Glaube im Alltag

Meinung Das Geschenk der Verklärung Verklärung - was für ein seltsames Wort. In unserer Alltagssprache kommt es kaum vor.

Wir sagen schon mal über jemand anderen, dass er verklärt schaut - aber ein Kompliment ist das nicht! Verklärt - klingt nach: vergeistigt, den Boden unter den Füßen verloren, realitätsfern. Auf jeden Fall seltsam. Heute gehört das Wort hierher. Denn heute, am 6. August, ist das Fest der Verklärung des Herrn. "Typisch", denken jetzt schon viele: "Kirche - vergeistigt eben, und ohne Kontakt zur Realität". Aber meint es das? Schauen wir einmal genauer hin. Dem Fest der Verklärung des Herrn liegen die Berichte der Evangelien zugrunde, wonach Jesus in Begleitung von drei Jüngern auf einen hohen Berg stieg, dort verklärt wurde und im Licht erstrahlt. Dabei kam es zu einer Gotteserscheinung, als eine Stimme aus dem Himmel rief: "Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe: Auf ihn sollt ihr hören." Aha! Jetzt wissen wir, wo das Fest herkommt, aber was es bedeutet, wissen wir immer noch nicht. Die Bibel meint, glaube ich, Folgendes: Den Jüngern wird die Erfahrung geschenkt, Jesus in einem anderen Licht zu sehen - sozusagen von innen, von seinem Wesen her. So, wie er wirklich ist - als Freund der Menschen, als fleischgewordene Liebe des himmlischen Vaters. Eine ganz besondere Erfahrung! Und das gibt es auch heute noch. Am ehesten erleben wir das, wenn wir einen anderen Menschen als Freund, Partner erfahren dürfen. Denn diesen Menschen sehen wir in einem Licht, wie ihn sonst nur wenige sehen. Es ist der Blick auf das Herz. Dies bei einem Menschen erfahren zu dürfen, ist ein Geschenk - denn es ist ein einzigartiger Blick auf einen Menschen, der sich mir darin zeigt. Und das ist etwas Besonderes, das ist unglaublich kostbar. Das gilt für Jesus, das gilt aber auch für alle anderen Menschen. In diesem Sinne bin ich sehr für Verklärungen, denn sie bereichern unser Miteinander! Thomas Weber, Pastor Bitburg Liebfrauen und Fließem

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