Der Alltag wird schnell gleichgesetzt mit Routine, Belastung, frühem Aufstehen, Schule und Beruf. In unserer Art zu reden scheinen das Wichtige im Leben die Wochenenden und Ferien zu sein. Der Alltag schneidet im Vergleich mit ihnen schlecht ab. Und doch brauchen wir das Gleichmäßige des Alltags. So erlebe ich immer wieder, dass sich vor allem die Kinder nach den Ferien wieder auf den "normalen Alltag" mit der Schule und einem geregelten Tagesablauf freuen. Gerade das Alltägliche gibt unserem Leben ein Gerüst, innerhalb dessen wir uns bewegen können. Der Arbeitsalltag weist uns unsere selbstverständlichen Aufgaben zu. Wir müssen nicht jeden Tag neu erfinden. Es ist klar, was wir zu tun haben. Erst wenn wir das Gleichmaß von Montag bis Freitag erlebt haben, können wir die Freiheit spüren, die Samstag und Sonntag uns gewähren können. Die Bibel weiß um den Segen, der auf den Wochentagen liegt. Sie weiß um den Rhythmus des Lebens, der darin enthalten ist. Im Buch Genesis wird zweimal erzählt, wie Gott die Erde erschafft. Inhaltlicher Vielfalt stehen in diesen Berichten gleichförmig gebaute Sätze gegenüber. Jeden Tag erschafft Gott etwas anderes: Licht, Himmel und Erde, Land und Meer, Sonne, Mond und Sterne, die Tiere und schließlich den Menschen. Am Ende jeden Tages wird jedoch immer das Gleiche beschrieben: Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster, zweiter, dritter, vierter, fünfter und sechster Tag. Die Alltage sind gleich strukturiert. Nur der siebte Tag wird geheiligt und bekommt dadurch eine Sonderstellung. Jeden Tag macht Gott etwas Neues und doch gleichen sich die Tage in ihrer Struktur. Und wir Menschen sind Gottes Ebenbild und brauchen genau das: das Gleichmäßige und die Möglichkeit, die Tage voneinander zu unterscheiden. So wünsche ich Ihnen einen erholsamen Sonntag und einen frohen Alltag. Stefan Trauten, Dechant im Dekanat St. Willibrord/Westeifel