Gewagt, gewonnen, ausgezeichnet!

Bitburg · Seine Werkstatt steht in Bitburg, seine Kunden kommen aus der Schweiz, Tel Aviv oder Miami: Willi Notte vertreibt seine Möbellinie Belfakto in der ganzen Welt. Nun wurde er mit dem German Design Award ausgezeichnet. Für den Schreiner die Bestätigung, dass es lohnt, zu den Wurzeln des Handwerks zurückzukehren.

Gewagt, gewonnen, ausgezeichnet!
Foto: (e_bit )

Bitburg. Tische haben es ihm angetan. "Die sind einfach ein Treffpunkt. Da wird gegessen, da kommen Familie und Freunde zusammen und man spricht, streitet oder lacht miteinander", sagt Willi Notte. Als er den Plan aufstellte, noch mal zurück zu dem zu kehren, was für ihn das Handwerk ausmacht, stand deshalb für ihn fest: Mit Tischen will er ein Experiment wagen, sich gegen eine Entwicklung zu stemmen, die für ihn das Handwerk kennzeichnet. "Statt auf hochwertige Arbeit wird die Masse an Möbeln längst billig in Discountern eingekauft. Die Gruppe der Menschen, die sich handgefertigte Möbel leisten, wird immer kleiner", sagt Notte. Und das nicht etwa deshalb, weil insgesamt weniger ausgegeben werde, sondern im Gegenteil.Mehr Konsum, weniger Wert


"Der Konsum steigt, aber die Wertigkeit hat sich verändert", sagt Notte und ergänzt: "Früher war den Leuten ein neues Wohnzimmer so wichtig, dass sie dafür auch auf ein, zwei Jahre auf einen Urlaub verzichtet haben. Da waren Möbel noch was Bleibendes." Heute scheint vieles eine Art Deko-Artikel, der nach Mode und Laune schnell mal ausgetauscht wird - und schon allein deshalb nicht lohnt, besonders hochwertig und damit verbunden auch teurer zu sein. "Ich hatte mir vorgenommen, einfach noch mal zu den Wurzeln zurückzukehren und zu zeigen, was wir im Handwerk machen können", sagt Notte, der ein massives, hochwertiges Möbelstück fertigen wollte - für einen Markt, den er sich erst noch erobern musste.
Vor fünf Jahren begann Notte also, Ideen für Tische zu sammeln, auszuprobieren und weiterzuentwickeln: "Ich habe bestimmt mehr als 100 verschiedene Tischkonstruktionen gezeichnet, mit Freunden und Bekannten die besten Modelle ausgewählt, Prototypen gebaut, Ideen verfeinert oder auch wieder verworfen." Seine Linie Belfakto ist Ergebnis dieses Prozesses: massive Holztische, die sich durch ihre ungewöhnliche Konstruktion der Tischbeine auszeichnen. Die sind schräg und ineinander verwinkelt, gleichen bei manchen Modellen dem tragenden Gerüst von Zelt- oder Brückenkonstruktionen. Und auf den mal filigranen, mal robusten querstehend miteinander verbundenen Beinen ruhen die massiven Tischplatten.Familienbetrieb mit Tradition


Mit den ersten Varianten dieses Tisch-Typs sorgte Notte bei seiner Premiere auf der Kölner Möbelmesse gleich für Aufsehen und gewann den "Interior Innovation Award", den der Rat für Formgebung jedes Jahr auf der Möbelmesse in Köln vergibt. Mit dem Ausbau der Linie Belfakto folgten weitere Nominierungen und Auszeichnungen bis hin zu dem jüngsten Preis, dem German Design Award und dem German Brand Award (siehe Extra). Für Notte, der die Schreinerei in dritter Generation führt, eine schöne Bestätigung, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.
Kunden hat der Bitburger für seine Tische inzwischen auf der ganzen Welt. "Die Kontakte kamen eigentlich alle auf der Kölner Möbelmesse zustande", sagt der Handwerker, der beispielsweise acht bis zehn Modelle pro Jahr einem Möbelhändler in Tel Aviv in Israel liefert. In Miami wie auch im benachbarten Ausland hat er Abnehmer für die Stücke, die er je nach Größe und Modell für 2000 bis 10 000 Euro und mehr an den Handel verkauft.
Manche der Tische sind mehr als vier Meter lang. Exemplare für große Familien oder Konferenzräume. Für Notte hat sich der Tisch als eine gute Wahl erwiesen, und in verschiedenen Orten in der Welt wird nun an massiven Tischen aus Bitburg geredet, konferiert, gestritten, gelacht oder gegessen.Extra

 Der Bitburger Schreiner Willi Notte zeigt in seiner Werkstatt eine Auswahl verschiedener Tischbein-Konstruktionen, die später mit den passenden Tischplatten dann zu den Modellen werden, die er in seiner Linie Belfakto vermarktet. Zwei Beispiele dafür zeigen die kleinen Fotos rechts. Fotos (2): privat; TV-Foto: Dagmar Schommer

Der Bitburger Schreiner Willi Notte zeigt in seiner Werkstatt eine Auswahl verschiedener Tischbein-Konstruktionen, die später mit den passenden Tischplatten dann zu den Modellen werden, die er in seiner Linie Belfakto vermarktet. Zwei Beispiele dafür zeigen die kleinen Fotos rechts. Fotos (2): privat; TV-Foto: Dagmar Schommer

Foto: (e_bit )
Gewagt, gewonnen, ausgezeichnet!
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Gewagt, gewonnen, ausgezeichnet!
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Der German Design Award zeichnet "innovative Produkte und Projekte, ihre Hersteller und Gestalter aus, die in der deutschen und internationalen Designlandschaft wegweisend sind", heißt es auf der Homepage des German Design Awards, der den Anspruch hat, "einzigartige Gestaltungstrends zu entdecken und zu präsentieren". Beim German Brand Award sollen "wegweisende Marken, nachhaltige Markenkonzepte und Markenmacher" prämiert werden. Vergeben werden beide Preise vom Rat für Formgebung, der sich als die deutsche Marken- und Designinstanz versteht und 1953 auf Initiative des Bundestages als Stiftung gegründet wurde, um die Designkompetenz der deutschen Wirtschaft zu stärken. Zu den Preisträgern 2016 beim Brand Award zählen Unternehmen wie die Telekom, Edding oder auch die Kosmetiklinie Annemarie Börlind. Beide Auszeichnungen werden in den Abstufungen Gold-, Winner- oder Special Mention-Label vergeben. Willi Notte war 2016 beim Design Award mit drei seiner Tische nominiert und wurde mit einer "Special Mention" beim Design und beim Brand Award geehrt. scho

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