Gewerbeverein Bleialf droht Klage

Bleialf · Dem Gewerbeverein Bleialf steht Ärger ins Haus. Denn offenbar hat man über Jahre Zeichnungen eines Künstlers aus Buchet ohne dessen Einwilligung verwendet. Eine gütliche Einigung hat der Vorstand versäumt, nun droht eine Klage über 23 000 Euro, die den Verein ruinieren würde.

Bleialf. "Zur Sache werden wir uns auf Anraten unseres Anwalts nicht äußern." Mehr erfahren die rund 20 Mitglieder des Gewerbevereins Bleialf an diesem Abend nicht von ihrem Vorstand, in Person von Kassierer Dirk Schnelting. Der Vorsitzende Jochen Zahnen sitzt daneben und sagt nicht einmal das. Dabei ist das Interesse der Mitglieder an der Aufklärung groß. Denn es geht um die Zukunft des 1989 gegründeten Gewerbevereins.
Hintergrund ist ein Urheberrechtsstreit mit dem Künstler Roland Hagen aus Buchet. Dieser hatte vor einigen Jahren einige Federzeichnungen mit Ortsansichten angefertigt, die vom Gewerbeverein ohne die Einwilligung des Künstlers mehrfach verwendet worden seien. So steht es zumindest in dem Schreiben von Roland Hagens Anwalt, das Schnelting den Gewerbevereinsmitgliedern vorliest. Aus diesem Urheberrechtsverstoß ergebe sich ein Schadensersatzanspruch, der sich auf 23 522,50 Euro summiere. So viel Geld habe der Verein gar nicht, sagt Schnelting. Aktueller Kassenstand seien rund 200 Euro. Noch sei die Klage allerdings nicht anhängig, weil der Künstler auf eine Prozesskostenhilfe angewiesen sei, um die Klage führen zu können, sagt Schnelting. Darüber sei aber noch nicht entschieden. "Wir wollten euch über diesen Sachverhalt informieren." Deshalb habe man zu der außerordentlichen Mitgliederversammlung eingeladen.
Bei den Geschäftsleuten, die an diesem Abend zum ersten Mal von dem Vorgang erfahren, ist die Verwunderung groß. Viele wollen wissen, ob es wirklich einen Urheberrechtsverstoß gibt und wie es zur der Situation gekommen ist. Doch der Vorstand verweist immer wieder auf das laufende Verfahren und schweigt. So bleibt ein offener Brief des Künstlers an alle Vereinsmitglieder die einzige Informationsquelle. Darin berichtet er, dass er den Vorstand Anfang Januar 2010 über den Urheberrechtsverstoß informiert und vorgeschlagen habe, die Angelegenheit gütlich zu regeln - über eine Spende in Höhe von 800 Euro an seinen Kunstverein. Doch der Vorstand habe weder darauf, noch auf weitere Telefonanrufe oder Einschreiben reagiert. "Damit stand fest, dass der Gewerbeverein an einer gütlichen und billigen Regelung nicht interessiert ist. Ich bin mit meinen Bemühungen gegen eine Betonmauer gelaufen", schreibt Hagen. Deshalb habe er seinen Rechtsanwalt eingeschaltet.
Mit der Ortsgemeinde hingegen, die ebenfalls die Zeichnungen verwendet hatte, hat Hagen eine solche gütliche Lösung erreicht. Genau das, so sagen die Vereinsmitglieder Oliver Grunow und Friedhelm Schneider, die beide auch im Gemeinderat sitzen, hätte der Gewerbeverein anstreben müssen. "Warum hat man sich nicht mit dem Mann an einen Tisch gesetzt, warum hat man die Gegenseite ignoriert?", fragt Schneider. Stattdessen habe man 800 Euro für einen Anwalt ausgegeben - genauso viel, wie der Künstler als Spende für den Kunstverein haben wollte. "Ich bin nicht damit einverstanden, dass meine Mitgliedsbeiträge für einen Anwalt verwendet werden", sagt Grunow. Zudem fragt er, warum die Mitglieder nicht früher informiert worden seien. So seien sie jetzt, wegen des Verfahrens, nur auf die Informationen der Gegenseite angewiesen, sagt Schneider. "So kann ich mir aber kein Urteil bilden." Nun solle man versuchen, ob man sich nicht doch noch verständigen könne. Denn klar wird: Hat die Klage Erfolg, wäre das das Ende des Vereins, der über nicht genügend Vermögen verfügt, um die Forderung zu bedienen. Es sei aber nicht so, dass die Mitglieder für den Schaden aufkommen müssten, sagt Schnelting.
Viel Hoffnung auf eine Verständigung lässt der Tenor des offenen Briefs allerdings nicht zu: Man habe den Anwälten den Auftrag gegeben, ihn bei Gericht "als habgierigen Drecksack" darzustellen, der sich auf unredliche Weise bereichern wolle. "Sie haben mich wie den letzten Dreck behandelt, und Sie werden sicherlich verstehen, dass auch für den gutmütigsten Menschen irgendwann der Moment kommt, wo das Fass überläuft."Meinung

Redet miteinander!
Da kann man sich nur an den Kopf fassen: Fast ein Jahr lang versucht der Vorstand des Gewerbevereins, einen möglichen Urheberrechtsverstoß einfach auszusitzen - und das, ohne seine Mitglieder über den im Raum stehenden Vorwurf zu informieren und deren Meinung über das Vorgehen in dieser Sache einzuholen. Jetzt sind die Fronten nachhaltig verhärtet und es ist fraglich, ob noch eine billige Lösung gefunden werden kann. Denn wenn Anwälte im Spiel sind, wird es schnell teuer - und irgendjemand muss bezahlen. Es ist geradezu grotesk, genauso viel Geld für rechtlichen Beistand zu bezahlen, wie eine einvernehmliche Lösung kosten würde. Da muss sich der Vorstand seiner Sache wirklich extrem sicher sein. Denn hat die Klage auch nur ansatzweise Erfolg, wird er sich mehr als nur unangenehme Fragen gefallen lassen müssen. Und das nur, weil man schlicht und einfach nicht miteinander gesprochen hat. c.brunker@volksfreund.de

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