GLAUBE IM ALLTAG

Während ich diese Zeilen schreibe, ist draußen bereits dunkle Nacht. In diesen Tagen vor Weihnachten wird es ja schon früh finster.

Dunkelheit wird unterschiedlich erlebt. Es gibt Dichter, die vergleichen das Dunkel der Nacht mit einem schützenden Mantel, der die Welt einhüllt und zur Ruhe bringt. Sind wir heute noch fähig, uns in diesem Sinn dem Dunkel zu überlassen? Dunkelheit kann Geborgenheit geben, sie kann aber auch Angst machen. Und nicht nur Kinder fürchten sich vor dem Dunkel der Nacht. In der Stadt gibt es keine Nacht. Tausend künstliche Lichter sorgen dafür, dass der Tag der Stadt scheinbar kein Ende hat. Eine Illusion! In der Stadt kann man keine Sterne sehen, fast scheint es, als lege man darauf auch keinen Wert. Aber vergessen wir nicht: Licht und Dunkelheit gehören zusammen. Licht braucht Dunkelheit, um seinen Glanz erstrahlen zu lassen. Und manchmal müssen wir uns schon einmal der Dunkelheit überlassen, um die Lichter, auf die es wirklich ankommt, wahrnehmen zu können. Wir mögen ja noch so geschickt die Nacht zum Tag machen, die Dunkelheiten unseres Lebens holen uns doch immer wieder ein. "Not lehrt beten", sagt der Volksmund. Das heißt: Manchmal muss es schon schwarze Nacht in unserem Leben werden, bis wir entdecken: Da leuchtet doch noch ein Hoffnungsstern. Es hat schon seinen Sinn, wenn wir unsere Weihnachtsgottesdienste mitten in der Nacht beginnen. Es gibt Menschen, die gerade an Weihnachten unter den Dunkelheiten ihres Lebens leiden. Gerade ihnen gilt die Verheißung, dass auch ihre Nacht zur Heiligen Nacht werden kann. Nur wer sich in die Dunkelheit hineinwagt, sieht das Licht, das da erscheint. Es soll in unseren Herzen hell und warm werden, wenn wir spüren dürfen, dass Gott uns ganz nahe ist. Hoffentlich geht uns an Weihnachten allen das rechte Licht auf! Das wäre Anlass zur Freude und zur Feier. Und auf das meiste von dem faulen Zauber, den wir um diese Tage zu entfalten pflegen, könnten wir getrost verzichten. Heute abend will ich mich nun noch ein wenig der Dunkelheit überlassen. Bald dürfen ja die Kerzen am Adventskranz leuchten. red Klaus Bender ist Dechant in Kyllburg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort