Experte hat Tabuthema in der Abteistadt beleuchtet Gewalt und ihre vielen Formen: Auftaktabend in Prüm

Prüm · Übergriffe in der Pflege: Der erste Abend in der Karolingerhalle Prüm mit Fachmann Uwe Brucker fand viele Zuhörer.

Gewalt und ihre vielen Formen: Auftaktabend in Prüm
Foto: Fritz-Peter Linden

Gut besucht: Rund 70 Teilnehmer zählten die Organisatoren der Vortragsreihe zum Thema Gewalt in der Pflege beim Auftaktabend in der Prümer Karolingerhalle. Die Hälfte davon, sagt Dominik Kirschbaum, Mitorganisator vom Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer Prüm (SKFM), seien Fachkräfte gewesen. Die anderen: Bürger, von denen einige daheim einen Angehörigen betreuen.

Der Experte Uwe Brucker aus Essen stieg mit zwei Fragen in seinen Vortrag ein: Wie viele der Besucher das Thema für wichtig hielten – da meldeten sich fast alle.

Bei der Frage aber, ob Gewalt in der Pflege bereits einmal Thema am Arbeitsplatz gewesen sei, blieben die weitaus meisten Arme unten. Das zeige: „Es ist ein Tabuthema“, sagt Kirschbaum.

Der ausführliche und sehr wissenschaftliche Vortrag erläuterte alle Formen, in denen Gewalt auftreten kann. Das muss nicht immer körperlich geschehen: Die Würde eines Menschen könne man auch auf andere Weise verletzen und beschädigen. Die Gewalt geht dabei nicht nur von Pflegenden aus – es kann umgekehrt auch so sein, dass sich ein alter, kranker Mensch gewalttätig zeigt. Und oft, auch das wurde deutlich, ist das, was jemand als Gewalt oder zumindest Übergriff empfindet, nicht unbedingt böse gemeint.

Alles in allem sei der Abend sehr informativ gewesen. „Aber auch berührend“, sagt Kirschbaum. Es gehe dabei allerdings auch „nicht darum, mit dem großen Finger der Schuldzuweisung“ auf jemanden zu zeigen. Sondern die Problematik darzulegen, zu versachlichen und dafür zu sensibilisieren.

Und auf diese Weise soll es auch an den folgenden Montagen weitergehen. Der SKFM, der Caritasverband Westeifel, der Eifelkreis und die Landeszentrale für Gesundheitsförderung Rheinland-Pfalz laden gemeinsam dazu ein. Die Abende sind offen für alle Bürger, für pflegende Familienmitglieder und für Fachkräfte aus der Region, die sich die Teilnahme daran auch als Fortbildung anerkennen lassen können.

Der nächste Vortrag ist am kommenden Montag, 14. Oktober, 19 Uhr, ebenfalls in der Karolingerhalle. Dann geht es um Gewalt bei der Pflege von Demenzkranken. Am Montag, 21. Oktober, 19 Uhr, heißt das Thema „Freiheitsentziehende Maßnahmen als Form der strukturellen Gewalt“.

Auskunft erhält man bei Dominik Kirschbaum vom SKFM, Telefon 06551/2084, und bei der Caritas-Sozialstation Prüm-Arzfeld, 06551/147430.

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