Glaube im Alltag

Nur altern oder auch reifen? Kürzlich kamen mir unverhofft bei der Fernsehwerbung Gedanken dazu. Es wurde Kosmetik für die "reifere Haut" vorgestellt.

Warum spricht man nicht von der älter gewordenen Haut? Da wurde mir bewusst, dass Älterwerden ein Tabu in unserer Gesellschaft ist. Was geht in Ihnen bei diesem Thema vor? Wir können uns dem Reifen aber auch widersetzen. Dann werden wir halt nur alt und oft für die Umgebung ungenießbar.Die Jahre anders zählen


Zunächst zählt man die Lebensjahre von der Geburt her: Jetzt bin ich 16, wenn ich doch schon 18 wäre. Neu für mich war, daß ich eines Tages unverhofft merkte: Du denkst ja vom Ende deines Lebens her, jetzt hast du noch 25 Jahre, bald sind es noch 15 Jahre. Die Gefühle dabei sind zwiespältig. Die Mitte des Lebens als Chance begreifen heißt, künftig vom Ende her zu planen und anders zu denken und zu leben.Genießbarer werden


Wodurch können wir Reifungsprozesse fördern? Wo wir den Tag wachsam erleben, werden sich Gelegenheiten zum Reifen vielfach ergeben. Oft merken wir es nicht oder zu spät, aber wenn uns etwas über das Normalmaß ärgert oder wir überreagieren, da können wir sicher sein, dass dies ein Anstoß zur Veränderung ist. Wo unsere Bereitschaft zum Vergeben in ein ständiges Praktizieren der Vergebung umschlägt. Wo wir zu unserer Lebensgeschichte stehen und darin Gottes Wege mit uns sehen können, so wie es Leo Tolstoi ausgesprochen hat: "Habe dein Schicksal lieb, es ist der Weg Gottes mit deiner Seele". Wo die Grundberufung für das eigene Leben erkannt und wahrgenommen wird. Jakob, ein Mann Gottes, bekennt trotz Höhen und Tiefen in seinem Leben: "Gott ist mein Hirte gewesen mein Leben lang" (1 Mose 48,15). Diese Gesamtschau des Lebens wünsche ich allen Lesern. Dirk Staudinger, Pastor der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Prüm

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