Gesundheit aus dem Backofen

TRIER/DUDELDORF. Zuerst sorgte das kleine "Bäckerlädchen" für Aufmerksamkeit mit dem besonders vitaminreichen "Eifel-Protz", nun wird die Ausrichtung auf Fitness und gesunde Ernährung mit einem weiteren Standort in der Trierer Neustraße noch konsequenter. Das Ziel: einerseits traditioneller Handwerksbetrieb bleiben, andererseits neue Entwicklungen vorantreiben.

Die Konkurrenz setzt vor allem auf niedrige Preise: "Große Ketten bekommen ihre Ware teils aus Osteuropa. Das hat mit unserem soliden Handwerk nichts mehr zu tun", beschreibt Hans-Josef Jakoby die generelle Marktlage, die sich zum Beispiel auch in Trier bemerkbar macht. Als herkömmliche Dorfbäckerei mit dem Ursprung in Dudeldorf waren so die Zukunftschancen begrenzt. "Da wir nicht über den Preis konkurrieren können und wollen, galt für uns: Besser und anders sein. Also haben wir uns voll am Thema Gesundheit orientiert", lautet die Einsicht in die Notwendigkeit, mit unverwechselbaren Angeboten die Kunden zu binden. Ein ganzheitlicher Ansatz

Jakoby startete bereits 1998 mit dem Öko-Audit für besonders ressourcenschonende Arbeitsverfahren die konsequente Ausrichtung des seit 130 Jahren bestehenden Betriebs auf moderne und qualitätsbewusste Käuferschichten. Sparsamer Energieverbrauch, Reduzierung der Müllmengen oder besonders sicherer Umgang mit Reinigungsmitteln tragen nicht nur zu einer Kostenreduktion bei, sondern sind ein überzeugendes Argument für viele ökologisch interessierte Käufer. Dabei hat der Familienbetrieb die herkömmlichen süßen Backwaren-Leckereien natürlich nicht völlig vernachlässigt. Auch sie verbreiten weiter ihren Duft im kleinen Dudeldorfer Laden. Doch für Jakoby ist Backen nicht nur Beruf, sondern auch Berufung. So wurde er nicht müde, in einer langen Experimentierphase neue Öko-Erzeugnisse mit den entsprechenden Backverfahren zu kreieren - etwa den mit Keimlingen gebackenen "Eifel-Protz", der dank eines spektakulär hohen Vitamingehaltes auch für große Medienresonanz sorgte. Bis zu 600 Prozent mehr Vitamine als bei herkömmlichen Sorten stecken in dem würzigen Vollwertbrot. Mit im forschenden Boot war die Fachhochschule Trier unter anderem mit Sensoriktests, "schließlich ist der Geschmack bei aller Gesundheitsorientierung das entscheidende Kriterium". Die Zusammenarbeit brachte Jakoby den Adalbert-Seifriz-Preis für Technologietransfer im Handwerk ein. Weiterer Lohn der Mühen war die Auszeichnung mit dem Innovationspreis des Landes Rheinland-Pfalz. Seit Mai ist in der Trierer Neustraße mit dem "Bistro Vital" eine weitere Innovation und Ausweitung des Geschäfts entstanden. "Der Standort Dudeldorf allein reicht nicht aus, um unser Konzept zu etablieren", begründet Jakoby die Entscheidung, sich bewusst ins Oberzentrum der Region zu wagen. Das Bistro verkauft nicht nur die normalen ökologischen Backwaren, die in Dudeldorf erzeugt werden, sondern frisch gepresste Obst- und Gemüsesäfte, Salate, Snacks oder Suppen aus überwiegend heimischer und naturnaher Produktion. "Wir haben einen ganzheitlichen Ansatz. Dazu gehört auch, dass wir Kooperationen mit Fitness-Studios, Schulen, Sportgeschäften und Krankenkassen aufbauen", so Jakoby. Alle Speisen im Bistro sind in einem Punktesystem nach Nährwerten gekennzeichnet, so dass sich die Kunden leicht ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend orientieren können. "Wichtig ist das zum Beispiel für Allergiker oder anderweitig gesundheitlich Beeinträchtigte." So sind die Zutaten wie etwa Bio-Dinkel absolut rein gehalten ohne Beimischungen anderer Getreidearten. Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen gibt es das "Herzilein" mit Traubenkernmehl und Olivenöl zur Regulierung des Cholesterinhaushalts. Zwei Ernährungsberaterinnen geben vor Ort Tipps für gesundes Essen, so dass der Genuss ohne Reue erfolgen kann. S Ist auch Ihr Betrieb älter als 100 Jahre oder wird in mindestens dritter Generation geführt? Dann melden Sie sich per Mail bei uns. Adresse: eifel@volksfreund.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort