Rußrindenkrankheit Giftiger Baumpilz tastet sich langsam in die Eifel vor

Bitburg-Prüm · Ein exotischer Schädling ist vergangenes Jahr erstmals in Eifeler Wäldern aufgetaucht: die Rußrindenkrankheit, ein für den Menschen giftiger Pilz, der Ahornbäume befällt. Bis jetzt, melden die Forstämter, gibt es aber nur wenige Funde. Das könnte sich aber durch den Klimawandel ändern.

 Nicht unbedingt ein Glückspilz: In Rivenich hat der Klausener Förster Alois Meyer vergangenes Jahr den ersten befallenen Baum gefunden. Danach tauchte die Rußrindenkrankheit auch im Bitburger Land auf.

Nicht unbedingt ein Glückspilz: In Rivenich hat der Klausener Förster Alois Meyer vergangenes Jahr den ersten befallenen Baum gefunden. Danach tauchte die Rußrindenkrankheit auch im Bitburger Land auf.

Foto: Christian Moeris

Schwarz wie Teer klebt ein zentimeterdicker Belag auf dem Stamm. Die Rinde sieht verkohlt aus, als hätte jemand den Baum angezündet. Doch es war kein Feuer, das diese Kruste verursacht hat, sondern ein aus Nordamerika eingeschleppter Pilz.

„Cryptostroma Corticale“ lautet der Fachbegriff für den Schädling, der vor allem Ahorn befällt und die sogenannte Rußrindenkrankheit auslöst, die ihrem Namen alle Ehre macht. Schon bei deren Ausbruch lassen die Bäume die Blätter fallen, bald darauf die ersten Äste. Es bilden sich sogenannte Schleimflußflecken, die Rinde wird rissig, platzt auf und legt dunklen Sporenbefall frei. Und diese Sporen können auch für den Menschen gefährlich werden. Verursachen sie doch Reizhusten, Atemnot, Müdigkeit und Fieber. Und schädigen beim Einatmen die Lunge.

Zusammengefasst haben wir es also mit einem Parasiten zu tun,  der sich in Pflanzen einistet und sie von innen aus zerfrisst. Und zudem giftige Sporen versprüht. Was erstmal nach einer außerirdischen Lebensform aus einem schlechten Science-Fiction-Film klingt.

Und etwa genauso exotisch war die Rußrindenkrankheit bis zum vergangenen Jahr auch noch in der Eifel. Kannte man diese bislang bloß aus südlicheren Regionen. Seit der Klausener Revierförster Alois Meyer den Pilz 2019 aber zum ersten Mal in Rivenich im Wittlicher Land nachgewiesen hat, tauchte er auch in anderen Teilen der Südeifel auf.

Untersuchungen der Forstamtlichen Versuchsanstalt in Freiburg haben den Befall von einigen Bäumen in Bitburg und dem Umland inzwischen bestätigt. Schuld trägt nach Fachmeinung der Klimawandel. Das Gewächs fühlt sich wegen der wärmeren Temperaturen auch zunehmend hierzulande wohler.

Eine Gefahr stellt der neue Schädling bis dato aber noch nicht dar, sagt der Bitburger Forstamtsleiter Jürgen Weis: „Das Ausmaß ist bisher gering.“ 2019 wurden zwei von der Rußrindenkrankheit heimgesuchte Ahorn in der Stadt gefällt.

Vereinzelt gebe es noch Vorkommen des Pilzes im südlichen Teil des Forstamtes. In Wäldern, die auf kalkhaltigen, trockenen Böden wachsen vor allem, trete „Cryptostroma Corticale“ hin und wieder auf.

Die Gefahren für den Menschen seien bislang aber  zu vernachlässigen, sagt Weis. Beschwerden träten nur bei direktem Kontakt auf. Dafür müsse man aber schon sehr nahe an befallene Bäume herantreten.

Abzuraten sei aber davon befallenes Holz zu lagern, zu verbauen oder sonstwie zu verarbeiten, warnt der Förster: „Dann ist die Gefahr gegeben, dass bei der Freisetzung der sogenannten Konidien eine Entzündung der Lungenbläschen entstehen kann.“ Um den Parasiten schnell aus dem Wald zu bekommen, der sich vor allem in Totholz vermehre, sei außerdem geboten, verdächtige Bäume dem Forstamt zu melden. Und sie dann zu fällen, abzutransportieren und zu verbrennen.“

Das raten ebenso die Forstämter in Neuerburg und Prüm. Auch wenn man sich dort noch nicht allzu viele Gedanken um die Rußrindenkrankenheit machen muss. Denn der Pilz habe sich dort bislang nicht breitgemacht, heißt es: „Zumindest haben wir keine Meldungen aus den Revieren oder von Waldbesitzern erhalten.“

Man werde die Ahornbestände aber im Auge behalten, insbesondere in den Tälern von Prüm, Enz und Our, sagt der Neuerburger Forstamtsleiter Olaf Böhmer: „Im Moment scheint die Gefahr eines Ausbruchs der Krankheit zwar sehr gering. Was sich aber bei einem erneuten Dürresommer schnell ändern kann.“ Und die gibt es ja inzwischen häufiger.

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