Getrübte Aussichten für Stiftung

Seit mehr als 700 Jahren verfolgt die Stiftung Bürgerhospital Bitburg das Ziel, armen und alten Menschen zu helfen. Sie ist damit die zweitälteste Stiftung in Rheinland-Pfalz. Doch da es seit Jahrzehnten keine Schenkungen mehr gegeben hat, wird langsam das Geld knapp.

 Der Blick in die Zukunft der Stiftung Bürgerhospital stimmt nicht zuversichtlich. TV-Foto: Uwe Hentschel

Der Blick in die Zukunft der Stiftung Bürgerhospital stimmt nicht zuversichtlich. TV-Foto: Uwe Hentschel

Bitburg. "Die Frage ist, ob man als Stiftung einfach offensiver rangehen müsste, indem man Werbung für sich selbst macht", sagt Armin Seiwert von der Stadtverwaltung Bitburg. Er ist unter anderem zuständig für die von der Stadt verwaltete Stiftung Bürgerhospital Bitburg, und dass Seiwert die Frage nach mehr Offensive in den Raum wirft, liegt daran, dass über die zweitälteste Stiftung des Landes und wahrscheinlich bedeutendste in Bitburg weitläufig oft nur bekannt ist, dass es sie überhaupt gibt.

Welches Ziel die gemeinnützige Einrichtung verfolgt, wissen viele Bürger gar nicht. So soll der wohlhabende Bitburger Adelige Heinrich von der Pforte um 1295 - dem Jahr, in dem die Stiftung erstmals urkundlich erwähnt wurde - ein Spital errichtet haben, um damit alten, armen und kranken Menschen zu helfen.

Wohnungen für ältere und bedürftige Menschen



Doch weil die damit verbundene Stiftung längst nicht mehr über ein eigenes Krankenhaus oder eine Pflegeeinrichtung verfügt, verfolgt sie ihr Ziel heute damit, dass sie älteren und bedürftigen Menschen Wohnungen günstig zur Verfügung stellt. Dazu gehören auch die drei Hochhäuser in der Eifelstraße, die vor rund 40 Jahren errichtet wurden. Deren 72 Wohnungen werden seit zehn Jahren nach und nach saniert. Zwischen 20 000 und 28 000 Euro koste das pro Wohnung, sagt Seiwert. Hinzu kämen 240 000 Euro für die Erneuerung der Aufzüge und weitere Kosten für die Sanierung der Flachdächer.

Kurzum: Das Kapital der Stiftung schrumpft. Waren es 2005 noch rund vier Millionen Euro, sind es nach Auskunft der Stadt zum Jahresabschluss 2008 nur noch rund 2,3 Millionen Euro an Vermögenswert sowie weitere 600 000 Euro an liquiden Mitteln gewesen. Und weil die Sanierung in der Eifelstraße noch nicht abgeschlossen ist und die Stiftung über weitere Häuser verfügt, bei denen ebenfalls Modernisierungsarbeiten notwendig und aus energetischen Gründen auch sinnvoll wären, geht der Stiftung langsam das Geld aus.

"Wir stehen zwar nicht kurz vorm Abgrund", sagt Seiwert, dennoch müsse geklärt werden, wie es mit der Stiftung weitergehen soll. Eine Überlegung wäre sicherlich, das gesamte Eigentum zu verkaufen, um dann den Erlös im Sinne der Stiftung zu verwenden, fügt er hinzu. Möglich wäre aber auch, die drei bereits teilweise sanierten Hochhäuser zu behalten und nur die Gebäude zu verkaufen, bei denen in den nächsten Jahren mit größeren Investitionen zu rechnen sei. Derzeit sei allerdings noch alles völlig offen, betont Seiwert - und darüber beraten und entscheiden müsse ohnehin der Stiftungsausschuss, der im Herbst das nächste Mal tage.

Mit Blick auf die Spendenbereitschaft der vorigen Jahrzehnte ist bis dahin allerdings nicht mit einer Schenkung zu rechnen, die alle Probleme lösen würde. Denn Schenkungen hat es seit mehr als 60 Jahren nicht mehr gegeben. Das liegt vor allem daran, dass die Stiftung heute nicht mehr als private Altersvorsorge dient. So übertrugen damals viele Menschen bereits zu Lebzeiten ihre Ländereien und Besitztümer an die Stiftung, um dafür als Gegenleistung im Alter gepflegt und versorgt zu werden. Extra Vom Spital zum Spittel: Ob Heinrich von der Pforte, nachdem auch die Heinrichstraße benannt ist, der eigentliche Gründer der Stiftung Bürgerhospital war, kann auch eine in den 90er Jahren erstellte Chronik nicht zweifelsfrei belegen. Doch soll er dort, wo heute die Post ist, ein Spital eröffnet haben, das über Jahrhunderte hinweg dem Stiftungszweck gerecht wurde. 1866 wurden die alten Hospitalgebäude abgerissen. Auf dem Spitalplatz, der erst seit 1997 wieder Am Spittel heißt, entstand eine Lager- und Marktfläche. 1899 siedelte sich dort das Kaiserliche Postamt an. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bemühte man sich in Bitburg um ein Krankenhaus. Lange vergeblich, bis es 1896 auf dem Gelände der Stiftung von den Franziskanerinnen von Waldbreitbach gebaut wurde. (uhe)Hintergrund Eigentum der Stiftung: Zum Besitz gehören derzeit 13 Gebäude mit 109 Wohnungen in der Burbetstraße, Rittersdorfer Straße, im Messenweg sowie in der Eifel- und Franz-Mecker-Straße und einige Acker- und Wiesenflächen. Ein Großteil dessen, was in Bitburg-Ost gebaut wurde, steht auf (ehemaligen) Grundstücken der Stiftung Bürgerhospital. Auch die Erschließung des Industriegebiets Auf Merlick war nur mit Unterstützung der Hospitalverwaltung möglich, ebenso wie die des Baugebiets Schleifmühle. Die Mietpreise der zwischen 37 und 50 Quadratmeter großen Wohnungen in den drei Hochhäusern der Eifelstraße liegen - je nachdem, ob sie bereits renoviert wurden - zwischen 3,40 und 3,90 Euro pro Quadratmeter. (uhe)

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