Glaube im Alltag

Der Herbst mit seiner bunten Blätterpracht ist eine märchenhaft melancholische Zeit. Die Natur lockt raus, über Felder, Wiesen und Wälder und lädt zum Träumen ein.

Zugleich führt sie heim, zum Nachdenken über Sinn und Unsinn des Lebens. Vor allem im November, wenn dieser viel Niederschlag und Nebel mit sich bringt, wie in diesen Tagen, wenn die Sicht in die Ferne schwindet und der Blick sich auf die eigene Person zu bewegt. Dann wird allenthalben greifbar, was Rilke mit seinem Gedicht "Herbsttag" in Worte fasst: "Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben...". Wir wissen alle um diese zwischenmenschliche Einsamkeit der Novembertristesse. Jeder hatte schon mal Kontakt mit ihr. Sie gesellt sich zu Menschen, die verloren am Küchentisch sitzen, und selbst mitten im Trubel einer Großfamilie ist sie dann und wann kein unbekannter Gast. Für solche trostlosen Stunden braucht es Spontanbesucher. Menschen, die spüren, wenn jemand hinter einer verschlossenen Tür wartet. Dann braucht es Türklopfer und Dauerklingler, die erst wieder gehen, wenn sie eingelassen wurden. Menschen mit einfachen Gesten ohne viel Getue, Menschen ohne lange Reden, sondern mit lebendigen Worten. Menschen, die sich von den Worten Paulus\' an seine Gemeinde in Korinth ansprechen und herausrufen lassen: "Unverkennbar seid ihr ein Brief Christi, ausgefertigt durch unseren Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln aus Stein, sondern - wie auf Tafeln - in Herzen von Fleisch." Jörg Koch, Pastoralreferent im Dekanat St. Willibrord Westeifel.

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