Glaube im Alltag

Es ist schon merkwürdig: Häufig klagen wir Menschen darüber, dass etwas langweilig sei. Dass sich immer wieder das Gleiche wiederholt.

 Johannes Eiswirth. Foto: privat

Johannes Eiswirth. Foto: privat

Das bringt zwar auf der einen Seite Routine und Sicherheit, andererseits aber fehlt die Abwechslung und neuer Anreiz. Und dann: Sobald eine Veränderung ansteht oder eintritt, taucht die Angst auf. Angst vor dem Neuen. Angst davor, dass ich Gewohntes aufgeben muss. Angst davor, ob ich dem, was auf mich zukommt, gewachsen bin. Angst davor, dass nicht nur die Situation sich verändert, sondern dass ich mich verändern muss. In meiner Haltung, in der Art und Weise, wie ich zu arbeiten gewohnt bin. Letztlich möglicherweise sogar in meinem Lebensrhythmus. Ich kann mich nur angstfrei und offen auf Neues einlassen, wenn ich bereit bin, mich selbst infrage zu stellen. Wenn ich darauf vertraue, dass in jeder Veränderung die Chance einer Weiter- und Fortentwicklung steckt. Ja, dass sich meine Lebensqualität wandelt in Richtung mehr Reife. Das trifft auf private wie auf berufliche Veränderungen zu. Und wenn ich offenen Auges nach vorne gehe, steht hinter jedem Schritt neue Entfaltungsmöglichkeit. Hermann Hesse schreibt in seinem Gedicht "Stufen": "Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf\' um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise, Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen." Zur menschlichen Entwicklung gehört eben Aufbruch, Mut zu Neuem, Wille und Mut zu Veränderung. Und letzten Endes ist auch der letzte Abschied ein neuer Aufbruch. Hesse beschreibt es so: "Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde, Uns neuen Räumen jung entgegen senden, Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!" Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass wir jeden Abschied als Anfang und Neubeginn verstehen und erfahren können. Und dass im Vertrauen Gott uns auch unser letzter Schritt ein Fort-Schritt vorwärts in einen neuen und für uns noch unvorstellbaren Lebensraum wird. Diesen letzten Schritt ist unerwartet, aber sicher in christlicher Zuversicht unser Mit-Autor Dechant in Ruhe Ludwig Gödert gegangen. Ihm seien diese Gedanken zu "Glauben im Alltag" gewidmet - Ihnen als Ermunterung, Veränderungen, Abschiede und Aufbrüche immer als Chance Gottes zu verstehen. Johannes Eiswirth, Dekanatsreferent St. Willibrord Westeifel

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