikanischen Reisebus, dem er mit Geld aushalf, nachdem dieser erzählt hatte, er sei ausgeraubt worden.
Später entpuppte er sich als Hochstapler - der einen Grundstein für "F" legte. aheu
Das Eifel-Literatur-Festival wird nach der Sommerpause am 9. September fortgesetzt mit einer Lesung von Florian Illies im Forum Daun. Karten gibt es wie immer im TV-Service-Center in Trier, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie auf volksfreund.de/tickets
Informationen über das Festival unter
www.eifel-literatur-festival.de

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