Glaube im alltag

An diesem Tag hatte ich allen Grund zur Freude: Als Familie konnten wir das Abitur der jüngsten Tochter in Form eines Gottesdienstes und einer Entlassfeier mit feierlicher Zeugnisausgabe begehen. Doch schon die ersten Takte in der Basilika brachten mich förmlich aus dem Takt: Meine Gedanken wanderten zu den Lebenszeichen eines Menschen im Krankenhaus, der via Monitor und Ton den Herzschlag akustisch und visuell wahrnehmbar macht.

Kaum zu fassen, welche Ängste und Hoffnungen Eltern von jungen Fahranfängern mit dem regelmäßigen Takt verbinden, wenn sie Wegstrecken vor Augen haben, die ihre Kinder oder Angehörigen Tag für Tag auf den Wegen zwischen Heimatort und Arbeitsplatz zurücklegen müssen. Wie lang kann die Zeitspanne von einem Takt zum nächsten werden, wenn die Heimreise sich hinzieht und die Zeiger der Uhr ihre Runden ziehen und der Liedtext "Meine Zeit steht in deinen Händen, nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in Dir ..." zur Herausforderung wird - zur Entscheidung, ob ich meine Hoffnung und Kraft wirklich in meiner Gottesbeziehung finden kann? Vertraue ich wirklich darauf, dass er meine Zeit, unsere gemeinsame Zeit, fürsorglich in seinen Händen hält? Vielleicht heißt die Botschaft des Liedes an mich: Lehn dich mit innerer Ruhe zurück, denn deine/unsere Zeit steht in Gottes Händen. Du brauchst keine Angst zu haben, dass der Takt des Herzensschlags in einen längeren durchgehenden Ton übergeht, der alle Zukunftspläne auf den Kopf stellt oder das Lebensende eines geliebten Menschen signalisiert. Als Mutter wurden mit diesem Lied aber auch dankbare Erinnerungen an den Zeitpunkt wach, in dem ich den ersten Herzschlag des noch ungeborenen Kindes hörte. Wie beruhigt war ich, wenn ich von Monat zu Monat die Herztöne unseres Kindes hören konnte und wusste, es ist alles in Ordnung. Wir dürfen weiter guter Hoffnung sein, dass Gott auch weiterhin die enge Bindung zwischen Mutter und Kind in seinen guten Händen hält. Petra Schweisthal, Pastoralreferentin im Dekanat St. Willibrord Westeifel

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