Geweihtes Wasser fürs Vieh

Der 1. Februar war noch Mitte des 20. Jahrhunderts in Kronenburgerhütte und für viele Bauern aus den Nachbarorten ein feierlicher Tag, weil an diesem Tag das Brigittenwasser gesegnet wurde. Auch die Schulkinder hatten meistens frei, aber erst, nachdem sie den morgendlichen Gottesdienst in der Brigittenkapelle besucht hatten.

 Die Brigidakapelle in Kronenburgerhütte: Was heute ein beliebtes Malermotiv ist, war noch Mitte des 20. Jahrhunderts am 1. Februar ein Treffpunkt für die Bauern aus der gesamten Umgebung. TV-Foto: Erich Gerten

Die Brigidakapelle in Kronenburgerhütte: Was heute ein beliebtes Malermotiv ist, war noch Mitte des 20. Jahrhunderts am 1. Februar ein Treffpunkt für die Bauern aus der gesamten Umgebung. TV-Foto: Erich Gerten

Kronenburg. In Kronenburgerhütte steht direkt an der Kyllbrücke eine Kapelle, in der die heilige Brigida (453-521), Patronin der Kühe und des Viehs, verehrt wird. Das Kirchlein, umgangssprachlich Brigittenkapelle genannt, besitzt für die Menschen der Umgebung eine besondere Anziehungskraft. Noch heute versammeln sich die "Hüttener" jedes Jahr am 1. Februar, dem Namenstag der hl. Brigida, abends in der Kapelle zum Gebet.

Mitte des 20. Jahrhunderts, als fast jede Familie Landwirtschaft betrieb, platzte das Kirchlein an diesem Tag aus allen Nähten, so viele Pilger kamen. "Sie alle wollten das nur am 1. Februar gesegnete Brigittenwasser holen, um es ihren Kühen, Schweinen und Pferden bei Krankheit ins Futter zu mischen", berichtet Hubert Schmitz aus Kronenburgerhütte.

Dem Wasser wurde Heilkraft bei Viehkrankheiten zugeschrieben. Schmitz hat als Schulkind in den 1950er Jahren erlebt, dass die Landwirte aus der gesamten Umgebung am 1. Februar zum Gottesdienst kamen. Da waren Menschen aus dem nordrhein-westfälischen Kronenburg und seinen Nachbarorten ebenso dabei wie Bauern aus den heutigen Kreisen Bitburg-Prüm und Daun.

"Von Feusdorf, Esch, Stadtkyll, Jünkerath, Hallschlag, Kerschenbach und weiteren Orten kamen die Landwirte morgens um 9 Uhr zur Pilgermesse."

Am Abend zuvor wurden sämtliche Kirchenbänke ausgeräumt. "Dennoch standen die Menschen so dicht beieinander, dass keiner hätte umfallen können. Mindestens dreimal so viel standen um die Kapelle herum."

In mehreren Zinkbütten stand Wasser bereit, das nach der Segnung durch den Pastor als Brigittenwasser von den Pilgern in Flaschen abgefüllt wurde. Manche Menschen haben Brot mitgebracht, das ebenfalls gesegnet wurde.

"Das haben die Kühe bekommen, kurz nachdem sie gekalbt hatten, damit sie sich von den Strapazen der Geburt schnell erholten und wieder auf die Beine kamen." Sämtliche Kronenburger Schulkinder kamen zum Gottesdienst. Wenn dann der Lehrer mit seinen Kindern nach beendigter Feier zur Schule zurückkehren wollte, hat ihm der Küster nachgerufen, er solle die Kinder nach Hause schicken und mit ihm einen trinken gehen. "Dann hatten wir als Schulkinder einen freien Tag", freut sich Hubert Schmitz noch heute.

"Die Bütten mit dem Brigittenwasser standen etwa eine Woche im Kirchlein bereit. Jeder konnte sich bedienen", erzählt Schmitz. Die Menschen haben das Wasser in unterschiedliche Gefäße abgefüllt - sogar in leere Schnapsflaschen. Da kam es schon mal vor, dass statt des üblichen Obstlers ein Schluck Brigittenwasser im Schnapsgläschen landete.

Schmunzelnd berichtet Schmitz: "Eine Frau hat das Versehen erst bemerkt, als ihr Besuch schon gegangen war. Da lief sie dem Gast hinterher und meinte: "Entschuldigung, ich hatte Brigittenwasser in der Schnapsflasche, aber es hat dir bestimmt nicht geschadet."

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