Glaube im Alltag
Die gesellschaftliche Wirklichkeit hat sich in dem Punkt des Zusammenlebens der Geschlechter in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Die Partnerschafts- und Familienformen sind aufgrund von Werteverschiebungen oder von ganz unterschiedlichen Lebensumständen sehr vielfältig geworden.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Synode im Bistum Trier, die sich vom Ansatz her als "Sehschule" begreift, eine ihrer Sachkommissionen genauso benennt: "Familie in all ihrer Vielfalt in Kirche und Gesellschaft und der Wandel der Geschlechterrollen". Die Aufgabe ist, die Realitäten wahrzunehmen und das Unterstützungs-, Beratungs- und Begleitungsangebot der Kirche zu spezifizieren und auf die jeweiligen Bedürfnisse abzustimmen. Dennoch vermisse ich im Titel - anderen wird es ebenso gehen - eine Option für die Ehe von Mann und Frau und die daraus in den meisten Fällen hervorgehende Familie mit Kindern (Art. 6 GG). In der Kirche ist die Ehe neben der Priesterweihe das zweite ausdrückliche Standessakrament. Die Gründe liegen im biblischen Bild der von Gott so gewollten Zuordnung und Zeichenhaftigkeit von Mann und Frau. Sie sollen versuchen, in ihrer Liebe, Treue, Fürsorge, Verantwortung und Vergebung Gottes Wesen widerzuspiegeln, transparent zu machen und gegenwärtig zu setzen. Unter diesem An- und Zuspruch steht letztlich auch der Priester, aber auf eine andere Art. Die Kirche verwirklicht sich in diesen beiden Berufungen auf spezielle und dichte Weise - ein mögliches Scheitern inbegriffen. Als Wertegemeinschaft sollte die Kirche ihre "Markenzeichen" und "Schätze" nicht unter öffentlichem Druck wegen angeblicher Überforderung oder Rigorismus vernachlässigen, sondern ihre Ideale festhalten, mehr in sie investieren und sie mit Leben füllen. Das bedeutet: Eine gestufte Hinführung und Ermutigung zur sakramentalen Trauung, eine solide Weiterbildung von Ehepaaren für Ehepaare, ein Netzwerk in der Ehe- und Familienpastoral zum Austausch von unterstützenden Formen, die heute passen. Diese Fokussierung trägt dem Wunsch vieler Menschen nach lebenslanger Partnerschaft Rechnung und bedeutet keine Abwertung anderer Lebensformen. Michael Schlüter, Pastoralreferent, Dekanat Vulkaneifel