Gießerei-Ruine wird zum Freiluft-Konzertsaal

Bollendorf · 10 Millionen Euro sind seit 1992 in die Anlage des Schlosses Weilerbach investiert worden. Dabei entwickelte sich die malerische Kulisse mit Schloss, Weiher und urigen Ruinen zum Schauplatz verschiedener kultureller Veranstaltungen. Am 23. und 30. Juni gibt es drei Open-Air-Konzerte – ein Rockoratorium und Orchestermusik für jeweils 400 Gäste.

 Kreis-Kulturamtsleiter Herbert Fandel, Kreis-Kämmerer Martin Olinger, Regionalkantor Christoph Schömig und Gastronom Hajo Römer (von links) in der malerischen Kulisse von Schloss Weilerbach.

Kreis-Kulturamtsleiter Herbert Fandel, Kreis-Kämmerer Martin Olinger, Regionalkantor Christoph Schömig und Gastronom Hajo Römer (von links) in der malerischen Kulisse von Schloss Weilerbach.

Foto: TV-Foto: Mandy Radics

Die Lage nahe Bollendorf ist ideal. Viel Holz durch die großen Waldbestände. Durch die bergige Landschaft kann die Wasserkraft geschickt genutzt werden. Der perfekte Platz, um eine Eisenhütte zu errichten, dachte sich wohl der letzte Echternacher Benediktinerabt. 1777 entstand die Hütte mit Schmelze, Pochwerk, Gießerei und Sägewerk. Als Sommerresidenz setzte sich Abt Emmanuel Limpach das schmucke Barockschloss Weilerbach gleich daneben. So entstand eine erfolgreiche Industrieanlage mitten in der Eifel, die erst 1958 den Betrieb einstellte.

Heute ist die 74.000 Quadratmeter große Anlage eine kulturelle Institution. Mehr als 120 Veranstaltungen gab es dort bereits. Der malerische Gartenpavillon ist Schauplatz zahlreicher Hochzeiten. Auch ein Mittelaltermarkt soll im September auf dem ganzen Gelände stattfinden. Organisiert werden viele Veranstaltungen vom Verein Schloss-Weilerbach-Gesellschaft, der 130 Mitglieder hat und 1992 gegründet wurde. Ganz vorn mit dabei ist Martin Olinger, Kämmerer der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm: "Schloss Weilerbach ist mein Baby, es liegt mir am Herzen." Seit der Eifelkreis die Schloss- und Hüttenanlage 1992 von der gbt GmbH, ein ursprünglich in Trier im sozialen Wohnungsbau tätiges Unternehmen, erwarb, kümmert er sich darum.

Das Schloss wurde laut Olinger zwar "in den Jahren 1986 bis 1992 mustergültig nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten saniert", trotzdem blieb noch viel an der 1780 erbauten Anlage (siehe Extra) zu tun. Insgesamt wurden bisher rund zehn Millionen Euro investiert. Der Eifelkreis trug dabei einen Eigenanteil von rund 1,5 Millionen Euro. Der Rest wurde größtenteils aus Fördermitteln des Landes und des Bundes finanziert.
Im Juni veranstaltet die Schloss-Weilerbach-Gesellschaft gemeinsam mit dem Kulturamt des Eifelkreises erstmals größere Veranstaltungen unter freiem Himmel in den sanierten Ruinen der Alten Gießerei. Dort ist pro Event für 400 Gäste Platz. "Die Veranstaltungen finden bei jedem Wetter statt", erklärt Olinger.
Ein Sahnehäubchen gebe es noch oben drauf: An beiden Tagen steht das gesamte sonst nicht zugängliche Hüttengelände offen. "Die Besucher können sich ein Bild machen, in welchem Umfang in den vergangenen 15 Jahren dort saniert wurde."

Ab 14 Uhr können die Besucher kommen, dann werden je nach Bedarf halbstündlich oder zur vollen Stunde Führungen angeboten. Im Gebäudeteil mittlerer Hammer ist an beiden Veranstaltungstagen eine Taverne eingerichtet, die ab 10 Uhr geöffnet ist. Olinger: "In einem außergewöhnlichen Raum versorgt Caterer Hajo Römer die Gäste mit Getränken, Kaffee und Kuchen und frisch Gegrilltem."
Extra: Das ProgrammSonntag, 23. Juni, 17 Uhr: Rockoratorium "Ever Smiling Liberty": Jazzharmonien und rockig-funkige Rhythmen verbinden traditionelle Chormusik und Jazz-, Pop-, und Rockmusik. Leitung: Christoph Schömig.
Sonntag, 30. Juni, 10.30 Uhr: Echternacher Troaterbattien spielen das eigens für sie von Asca Rampini komponierte Stück "Euromedley". Es werden zwölf europäische Länder durch Musik, Bilder und Texte vorgestellt.
Sonntag, 30. Juni, 17 Uhr: Konzert des Prümer Orchester Projekts (POP). Im Orchester, das unter der Leitung von Markus Wolsiffer steht, spielen 60 vorwiegend im Eifelkreis Bitburg-Prüm lebende Musiker zusammen. MRA
Karten gibt es im TV-Service-Center Trier, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie auf www.volksfreund.de/tickets Extra: GeschichteSchloss Weilerbach wurde 1780 erbaut. Die Eisenhütte gab es bereits seit 1777. In den letzten Kriegsmonaten 1944/1945 wurde die Anlage stark beschädigt.
Erst die gbt-Wohnungsbaugesellschaft, die die Anlage kaufte, sanierte große Teile des Schlosses. Der etwa 10.000 Quadratmeter große Barockgarten wurde in seiner Grundstruktur wieder angelegt. Mit der Übernahme durch den Landkreis 1992 wurden zunächst die Gartenhäuser Pavillon und Brunnenhaus rekonstruiert. Das Verwalterhaus, das heute bewohnt ist, wurde saniert und heutigen Wohnbedürfnissen angepasst. Dies gilt ebenso für das am Weiher gelegene Barockschloss, in dem derzeit ein Heilpraktiker in der oberen Etage untergebracht ist. Das Erdgeschoss soll bald privat vermietet werden.
Schließlich wurde die bereits stark verfallene Remise wieder nutzbar gemacht, wo seit 1997 das Museumscafé untergebracht ist. Nachdem die Anlage das Prädikat "von nationaler kultureller Bedeutung" erhielt, wurden die Gebäude der ehemaligen Hütte von 1998 bis 2008 wiederaufgebaut. MRA

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